Schneekoppe bleibt die Liquidation erspart: Die Gläubiger des traditionsreichen Naturkosthändlers haben dem Insolvenzplan bei der zweiten Gläubigerversammlung „mit großer Mehrheit“ zugestimmt. Das teilte Schneekoppe heute mit. Auch das Insolvenzgericht im niedersächsischen Tostedt habe dem Plan bereits bestätigt.
Damit ist der Weg nun frei für die Sanierung des Buchholzer Unternehmens, das am 8. August 2014 unter den Schutzschirm geschlüpft war. Im November hatten die Richter am Amtsgericht das Insolvenzverfahren in Eigenregie eröffnet. Dieses Verfahren solle nun spätestens im Juni aufgehoben werden, teilte das Unternehmen um Geschäftsführer Markus Klein, Sanierungsgeschäftsführer Andreas Liebaug und Sachwalter Malte Köster mit.
Laufzeit der Mittelstandsanleihe wird um fünf Jahre verlängert
Die Gläubiger der Mittelstandsanleihe über 10 Millionen Euro nehmen harte Einschnitte hin: Ihre Planquote liegt laut Insolvenzplan bei 8 Prozent, sie verzichten also auf 92 Prozent ihrer Forderungen. Das ist allemal besser als im Falle einer Liquidation von Schneekoppe, wobei sie nur wohl nur mit einer Quote 6,9 Prozent hätten rechnen können. Schneekoppe hatte den Mini-Bond, der mit 6,45 Prozent verzinst wird, 2010 begeben. Wegen des Schutzschirmverfahrens war der Kupontermin im vergangenen September ausgefallen. Das sparte der Firma 645.000 Euro.
Die Mittelstandsanleihe wird nun restrukturiert: Der Nominalwert wird von 10 Millionen auf rund 1,1 Millionen Euro herabgesetzt und die Laufzeit um fünf Jahre verlängert: Die Anleihe wäre ursprünglich in diesem September fällig geworden, nun endet die Laufzeit im September 2020.
Zum Ausgleich für den Verzicht umfassen die neuen aber auch einen Besserungsschein in Höhe von 5 Prozent auf die zukünftigen operativen Gewinne der Geschäftsjahre von November 2015 bis Oktober 2019. Damit sollen die Gläubiger der Mittelstandsanleihe, die von der Sozietät CMS Hasche Sigle und der Restrukturierungsberatung One Square Advisory vertreten werden, am künftigen Erfolg des Naturkostgroßhändlers beteiligt werden.
Schneekoppe: Vom PE-Investor Change Capital Partners zurück zu Gerald Wagener
Neben den Gläubigern der Mittelstandsanleihe gehören die Sparkasse Krefeld und der Pensionssicherungsverein (PSV) zu den Hauptgläubigern. Sie haben dem Insolvenzplan in der gestrigen Versammlung ebenfalls zugestimmt.
Neuer alleiniger Eigentümer von Schneekoppe wird ein alter Bekannter: Der Unternehmen und Sportler Gerald Wagener wird künftig 100 Prozent der Anteile halten. Das ergibt sich aus den Kapitalmaßnahmen: Zunächst wird das Stammkapital auf null herabgesetzt und dann wieder auf den Ursprungswert von 25.000 erhöht. Zur Übernahme der neuen Geschäftsanteile sei alleine die Selva Aurea GmbH – oder eine andere Gesellschaft von Wagener – zugelassen, heißt es im Insolvenzplan.
Wagener hatte 2011 75 Prozent seiner Anteile an Schneekoppe an den PE-Investor Change Capital Partners verkauft, blieb aber zunächst mit 25 Prozent beteiligt. Kurz vor dem Antrag auf Planinsolvenz Anfang August hatte Wagener alle Anteile des PE-Investors Change Capital Partners übernommen, die zuletzt laut Mitteilung nur noch 71 Prozent an Schneekoppe hielt. Den Rest hielten die Peter Kölln AG und Geschäftsführer Klein.
Schneekoppe will den operativen Turnaround schaffen
Die Traditionsfirma Schneekoppe steckte schon lange in Schwierigkeiten: Bereits 2009, also ein Jahr vor der Emission der Mittelstandsanleihe, machte das Unternehmen aus der Nähe von Hamburg ein Minus von 110. 000 Euro bei einem Jahresumsatz von 27,5 Millionen Euro. Im Geschäftsjahr 2013 hatte sich der Jahresumsatz fast halbiert auf 15,1 Millionen Euro, der Verlust lag bei 1,6 Millionen Euro.
Nun will das Unternehmen den Turnaround schaffen, in dem es sich wieder auf seine Kernkompetenzen konzentriert: Neben Müslis und Säften sind dies Öle und Saaten. Bereits im März hatte Schneekoppe-Chef Markus Klein angekündigt im zweiten Quartal neue Produkte vorzustellen. Der Umsatz habe sich zuletzt wieder positiv entwickelt.