Die Staatsanwaltschaft Hannover hat Anklage gegen den ehemaligen Geschäftsführer der German Property Group, Charles Smethurst, erhoben. Das gab die Staatsanwaltschaft am gestrigen Dienstag bekannt. Dem britischen Staatsbürger wird vorgeworfen, bei Anlegern der Property Group einen Schaden in Höhe von 56 Millionen Euro verursacht zu haben.
„Dem Angeschuldigten wird gewerbsmäßiger Betrug in 27 Fällen, wovon in 22 Fällen jeweils ein Vermögensverlust großen Ausmaßes herbeigeführt wurde, vorgeworfen“, so die Staatsanwaltschaft.
Erste Engpässe bei German Property Group bereits 2015
Smethurst hat 2008 das Investment-Unternehmen Dolphin Capital gegründet, das nach zwei Umfirmierungen 2019 zur German Property Group mit Sitz in Hannover wurde. Der Geschäftszweck war der Erwerb, die Sanierung und der Verkauf denkmalgeschützter Immobilien in Deutschland.
Smethurst hat von ausländischen Investoren, unter anderem aus Frankreich und Singapur, Geld für die Restaurierungsprojekte eingesammelt. Durch Verzögerungen bei Bauprojekten und die steigenden Baukosten soll es 2015 zu ersten Liquiditätsengpässen gekommen sein, weshalb bestehende Darlehen nur durch weiteres Fremdkapital beglichen werden konnten, so die Behörde.
Trotz der Aufnahme der neuen Darlehen kaufte die Gruppe nicht im selben Wert neue Projekte ein, heißt es von der Staatsanwaltschaft. Dadurch soll sich die German Property Group (damals noch Dolphin Trust) stark überschuldet haben.
Insolvenzverwalter: „Betrügerisches Geschäftsmodell“
Mithilfe externer Berater wurde zunächst eine Sanierung versucht; allerdings erfolglos, denn 2020 meldete das Unternehmen offiziell Insolvenz an. Smethurst soll bereits 2018 erkannt haben, dass die German Property Group insolvenzreif war und Investoren über die Solvenz des Unternehmens getäuscht haben, um weiterhin Gelder von Anlegern einzusammeln, so der Vorwurf der Behörde. Damit hätte er sich des Anlagebetrugs schuldig gemacht.
Die Staatsanwaltschaft hatte schon 2020 Ermittlungen aufgenommen, doch der Fall erwies sich als außerordentlich komplex. 2021 stellte der Insolvenzverwalter Gerrit Hölzle dem Unternehmen ein verheerendes Zeugnis aus, in dem er über ein „betrügerisches Geschäftsmodell“ und ein „Schneeballsystem“ sprach.