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So will Biofrontera seine US-amerikanische Tochter an die Nasdaq bringen

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Das Biopharma-Unternehmen Biofrontera will seine US-amerikanische Tochter an die Nasdaq bringen. Foto: Biofrontera

Herr Lutter, Anfang Juli hat Biofrontera mittgeteilt, an der US-amerikanischen Technologiebörse Nasdaq den IPO ihre amerikanische Vertriebstochter Biofrontera Inc. zu vollziehen. Was sind die Ziele des Börsengangs?

Die USA sind mit Abstand unser größter Absatzmarkt. Allein im ersten Halbjahr 2021 haben wir dort einen Umsatz in Höhe von 8,66 Millionen Euro erzielen können – das entspricht mehr als 66 Prozent des Gesamtumsatzes. Des Weiteren locken uns in den USA insbesondere die investitionsfreudigen Geldgeber sowie die hohe Liquidität der Technologiebörse Nasdaq. Für ein wachsendes Biotechnologie- und Pharmaunternehmen ist der dortige Kapitalmarkt daher einfach unschlagbar. Auf dem US-Markt für Medikamente gegen Hautkrebskrankheiten identifizieren wir große potenzielle Marktanteile, die es zu gewinnen gilt. Insbesondere in der Nische, in der wir unsere medizinischen Produkte gegen hellen Hautkrebs platzieren, sehen wir eine enormes Wachstumspotenzial.

Wie viel Geld wollen Sie erlösen, und wofür soll es eingesetzt werden?

Mit dem IPO an der Nasdaq wollen wir 25 Millionen Dollar einsammeln. Dieses Geld soll fast ausschließlich in Vertrieb und Marketing fließen, um dort unsere Marktanteile signifikant zu erhöhen. Mit unserer US-amerikanischen Vertriebstochter befinden wir uns derzeit im Spannungsfeld zwischen Wachstum und Profitabilität. Jetzt gilt es, im größten Pharmamarkt der Welt zuerst die Umsätze schnell zu steigern.

“Mit dem IPO an der Nasdaq wollen wir 25 Millionen Dollar einsammeln.”

Nasdaq-Börsengang wurde verschoben

Wie sieht der zeitliche Fahrplan für den Börsengang der Biofrontera Inc. aus?

Ursprünglich war der IPO im Sommer angedacht.

Warum wurde der Terminplan dann nach hinten verschoben?

Der originale Fahrplan war zugegebener Weise recht sportlich.  Mehrere Feedback-Runden mit der Securities and Exchange Commission (SEC) sowie der im August nahezu zum Erliegen gekommene IPO-Markt haben zur Verschiebung des Börsenganges beigetragen. Um nun den richtigen Zeitpunkt für den IPO zu finden, haben wir uns auf eine terminliche Ausweitung in den Herbst hinein geeinigt.

Die Ausgangslage bei Biofrontera ist nicht leicht: Seit der Coronakrise hat Ihr Unternehmen mit steigenden Verlusten zu kämpfen. Zeitweise wurde die Pandemie gar als „bestandsgefährdend“ eingestuft. Im diesjährigen Halbjahresbericht steht ein Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von 5,8 Millionen Euro zu Buche – Im Vorjahreszeitraum war es noch ein Verlust von 697.000 Euro.

Zunächst ist es wichtig zu erwähnen, dass im ersten Halbjahr 2020 ein Einmaleffekt von 6 Millionen Euro in den Umsätzen enthalten ist. Bereinigt um diesen Effekt, sehen wir bereits eine Verbesserung des Ergebnisses. Aus heutiger Sicht steht sowohl dem Konzern mit einem Stand an liquiden Mitteln von 32,6 Millionen Euro im Konzern zum 30. Juni 2021 in den kommenden zwölf Monaten ausreichend Liquidität zur Verfügung.

Biofrontera hat mit Coronakrise zu kämpfen

Dennoch hat sich speziell die Pandemie dämpfend auf die Bilanz ausgewirkt. Wie erklären Sie das?

