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Air Berlin erhält 100 Millionen aus Etihad-Sammelanleihe

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Andreas Wiese / airberlin

Air Berlin bekommt erneut finanzielle Hilfe aus Abu Dhabi: Wie die arabische Fluggesellschaft Etihad mitteilte, hat sie die im vergangenen Jahr begebene Sammelanleihe für ihre Beteiligungen um 500 Millionen US-Dollar aufgestockt. Rund 100 Millionen US-Dollar davon fließen an die schwer angeschlagene deutsche Fluggesellschaft, wie Etihad auf Anfrage von FINANCE mitteilte.

Die 500 Millionen Dollar teilen sich auf sechs Gesellschaften auf: Neben Air Berlin (19,9 Prozent) kommen auch Etihad (17,8 Prozent), Etihad Airport Services (19,8 Prozent), Air Serbia (12,6 Prozent), Air Seychelles (10 Prozent) und Alitalia (19,9 Prozent) in den Genuss der frischen Mittel. Das Geld soll für Kapitalaufwendungen, die Flugzeugflotte und „je nach Bedarf der jeweiligen Airlines für Refinanzierungen“ genutzt werden, schreiben die Araber in einer Mitteilung.

Für die erste Sammelanleihe muss Air Berlin 10,56 Prozent zahlen

Zu den Konditionen wollte Etihad, mit 29,2 Prozent größter Air-Berlin-Aktionär und der mit Abstand größte Finanzgläubiger, keine Angaben machen. Reuters-Informationen zufolge soll der Bond mit 6,75 Prozent verzinst werden und über fünf Jahre laufen. Doch für die Etihad-Töchter ist die Finanzierung wesentlich teurer.

Dies zeigte sich im vergangenen Herbst, als Etihad über sein Investmentvehikel EA Partners die Sammelanleihe für seine Partner-Airlines emittiert hatte. Damals warben die Araber in zwei Runden insgesamt 700 Millionen US-Dollar ein, die sie in Form von Krediten an ihre Beteiligungen weiterleiteten.

An Air Berlin floss auch damals schon knapp ein Fünftel der Erlöse, CFO Arnd Schwierholz erhielt netto 118 Millionen US-Dollar, die auch nötig waren, um die anhaltend hohen laufenden Verluste zu decken. Dafür muss die schwer angeschlagene Airline aber einen ordentlichen Risikoaufschlag in Kauf nehmen, wie FINANCE berichtete: Stolze 10,56 Prozent pro Jahr zahlt Air Berlin für den Kredit, wie aus dem Anleiheprospekt hervorgeht. Das entspricht einer Marge von rund 400 Basispunkten auf die Finanzierungskonditionen der Sammelanleihe.

Zu welchen Konditionen Etihad die Mittel aus der zweite Anleihe an Air Berlin weiterleiten wird, ist nicht bekannt. Günstiger dürfte es für CFO Schwierholz aber kaum werden, denn die Berliner haben im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Rekordverlust eingeflogen: Am Ende schlug ein Minus von 447 Millionen Euro zu Buche, 70 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Besonders bitter: Schuld an der erneuten Verschlechterung waren vor allem Fehleinschätzungen beim Kerosin-Hedging.

Etihad hilft Air-Berlin-CFO Arnd Schwierholz bei Verlustdeckung

Um diese Verluste zu decken, musste Etihad den Berlinern in diesem Jahr bereits zweimal mit insgesamt 325 Millionen Euro unter die Arme greifen. Im Januar stellte der Großaktionär zunächst ein Darlehen über 75 Millionen Euro. Im April sicherte sich Air Berlin dann Bankkredite, für die die Araber garantieren: Dazu gehört ein revolvierendes Darlehen über weitere 75 Millionen Euro sowie eine Finanzierung über 726 Millionen Dirham, der Währung der Vereinigten Arabischen Emirate. Umgerechnet sind das rund 176 Millionen Euro. „Damit ist die Finanzplanung ausreichend gesichert“, kommentierte CFO Schwierholz damals.

Das dürfte allerdings nur kurzfristig gelten. Denn die im April aufgenommenen Bankkredite haben kurze Laufzeiten – ein bis zwei Jahre – und damit einen klaren Überbrückungscharakter. Mit den Mitteln aus der länger laufenden Sammelanleihe dürfte Schwierholz mehr Planungssicherheit haben.

Die beiden Air-Berlin-Bonds reagierten allerdings kaum auf die Nachricht der neuerlichen Finanzspritze: Die 2018 fällige 225 Millionen Euro schwere Anleihe legte leicht zu und notiert derzeit bei 94,5 Prozent. Die 2019 fällige Anleihe über 252 Millionen Euro steht nahezu unverändert bei 100 Prozent. Vor drei Monaten hatte sie allerdings noch knapp unter 90 notiert. 

FINANCE-Berechnung: Etihad hat bei Air Berlin 1 Milliarde im Feuer

Durch die Sammelanleihe erhöht sich die finanzielle Abhängigkeit Air Berlins von seinem Großaktionär weiter: Insgesamt steht Etihad FINANCE-Berechnungen zufolge jetzt – direkt oder indirekt als Garant – hinter einem Finanzierungsvolumen von rund 1 Milliarde Euro. Dazu gehören die zwei Sammelanleihen, eine Wandelanleihe, ein Gesellschafterdarlehen, ein weiteres Darlehen sowie die im April aufgenommenen Bankfinanzierungen. Finanzierungen in US-Dollar und Dirham sind dabei zu aktuellen Wechselkursen in Euro umgerechnet. Unklar ist, ob und inwieweit sich Etihad in die Air-Berlin-Bonds eingekauft hat. Konkrete Hinweise darauf liegen nicht vor.

Ganz ohne Sorgen dürften die Araber dieses Investment nicht betrachten, denn die Zahlen des ersten Quartals von Air Berlin machen wenig Mut: Wegen Kapazitätskürzungen gingen die Umsatzerlöse gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum um 7 Prozent auf 737 Millionen Euro zurück, immerhin fiel der Verlust mit 182 Millionen Euro etwas geringer aus.

Im Jahresverlauf soll sich die Ertragslage bessern, verspricht Air-Berlin-Chef Stefan Pichler. Er setzt dabei vor allem auf die umsatzstarken Sommermonate sowie das Auslaufen der unvorteilhaften alten Verträge beim Kerosinhedging. Ab Herbst soll Air Berlin stärker von den gefallenen Treibstoffpreisen profitieren. Doch der jüngste Anstieg der Ölpreise lässt die in Aussicht stehende Entlastung schon wieder kleiner werden als noch zu Jahresanfang kalkuliert.

desiree.backhaus[at]finance-magazin.de

Info

Schwer angeschlagen und am Tropf von Großaktionär Etihad: Alles Wichtige zur Finanzlage von Deutschlands zweitgrößter Airline finden Sie auf der FINANCE-Themenseite Air Berlin.

Hintergründe zu Vita und Karriere des Air-Berlin-CFOs gibt es im FINANCE-Köpfe-Profil von Arnd Schwierholz.

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