Siemens platziert Commercial Paper in 93 Sekunden
Das Geschirr vom Mittagessen in die Spülmaschine räumen, eine Ladung Wäsche anstellen, ein Commercial Paper platzieren – all das schafft man in rund zwei Minuten. Letzteres sogar in nur 93 Sekunden. Das hat der Industriekonzern Siemens vergangenen September bewiesen, als er ein Commercial Paper über die Blockchain platziert hat. Das Papier im Volumen von 100.000 Euro und mit einer Laufzeit von drei Tagen war als Krypto-Wertpapier gemäß dem deutschen Gesetz über elektronische Wertpapiere ausgestaltet.
Die gesamte Transaktion konnte in weniger als zwei Minuten abgeschlossen werden. In dieser kurzen Zeit wurde der Handel über die aus der Deka Bank ausgegründete Swiat-Infrastruktur bestätigt und die Zahlung abgewickelt. Abseits der Blockchain dauere eine vergleichbare Transaktion rund acht Stunden, wie von den Projektpartnern im September zu hören war. Involviert in die Transaktion war neben Siemens und der Deka Bank auch Onyx, die Blockchain-Geschäftseinheit von JP Morgan. Eine so zeitsparende und technisch fortschrittliche Transaktion zählte im vergangenen Jahr wohl zu den ungewöhnlichsten, könnte jedoch zukünftig die Regel werden.
Geheimnis um Ottobock-Finanzierung
Für die Unternehmenrfamilie Näder dürfte 2024 ein recht erfolgreiches Jahr gewesen sein. Ihr gehören über die Näder Holding nun wieder 100 Prozent der Anteile am Familienunternehmen Ottobock. Die Nachfahren des Firmengründers Otto Bock hatten im vergangenen März 20 Prozent der Anteile am Prothesenhersteller vom schwedischen Investor EQT zurückgekauft. Um den Rückkauf zu finanzieren, haben sich die Näders 1,1 Milliarden Euro besorgt. Bis hierhin nichts Ungewöhnliches.
Doch das Kapital stammt nicht etwa von Banken, sondern von Private-Debt-Investoren, was in der Regel teurer ist als klassische Finanzierungen von Geldhäusern. Wie hoch die Zinsen für den Kredit mit einer Payment-in-Kind-Komponente (Holdco-PIK-Finanzierung) sind, ist nicht bekannt. Sie dürften jedoch im zweistelligen Prozentbereich liegen. Das Konsortium für die Finanzierung bestand aus Carlyle, KKR sowie Hayfin.
Wie viel Kapital die Investoren jeweils bereitstellten, blieb damals auf FINANCE-Anfrage unkommentiert. Über genaue Finanzierungskonditionen wollte der Prothesenhersteller ebenfalls keine Auskunft geben. Und auch über die Hintergründe für die Wahl des ungewöhnlichen Finanzierungswegs hüllten sich die Beteiligten im März gegenüber FINANCE in Schweigen. In den Mitteilungen von Ottobock und den Investoren suchte man vergeblich nach einer Auflösung des Geheimnisses.
Warum die Private-Debt-Finanzierung ein so gut gehütetes Familiengeheimnis ist, darüber lässt sich nur spekulieren, doch sie könnte für Ottobock zumindest zwei Vorteile haben. Zum einen werden dem Unternehmen aufgrund der Struktur der Finanzierung keine direkten weiteren Schulden aufgebürdet und zum anderen ist Ottobock nun flexibler, um einen passenden Zeitpunkt für einen Börsengang zu finden, der schon seit langem im Raum steht. Mit einem neuen Investor hätte das Unternehmen mit einem Gang aufs Parkett nämlich voraussichtlich mehrere Jahre warten müssen. Doch auch die teure Private-Debt-Finanzierung muss früher oder später abgelöst werden und könnte so den Zeitpunkt eines Börsengangs beeinflussen. Wann der nächste IPO-Versuch ansteht, bleibt damit wohl vorerst ein weiteres Familiengeheimnis der Näders.
Auf Schalke gibt es ein Stück Stadion pro Fan
Der Zweitligist FC Schalke 04 steht finanziell auf eher wackligen Beinen. Seit mehreren Jahren verfolgt der Verein einen eisernen Sparkurs. Dennoch steht er vor einem Schuldenberg in dreistelliger Millionenhöhe. Auf der Suche nach einem Ausweg aus denSchulden geht der Fußballverein daher ungewöhnliche Finanzierungswege – mithilfe der eigenen Fans.
So hat der Verein im vergangenen Jahr eine Fördergenossenschaft gegründet, die „Auf Schalke eG“, die Anfang 2025 ihre Arbeit aufnehmen soll. Die rund 190.000 Mitglieder des Vereins können sich über die Genossenschaft Anteile an der Veltins-Arena, dem Stadion des Zweitligisten, sichern. Ein Stück vom Stadion soll dabei 250 Euro kosten. Hinzu kommt eine einmalige Eintrittsgebühr in Höhe von 75 Euro für Privatpersonen und 500 Euro für Unternehmen. Im Gegenzug bekommt jeder Anteilseigner eine Stimme. Die Rendite für die Fans wird vom Jahresüberschuss des Vereins abhängig sein. Im Geschäftsjahr 2023 lag dieser bei rund 7 Millionen Euro.
