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„In der Krise sind die richtigen Skills wichtiger denn je“

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Johannes Becker, Managing Director bei Hays, glaubt, dass in der Krise gerade Finanzexperten einen wichtigen Vorteil auf dem Arbeitsmarkt haben.
Hays

Herr Becker, vergangenes Jahr haben Sie noch berichtet, dass Unternehmen immer stärker bereit seien, höhere Gehälter zu zahlen. Ist das nach wie vor so?
Ja. Der Bedarf an guten Finanzern ist ungebrochen hoch, gleichzeitig ist es nach wie vor schwierig, geeignetes Personal zu finden – das treibt die Gehälter in die Höhe. Das gilt vor allem für Finanzer, die sowohl eine sehr hohe Fachexpertise als auch IT-Affinität mitbringen. Wir erleben es immer öfter, dass Unternehmen, die uns einen Rekrutierungsauftrag geben, ihre Gehaltsbereitschaft nach oben korrigieren müssen, weil sie einfach merken, dass gute Leute mehr kosten.

Und das, obwohl sich die Konjunktur abkühlt? Immer mehr Unternehmen haben in den vergangenen Monaten Gewinnwarnungen herausgegeben, die ersten Sparprogramme werden aufgelegt – hat das noch keinen negativen Einfluss auf die Aussichten für das Gehalt?
Das ist sicher von der jeweiligen Branche abhängig. Im Bereich Automotive beobachten wir schon eine gewisse Zurückhaltung. Auch Unternehmen mit einer hohen Exportquote sind verhaltener geworden in ihren Einstellungsprozessen. Im Bankensektor spürt man die Unsicherheit ebenfalls deutlich. Vielerorts wird bei den Bewerbungsgesprächen noch eine weitere Schleife gedreht, Gehaltsverhandlungen dauern länger. Aber in der breiten Masse hat die beginnende Konjunkturabkühlung bisher keine Spuren in den Gehältern hinterlassen. Trotzdem schließe ich nicht aus, dass das in einigen Jahren möglicherweise anders aussehen könnte.

So viel Gehalt bekommen Finanzexperten 2019

Welche Experten erhalten das höchste Gehalt in der Finanzabteilung? Und wo ist noch deutlich Luft nach oben? Für den „FINANCE-Gehaltsreport 2019“ hat FINANCE die Vergütungszahlen von CFOs, Buchhaltern, Controllern, Treasury-Experten und Co. zusammengetragen und eingeordnet.

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Digitalisierungskenntnisse treiben Gehalt nach oben

Wie können sich Finanzexperten für diese Phase wappnen?
Gerade Finanzer haben einen wichtigen Vorteil auf dem Arbeitsmarkt: Sie können in der Regel ohne Probleme die Branche wechseln, falls ihr aktueller Arbeitgeber durch den Wirtschaftsabschwung unter Druck gerät. Ein guter Accountant aus der Autoindustrie oder dem Maschinenbau wird es wahrscheinlich nicht sehr schwer haben, einen gutbezahlten Job als Accountant in der nach wie vor boomenden Baubranche zu finden. Aber hier liegt auch der Knackpunkt: Gerade in der Krise, wenn Unternehmen sich zweimal überlegen, wofür sie Geld ausgeben, ist das richtige Skillset wichtiger denn je, um als Bewerber attraktiv zu sein. Und dazu gehören inzwischen ganz klar IT- und Digitalisierungskenntnisse. Wer das mitbringt, kann auch in der Flaute hohe Gehälter realisieren.

Neben den wirtschaftlichen und außenpolitischen Unsicherheiten treibt auch ein weiteres Thema die Unternehmen um: die Digitalisierung. Lange Zeit waren die Finanzabteilungen eher noch in der vorbereitenden Phase, damit in Zukunft Robotics und KI eingesetzt werden können. Sind sie inzwischen weiter?

Ja, gerade bei den großen Unternehmen hat sich sehr viel getan. Doch auch die kleineren und mittelständischen Firmen ziehen stark nach. Das wirkt sich auch auf das Profil der Kandidaten aus, die bei den KMUs gesucht werden. Gefragt sind unter anderem Finanzer, die Erfahrung bei der Umsetzung von IT- und Digitalisierungsprojekten haben, zum Beispiel bei der Einführung der neuen ERP-Software SAP S/4 Hana. Zudem sind Finanzexperten gesucht, die weg vom reinen Fachbezug über den Tellerrand hinausschauen. Um zum Beispiel die neuen Möglichkeiten von Big Data und Analysetools für die Unternehmenssteuerung optimal nutzen zu können, sollte ein Controller auch mit dem Vertrieb und der Produktion in engem Kontakt stehen. Moderne Finanzer müssen das Silodenken hinter sich lassen und agil mit verschiedenen Fachbereichen zusammenarbeiten.

„Moderne Finanzer müssen agil mit verschiedenen Fachbereichen zusammenarbeiten.“

Johannes Becker, Managing Director, Hays

Info

Das vollständige Interview mit Johannes Becker von Hays sowie die Gehaltsübersichten aller wichtigen Berufe im Finanzbereich finden Sie im aktuellen „FINANCE-Gehaltsreport 2019“, den Sie hier herunterladen können.

Julia Schmitt ist Redaktionsleiterin von FINANCE-Online und Moderatorin bei FINANCE-TV. Nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre und Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz stieg sie 2014 bei F.A.Z. BUSINESS MEDIA ein. Sie betreut die Themenschwerpunkte Wirtschaftsprüfung und Bilanzierung und ist Trägerin des Karl Theodor Vogel Preises der Deutschen Fachpresse.

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