Sportlich wird es für die Bayern dieses Jahr wohl nicht zum Triumph über den FC Barcelona reichen, im Rückspiel heute Abend bräuchten die Bayern schon ein Fußballwunder, um noch ins Champions-League-Finale in Berlin einzuziehen. Abseits des grünen Rasens, auf dem Feld der Finanzen, haben die Bayern aber das Signal zum Großangriff auf die Mega-Klubs vom Schlage des FC Barcelona gegeben.
Neuester Beleg ist die Verlängerung des Ausrüstervertrags mit Adidas bis zum Jahr 2030. Statt bisher 25 Millionen Euro pro Saison sollen die Bayern fortan mindestens 60 Millionen Euro kassieren, berichten verschiedene Medien. Über die gesamte Vertragslaufzeit hinweg wären das 900 Millionen Euro, theoretisch genug für den Bau von zwei neuen Allianz Arenen.
Der bisherige Ausrüsterdeal mit Adidas, eigentlich noch bis 2020 datiert, wäre im internationalen Vergleich aber auch nicht mehr zeitgemäß gewesen: Arsenal London soll von Puma inzwischen 40 Millionen Euro pro Saison erhalten, Adidas wird Manchester United ab der nächsten Saison zehn Jahre lang sogar 100 Millionen Euro pro Jahr bezahlen.
Gegenüber ManU hängt Bayern München zwar immer noch hinterher, aber der Rückstand ist kleiner als er aussieht. Denn während Adidas von ManU auch einen großen Teil der Merchandising-Rechte erworben hat, haben die Bayern dort noch selbst die Hand drauf. Dass das nicht unwichtig ist, zeigt folgendes Beispiel: Die Bayern sollen künftig an jedem verkauften Trikot 5 Euro Lizenzgebühr verdienen. Bei den zuletzt verkauften knapp 1,5 Millionen Jerseys im Jahr sind das weitere 7,5 Millionen Euro, die in die langsam überquellende Kasse von Bayern-Finanzchef Jan-Christian Dreesen („Der FC Bayern ist kerngesund“) fließen.
Ausrüsterverträge: Real und Barca werden nachziehen
Langfristig können die Merchandising-Rechte für die Bayern noch viel wert sein, denn mit Fanartikeln machen sie immer bessere Geschäfte: Allein in der vergangenen Saison konnten die Bayern ihre Merchandising-Erlöse von 83 auf 105 Millionen Euro steigern.
Jetzt wird es interessant sein zu sehen, welche neuen Ausrüsterverträge Real Madrid und der FC Barcelona demnächst abschließen werden. Beide streichen von Adidas (Real) und Nike (Barca) aktuell angeblich jeweils nur 35 Millionen Euro pro Saison ein. Da ihre Marken international aber noch stärker strahlen als die des FC Bayern, werden die neuen Ausrüsterverträge der spanischen Topklubs vermutlich in der Dimension von Manchester United landen.
Hinten wird die Champions League richtig fett
Den Bayern stehen aber auch an anderer Stelle steigende Einnahmen ins Haus. In Kürze wird die DFL den neuen Bundesliga-TV-Vertrag aushandeln, der von der Saison 2017/18 an gilt. Alles andere als ein erheblicher Preisanstieg wäre eine Sensation. Die Bayern haben in der abgelaufenen Saison 2013/14 ihre Bundesliga-TV-Einnahmen von 37,4 auf 46,9 Millionen Euro gesteigert. Wenn ab der Saison 2017/18 der neue TV-Vertrag greift, könnten die jährlichen Einnahmen der Bayern aus dem Bundesliga-TV-Topf in Richtung 100 Millionen gehen.