Das über den Anteilsverkauf erlöste Kapital soll Schalke finanziell etwas Luft verschaffen, wird den Schuldenberg in Höhe von 162,7 Millionen Euro aber nicht tilgen. Um sofortige Auswirkungen auf die Zahlen sehen zu können, müsste der Zweitligist eigenen Angaben zufolge rund 50 Millionen Euro einnehmen. Das hieße jedoch auch, dass sich jedes Vereinsmitglied mindestens ein Stück vom Stadion-Kuchen sichern müsste.
Gubor Schokoladen: Rückzug in letzter Sekunde?
Den Investoren fehlte kurz vor Weihnachten wohl einfach der Appetit auf Schokolade. Eigentlich wollte sich Gubor Schokoladen, ein Unternehmen aus Dettingen unter Teck, das vor allem auf das Saisongeschäft spezialisiert ist, erstmals mit einer Anleihe an den Kapitalmarkt wagen. Der Bond sollte mindestens 50 Millionen Euro schwer sein und mit einem Kupon zwischen 7,5 und 8,5 Prozent verzinst werden.
Aus dem Debüt wurde dann jedoch kurzfristig eine Absage. Das Interesse der Investoren an der Anleihe blieb überschaubar und Gubor entschied sich Anfang Dezember, die Zeichnungsaufträge für den Bond nicht anzunehmen, da das erreichte Platzierungsvolumen nicht den Erwartungen der Gesellschaft entsprach.
Doch das Projekt Debüt-Bond war bereits Ende November ins Wanken geraten. Nach zwei Wochen mit rund 120 Investorengesprächen passte der Schokoladenproduzent die Konditionen des geplanten Bonds an, verlängerte das Angebot bis zum 2. Dezember und verzichtete auf das Mindestvolumen von 50 Millionen Euro. Außerdem schaltete Gubor ein Treuhandmodell zwischen, das sicherstellen sollte, dass der Emissionserlös aus der Anleihe erst an Gubor gezahltwürde, wenn das Geschäft des Unternehmens für weitere 18 Monate durchfinanziertsei.
Der fehlende Appetit der Investoren bedeutete schließlich das endgültige Aus für die Debüt-Anleihe. Angesichts des wirtschaftlichen Umfelds verwundert die Zurückhaltung der Geldgeber jedoch nicht. Denn das Geschäft mit den Schokoladenfiguren ist im vergangenen Jahr ein schweres gewesen. Und das nicht zuletzt wegen der gestiegenen Rohstoffkosten. Der Euro-Preis für Kakao lag Mitte Dezember um 193 Prozent über dem Vorjahreswert.
Zudem könnte die angespannte Finanzlage des Schokoladenherstellers mögliche Anleihekäufer abgeschreckt haben. So standen zum 30. April 2024 laut dem Anleiheprospekt beispielsweise Nettofinanzverbindlichkeiten in Höhe von 92,8 Millionen Euro mit einer Verzinsung von 8 bis 9 Prozent in den Büchern der Gubor-Schokoladen-Gruppe. Der Umsatz im Geschäftsjahr 2023/24 (Stichtag: 30. April 2024) lag im Vergleich dazu bei 312 Millionen Euro. Zudem wird eine Kreditlinie für Betriebsmittel über 80 Millionen Euro im April dieses Jahres fällig. Eine Saisonbetriebsmittellinie im zweistelligen Millionenbereich sogar bereits am 28. Februar.
Der Schokoladenhersteller muss die eigene Finanzierungsstruktur nun erstmal abseits des Kapitalmarkts aufstellen und vor allem die Finanzierung bis zum wichtigen Ostergeschäft sichern. Vielleicht haben die Investoren dann wieder mehr Appetit auf Schokolade.
Adidas-CFO auf Abwegen?
Adidas-CFO Harm Ohlmeyer hat Anfang 2024 in den Fußballverein Werder Bremen investiert. Insgesamt konnte sich der Bundesligist im Januar des vergangenen Jahres sogar über 38 Millionen Euro von Unternehmen und Privatpersonen freuen.
Unter den großzügigen Unterstützern waren neben Ohlmeyer auch der ehemalige Werder-Geschäftsführer Frank Baumann, der Geschäftsführer des gleichnamigen Schüttguthändlers Arnd Brüning, Taskforce-CEO Jens Christophers und Marco Fuchs, der Vorstandsvorsitzende des Bremer Satellitenherstellers OHB, der CEO der Harren Group Martin Harren, der Unternehmer Klaus Meier sowie der Bauunternehmer Kurt Zech. Die Investoren erhielten zusammen 18 Prozent der Anteile am SV Werder Bremen. Welcher Unterstützer wie viele Anteile bekommen hat, wurde damals nicht bekannt.
Einen Einfluss auf das operative Geschäft des Bundesligisten sollen die engagierten Unternehmer jedoch nicht haben. Dies habe sich der Verein garantieren lassen, hieß es Anfang des vergangenen Jahres vonseiten des Klubs. Zudem habe man sich auf zeitliche und rechtliche Beschränkungen bei der Weiterveräußerung von Anteilen geeinigt.
„Wir wollen dazu beitragen, die Zukunft von Werder weiter positiv zu gestalten und erhoffen uns, eine Aufbruchstimmung zu entfachen. Als strategischer Partner planen wir ein langfristiges und nachhaltiges Engagement“, kommentierte Harm Ohlmeyer sein Investment damals. Ohlmeyers Engagement kommt nicht von ungefähr, ist er doch selbst Vereinsmitglied bei Werder Bremen, sowie seit 2021 Mitglied des Aufsichtsrats.