Robotic Process Automation, Predictive Analytics, Big Data: Immer wieder fallen diese Schlagworte, wenn es um neue Technologien in der Finanzabteilung geht. Doch welche Veränderungen hat die Digitalisierung denn bisher im Controlling und auf die Arbeit der Controller konkret angestoßen?
Mit dieser Frage hat sich die Prüfungs-und Beratungsgesellschaft KPMG gemeinsam mit der LMU München in einer aktuellen Studie beschäftigt, die FINANCE vorab exklusiv vorliegt. Befragt wurden 172 CFOs, Chief Accountants und Chief Controller aus dem deutschsprachigen Raum (mehr zur Methodik im Infokasten am Ende des Textes).
Digitalisierung: Controller werten andere Daten als früher aus
Die Umfrageergebnisse zeigen deutlich, dass neue Technologien das Controlling bereits auf vielen Ebenen verändern. Rund zwei Drittel der Befragten haben zum Beispiel im eigenen Unternehmen beobachtet, dass das Controlling dank inzwischen zum einen mehr Daten und zum anderen neue Daten verarbeitet.
Die Studienautoren erklären diese Entwicklung dadurch, dass die Controller die Digitalisierung der Geschäftsmodelle im eigenen Unternehmen häufig als Businesspartner begleiten und deshalb zusätzliche Informationen auswerten müssen. So zeige die Praxis beispielsweise, dass viele Controller den Auftrag bekommen, Business Cases für digitale Geschäftsmodelle zu bewerten.
FINANCE-Themenseite
Darüber hinaus bieten die neuen Technologien für das Controlling selbst ganz neue Möglichkeiten: Durch Big Data Analytics können mehr Daten als bisher erhoben und ausgewertet werden – nicht selten sogar in Echtzeit.
Möglicherweise stimmten deshalb jeweils knapp 70 Prozent der Befragten der Aussage zu, das Controlling habe an Transparenz und Effizienz gewonnen. Über die Hälfte war der Meinung, dass das Controlling außerdem als Entscheidungsgrundlage nützlichere und verlässlichere Informationen liefere.
Digitalisierung bringt noch keine Kostenersparnis
Ob die neuen Technologien aber auch zu einer höheren Prognose- und Planungsgenauigkeit führen, was zum Beispiel durch Predictive Analytics erreicht werden soll, ist dagegen weniger eindeutig. Zwar stimmen knapp 40 Prozent dieser Aussage zu, fast ein Drittel ist aber unentschieden und immerhin 13 Prozent lehnen die Aussage sogar ab.
FINANCE-Themenseite
Offenbar scheinen sich die hohen Erwartungen an die Prognosen und Planungen, die vor allem von Software-Anbietern geschürt werden, nicht zu bestätigen, vermutet KPMG. Möglicherweise können die statistischen Modelle die Realität doch noch nicht so treffend beschreiben, wie erhofft.
Die Erwartung, dass neue Technologien am Ende sogar Geld sparen könnten, wurde bisher in den meisten Fällen enttäuscht: Lediglich einen Viertel der Befragten sieht bisher einen Kostenvorteil. Über 40 Prpzent der Befragten ist unentschieden, und fast ein Viertel widerspricht der Aussage.
Controller und Buchhalter arbeiten enger zusammen
Die Studie zeigt zudem, dass die Digitalisierung nicht nur Auswirkungen auf das Controlling, sondern auch auf die Zusammenarbeit zwischen Controllern und Buchhaltern hat. Über die Hälfte der Unternehmen verwendet inzwischen einen gemeinsamen Datenpool für beide Bereiche. Treiber dieser Entwicklung sind vor allem die Anbieter von ERP-Systemen, die die beiden Bereiche auf technischer Ebene zusammenführen.
Auch die bisherige Aufgabenverteilung zwischen Accounting und Controlling wird zunehmend auf den Prüfstand gestellt. Bei einem Viertel der Unternehmen wurden die beiden Bereiche bereits zusammengelegt.
Info
Die Studie wurde von der Prüfungs-und Beratungsgesellschaft KPMG gemeinsam mit der LMU München durchgeführt. Die Studienergebnisse basieren zum einen auf einer Online-Umfrage, an der 172 Manager aus Deutschland, Österreich und der Schweiz teilnahmen.
38 Prozent waren davon CFOs, 37 Prozent Leiter Accounting und 17 Prozent Leiter Controlling. Unternehmen mit unter 1.000 Mitarbeitern bildeten etwa die Hälfte der Stichprobe, weitere 30 Prozent beschäftigen bis zu 5.000 Mitarbeiter, 15 Prozent bis zu 50.000. Zum anderen wurden telefonisch Experteninterviews mit elf CFOs, Chief Accountants und Chief Controllern durchgeführt.
Julia Schmitt ist Redaktionsleiterin von FINANCE-Online und Moderatorin bei FINANCE-TV. Nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre und Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz stieg sie 2014 bei F.A.Z. BUSINESS MEDIA ein. Sie betreut die Themenschwerpunkte Wirtschaftsprüfung und Bilanzierung und ist Trägerin des Karl Theodor Vogel Preises der Deutschen Fachpresse.