Die Champions League wird sogar schon ab der nächsten Saison noch lukrativer. Schon in dieser Spielzeit haben die Bayern dort mehr als 60 Millionen Euro eingespielt. Ab der nächsten Saison buttert die Uefa mehr als 2,1 Milliarden Euro in die Prämien- und Marketingtöpfe, die unter den Champions-League-Teilnehmern verteilt werden – bislang sind es „nur“ etwas mehr als 1,6 Milliarden Euro. Vor allem hinten raus wird das goldene Champions-League-Kalb dann richtig fett: Überweist die Uefa dem Champions-League-Sieger in dieser Saison für die beiden letzten Runden noch insgesamt 15,4 Millionen Euro, werden es vom kommenden Jahr an sogar 22 Millionen Euro sein. Kein Wunder, dass sich Vereine wie der Hamburger SV mit Träumen von der Champions League aus der Realität flüchten.
Schließen die Bayern jetzt zu den Mega-Klubs auf?
Die große Frage, die sich jetzt stellt, ist: Wie wird sich das alles auf die Position der Bayern im Rennen um den Titel als finanzstärkster Klub Europas auswirken? Aktuell liegt der FC Bayern mit einem Umsatz von 528,7 Millionen Euro nicht weit hinter Real Madrid (603 Millionen Euro), Manchester United (540 Millionen) und dem FC Barcelona (530 Millionen). Im Gegensatz zu den Bayern sind die anderen Großklubs aber hoch verschuldet, der heutige Gegner FC Barcelona zum Beispiel mit 280 Millionen Euro.
Die neuen Ausrüsterverträge werden die Umsätze aller Top-Vereine nach oben katapultieren. Bei den TV-Einnahmen wird ManU dank des irrsinnig gut dotierten neuen TV-Vertrags der Premier League davonziehen. Ob bei den TV-Geldern der Rückstand der Bayern zu den Spaniern kleiner oder größer wird, hängt nicht nur von dem neuen TV-Deal der Bundesliga ab, sondern auch davon, ob Real und Barcelona stärker in eine zentrale TV-Vermarktung der spanischen Liga eingebunden werden. Wenn das passiert, werden sie Geld verlieren, können sie doch bislang – anders als die Bayern oder die englischen Spitzenklubs – ihre TV-Verträge noch bilateral mit den Sendern abschließen.
Blickt man allein auf Deutschland, ist die Antwort einfacher. Als größter Empfänger von TV-Geldern wird der neue TV-Vertrag der DFL den Bayern in absoluten Zahlen größere Mehreinnahmen bescheren als den anderen Bundesligaklubs. Es ist auch nicht damit zu rechnen, dass irgendein anderer Bundesligaklub seinen Ausrüstervertrag derart aufbohren kann wie der Dauermeister. Damit scheint klar: Der Umsatzvorsprung der Bayern vor den Bundesliga-Verfolgern aus Dortmund und Schalke, der aktuell 265 beziehungsweise 313 Millionen Euro beträgt, wird wachsen. Und die Werksklubs aus Wolfsburg und Leverkusen haben trotz ihrer potenten Eigentümer ohnehin keine Chance, erlösseitig in die Sphären der Bayern vorzudringen. Zu gering sind ihre Merchandising- und Ausrüstererlöse.
And the winner is…
Die großen Profiteure der bevorstehenden Umsatzexplosion bei den Bayern heißen Müller, Neuer, Götze & Co. Wenn die Bayern – was absehbar ist – ihren Umsatz bis zum Ende des Jahrzehnts mit zweistelligen Prozentraten pro Jahr steigern können, werden auch die Spielergehälter anziehen – wahrscheinlich sogar noch stärker als die Erlöse, denn mit einer Personalkostenquote von 45 Prozent halten die Bayern ihr Geld um Welten besser zusammen als die meisten anderen Bundesligaklubs, geschweige denn als Real, Barca oder ManU.
In der vergangenen Saison haben die Bayern ihren Angestellten 215 Millionen Euro in die Lohntüten gesteckt. Es wäre keine Überraschung, wenn sich die Personalausgaben des Rekordmeisters bis zum Ende des Jahrzehnts annähernd verdoppeln würden.
Info
Schuldenberg bei Schalke 04, Investorenansturm bei Borussia Dortmund, Finanz-Irrsinn beim Hamburger SV: Mehr Beiträge aus dem FINANCE-Blog „3. Halbzeit“ finden Sie hier. Folgen Sie 3. Halbzeit auch auf Facebook und diskutieren Sie mit.