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Adler verschafft sich Zeit und Geld

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Adler hat eine neue Rekapitalisierungsstrategie. Foto: Timon-stock.adobe.com
Adler hat eine neue Rekapitalisierungsstrategie. Foto: Timon-stock.adobe.com

Die Achterbahnfahrt der schwer angeschlagenen Adler-Gruppe könnte wieder bergauf führen: Das Immobilienunternehmen hat eine verbindliche Vereinbarung mit einem Großteil der Anleihegläubigern für eine umfassende Rekapitalisierung geschlossen.

Damit verschafft sich die klamme Adler-Gruppe mehr Zeit, um Schulden zurückzuzahlen. Die Fälligkeiten der bestehenden Anleihen verlängern sich auf Dezember 2028, Dezember 2029 und Januar 2030. Außerdem soll ein weiterer Teil der Anleihen in Anleihen mit unbefristeter Laufzeit, sogenannte „Ewigen Anleihen“, umgewandelt werden. Dafür erhalten bestimmte Gläubiger 75 Prozent der Stimmrechte und eine Option auf Gewinnbeteiligung.

Verlängerte Laufzeiten für Anleihen

Im Detail bedeutet dies, dass die Liquiditätsspritze von 938 Millionen Euro, die sogenannte „1L New Money Facility“, die Teil des Restrukturierungsplans war, nicht wie geplant im Juni 2025, sondern erst im Dezember 2028 fällig wird – vorausgesetzt, Adler hat bis Dezember 2027 einen Anteil von 400 Millionen Euro zurückgezahlt. Zudem stellen die Gläubiger über ein Finanzierungsvehikel zusätzlich bis zu 100 Millionen Euro bereit.

Die 1L-New-Money-Facility läuft künftig als Payment-in-kind (PIK) mit einem Zinssatz von 12,5 Prozent und beinhaltet eine mögliche Refinanzierung der im April 2026 fälligen Anleihe über 300 Millionen Euro der deutschen Tochter Adler Real Estate.

591 Millionen Euro erst 2029 statt 2025 fällig

Die auf 400 Millionen Euro laufende „1.5L-AGPS-Anleihen“ sowie die 191 Millionen Euro schweren „1.5L-Adler-Group-Anleihen“, die beide im Juli 2025 fällig werden, sollen durch zwei neue Anleihen, den sogenannten „1.5L-New-Money-Facilities“, abgelöst werden.

Die beiden Finanzierungen der 1.5L-New-Money-Facilities laufen bis Dezember 2029 zu einem Zinssatz von 14 Prozent als PIK. Allerdings greift bei der ersten Anleihe der hohe Zinssatz erst ab dem ursprünglichen Fälligkeitstermin Juli 2025, bis dahin zahlt Adler nur 4,25 Prozent. Die andere wird ab Ausgabe mit 14 Prozent verzinst.

2L-Anleihen werden gebündelt und bis 2030 verlängert

Des Weiteren wird der Großteil der bestehenden im zweiten Rang vorrangig besicherten Anleihen (2L-Anleihen) zur Stärkung des Eigenkapitals umgewandelt in nachrangige Ewige Anleihen. Diese bilden zusammen mit den verbleibenden restituierten 2L-Anleihen in Höhe von 700 Millionen Euro neue Anleihen im Gesamtwert von etwa 3 Milliarden Euro. Diese werden von einer eigens gegründeten Zweckgesellschaft emittiert und sollen die englische Adler-Tochter AGPS Bondco als Emittentin ersetzen. Im Gegenzug erhalten die Anleihegläubiger der Ewigen Anleihen 75 Prozent der Stimmrechte der Adler Gruppe.

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Gläubigerabstimmung könnte Finanzierung umwerfen

Wirklich groß dürften die Wahlmöglichkeiten der Gläubiger nicht gewesen sein, denn „die Vereinbarung ist das Ergebnis einer intensiven Überprüfung unseres Geschäfts angesichts der ungünstigen Marktbedingungen, die länger als erwartet angehalten haben“, fasst Adler-CEO Thierry Beaudemoulin die prekäre Lage des Unternehmens zusammen, dessen Loan-to-Value aktuell bei 97,5 Prozent liegt.

In den vergangenen beiden Jahren hatte Adler rund 2,7 Milliarden Euro Verlust eingefahren und will sich durch den Verkauf seines Immobilienportfolios entschulden. Angesichts des kriselnden Immobilienmarktes ist dies zurzeit kein einfaches Unterfangen. Ganz in trockenen Tüchern ist dieser Refinanzierungsplan jedoch noch nicht, denn es braucht noch die Zustimmung der Gläubigerversammlung.

Die Gruppe der Unterzeichner hält etwa 60,5 Prozent der von der Adler-Tochter AGPS Bondco ausstehenden und ausgegebenen Anleihen. Falls die Gläubiger nicht oder nicht in ausreichender Zahl zustimmen, wird AGPS Bondco einen englischen Restrukturierungsplan einleiten.

Adler-Vorstand verkleinert sich

Fest steht zumindest, dass Matthias Moser bei der nächsten Hauptversammlung am 25. Juni in den Verwaltungsrat aufsteigen soll, nachdem der Verwaltungsratsvorsitzende Stefan A. Kirsten im Februar 2024 aus gesundheitlichen Gründen ausscheiden musste.

Der Immobilienfinanzer Moser war in verschiedenen Unternehmen in leitenden, nicht-leitenden und beratenden Funktionen tätig, zuletzt bei der Domicil Real Estate AG, der Südewo GmbH und der GBW Immobilien AG.

Zeitgleich mit Mosers Einzug in den Verwaltungsrat scheiden die bisherigen Verwaltungsratsmitglieder Heiner Arnoldi und Thomas Zinnöcker aus. Arnoldi hat seinen Rücktritt nach nur knapp einem Jahr in dieser Position eingereicht, Zinnöcker nach mehr als 3 Jahren. Nachbesetzt werden sollen die Posten nicht, vielmehr soll das Gremium auf fünf Mitglieder schrumpfen, zu denen ab Ende Juni der Vorsitzende Stefan Brendgen, CEO Thierry Beaudemoulin, CFO Thomas Echelmeyer sowie Matthias Moser und Thilo Schmid zählen.

Erika von Bassewitz ist Redakteurin bei FINANCE. Sie hat Philosophie und Französisch an der Humboldt-Universität in Berlin sowie an der Université de Genève studiert und mit einem Magister Artium abgeschlossen. Vor FINANCE war sie mehr als acht Jahre Redakteurin in der Multimediaredaktion des Medienhauses der EKHN. Davor war sie unter anderem Redakteurin beim HR-Magazin von monster, freie Autorin bei Deutsche Welle TV und freie Mitarbeiterin bei der Westdeutschen Zeitung.