ProSiebenSat.1 zahlt Millionenstrafe und prüft Ansprüche gegen Dritte

ProSiebenSat.1 Media hat die Probleme um zahlungsdiensterechtliche Verstöße bei Gutscheingeschäften der ProSieben-Töchter Jochen Schweitzer und Mydays hinter sich gelassen. Der Konzern zahlt Bußgelder in Höhe von insgesamt 3,9 Millionen Euro, die sich auf drei Gesellschaften aufteilen (siehe Tabelle). Die Geldbußen gegen ProSiebenSat.1 verteilen sich auf drei Unternehmen Empfohlener externer Inhalt An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Datawrapper, der von der Redaktion empfohlen wird. Sie können den Inhalt mit einem Klick aktivieren. Inhalt entsperren Immer entsperren Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte von Datawrapper angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu erfahren Sie bei Datawrapper und unserer Datenschutzerklärung. Die Strafen verhängten die Staatsanwaltschaft München I und das Amtsgericht München wegen Verstößen gegen das Zahlungsdiensteaufsichtsgesetz (ZAG). Das Ermittlungsverfahren ist mit diesem Schritt für alle Gesellschaften des Konzerns beendet. Finanziell hatte sich das Unternehmen bereits zum 30. Juni 2024 durch Rückstellungen im unteren einstelligen Millionenbereich abgesichert, erklärte der Senderbetreiber in einer Mitteilung. Sowohl ProSiebenSat.1 als auch die Töchter hätten mit der Staatsanwaltschaft umfassend kooperiert, was die Staatsanwaltschaft bei der Bußgeldbemessung zugunsten der Gesellschaften berücksichtigt habe, hieß es weiter. Hinweisgeber trat Untersuchung bei ProSiebenSat.1 los Die Probleme mit dem Gutscheingeschäft gehen auf das Frühjahr 2023 zurück, als ein Hinweisgeber aufsichtsrechtliche Bedenken bei bestimmen Gutscheinen der Tochtergesellschaften Jochen Schweizer und Mydays aufwarf. In der Folge konnte ProSiebenSat.1 den Jahres- und den Konzernabschluss erst verspätet offenlegen, auch die Hauptversammlung verschob das Unternehmen. Konkret ging es um Gutscheine mit einem Wert von über 250 Euro, die die Unternehmen vor Mitte März 2023 ausgegeben hatten und die nach dem ZAG erlaubnispflichtig waren. Von Seiten der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) lag eine solche Erlaubnis jedoch nicht vor. ProSieben zahlte 15 Millionen Euro für Untersuchung Die in Frage gestellten Gutscheinmodelle machten rund 20 Prozent des Umsatzes von Jochen Schweizer und Mydays aus. Den Gesamtumsatz der beiden Töchter bezifferte ProSieben damals auf 73 Millionen Euro, also rund 1,6 Prozent des Konzernumsatzes. Bereits seit März 2023 betreiben die Unternehmen das Gutscheingeschäft so, dass keine Erlaubnis der Bafin nötig ist. Auch die Rechnungslegung wurde angepasst. Alles zum Thema Compliance Wirtschaftskriminalität kostet Unternehmen Millionen – gute Compliance ist die beste Vorsorge. Alle Infos zu Betrugsfällen, Bilanzskandalen, Cyber Crime oder wirksamen Gegenmaßnahmen finden Sie auf dieser Themenseite. Mehr lesen Um den Fall zu untersuchen, beauftragte der Aufsichtsrat damals die Anwaltskanzlei Skadden, Arps, Slate, Meagher & Flom. Das Kuriose dabei: Die Kosten der internen Untersuchung übersteigen das nun verhängte Bußgeld um ein Vielfaches. Bis Ende April 2024 lagen sie bereits bei 15 Millionen Euro. Das geht aus Unterlagen des Unternehmens für die Hauptversammlung 2024 hervor. Mit der rechtlichen Bewertung der Untersuchungsergebnisse beauftragte der Vorstand zusätzlich die Kanzlei SZA Schilling, Zutt & Anschütz. Hätte EY das Gutscheindebakel auffallen müssen? Während das Thema für den Konzern ProSiebenSat.1 finanziell nun ausgestanden ist, könnte es für Dritte noch brenzlig werden. CFO Martin Mildner verwies in der Mitteilung auch auf zivilrechtliche Ansprüche von ProSiebenSat.1: „Über mögliche Regressforderungen gegen Dritte werden wir zu gegebener Zeit informieren.“ Wer genau damit gemeint ist, präzisierte der Finanzchef nicht. Im Raum stehen allerdings bereits seit Monaten mögliche Forderungen gegenüber zwei ehemaligen Vorstandsmitgliedern und dem Wirtschaftsprüfer EY. Er hatte ab dem Geschäftsjahr 2019 sowohl den Jahresabschluss des Konzerns als auch der Töchter Jochen Schweizer und Mydays testiert. Die Frage ist, ob dem Abschlussprüfer die regulatorische Thematik – die sich auch in der Bilanzierung widerspiegelte – hätte auffallen müssen. Wirtschaftsprüfungs- und Bilanzierungsexperten, die FINANCE kürzlich befragte hatte, waren sich uneinig. EY äußerte sich auf eine aktuelle Anfrage von FINANCE nicht zu möglichen Schritten durch ProSiebenSat.1. Marktkreisen zufolge liege der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft bislang jedoch schriftlich nichts vor.

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