Dass wir durch Corona und Lockdown weniger Umsätze aus Produktverkäufen eingefahren haben, liegt an der Art unserer angebotenen Therapieform. Die Behandlung von hellem Hautkrebs mithilfe des Ameluz-Gels wird beispielsweise in unserem größten Absatzmarkt USA in Kombination mit einer Rotlichtlampe ausschließlich in der Arztpraxis vorgenommen. Als die Praxen nur eingeschränkt geöffnet waren, konnten deutlich weniger Behandlungen stattfinden.

Noch ist die Pandemie nicht vollständig überwunden. Wie gehen Sie mit der Unsicherheit um?

Eine gewisse Unsicherheit bleibt, wir sind aber optimistisch. Das zeigen die Zahlen: Wenn wir uns die ersten sechs Monate dieses Jahres anschauen, fällt auf, dass sich die Umsätze in den USA auf 8,66 Millionen Euro verbessert haben von 6,35 Millionen Euro in der Vorjahresperiode.

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Der Impffortschritt gegen Covid-19 und dass Arztpraxen wieder geöffnet sind, trägt natürlich stark dazu bei. Derzeit erwartet die Biofrontera Gruppe einen Jahresgesamtumsatz aus Produktverkäufen von 25 bis 32 Millionen Euro, wie in unserer Prognose im Geschäftsbericht 2020 kommuniziert.

Sie waren erst vier Monate als CFO tätig, als Biofrontera die Pläne für den USA-IPO der hundertprozentigen Tochtergesellschaft bekanntgab.  Vorgänger-CFO Thomas Schaffer verließ das Unternehmen damals. Wie konnten Sie den Börsengang in dieser kurzen Zeit vorbereiten und welche Vorerfahrungen im Kapitalmarkt können Sie vorweisen?

Der geplante Börsengang der Biofrontera Inc. ist nicht mein erster US-Börsengang. Die Erfahrungen, die ich damals gesammelt habe, kann ich jetzt natürlich gut einbringen. Und ein IPO in den USA gehört nicht unbedingt zu der normalen Agenda eines deutschen CFO … das ist eine spannende Herausforderung.

“Der geplante Börsengang der Biofrontera Inc. ist nicht mein erster US-Börsengang.”

Ludwig Lutter hat Nasdaq-Erfahrung

… Sie haben tatsächlich schon mal einen IPO an der Nasdaq begleitet, richtig?

Ja, 1999 habe ich bereits ein Unternehmen beim Börsengang sowohl an die US-amerikanische Technologiebörse als auch an den damaligen neuen Markt begleiten dürfen. Während meiner ersten CFO-Position bei dem Softwarehersteller Poet Holdings konnte ich zum ersten Mal einen Börsengang live miterleben. Diese Erfahrung ist jetzt natürlich sehr hilfreich.

Welche Vorbereitung mussten Sie für den IPO treffen?

So wie jeder Börsengang vorbereitet wird, ein kompetentes Team zusammenstellen, Ärmel hochkrempeln und dann geht es daran, die notwendigen Strukturen zu schaffen und die vielen Dokumente zu erstellen, die notwendig sind. Im Ergebnis ist ein Börsengang ein Projekt wie jedes andere, nur eben mit vielen Beteiligten, angefangen von Rechtsanwälten über Wirtschaftsprüfer und natürlich die internen Teams.

Besonders wichtig für ein solches IPO sind die Unternehmensstrukturen der Tochtergesellschaft, die geschaffen werden müssen, um zukünftig als eigenständiges börsennotiertes Unternehmen erfolgreich sein zu können. Hierfür musste beispielsweise die Bilanzierung von IFRS auf US-GAAP umgestellt werden.

Aus Ihren Ausführungen wird klar, warum Biofrontera-Chef Hermann Lübbert den Börsengang der US-Tochter als “fast alternativlos“ bezeichnete.

Ja, da unsere US-amerikanische Vertriebstochter den größten Pharmamarkt der Welt betreut, ist es klar, dass es auch Biofronteras größter Absatzmarkt ist. Und wenn es uns gelingt, dort schnell zu wachsen, dann können wir auch unseren Unternehmenswert steigern, was sich auf den Aktienkurs der Muttergesellschaft auswirken sollte.

jan.schuermann[at]finance-magazin.de