Vergangene Woche haben sich Siemens Energy, die Bundesregierung und Siemens darauf geeinigt, dem Dax-Konzern Staatsgarantien zu gewähren. Nun sind auch die Details des Hilfspakets bekannt: So soll der Energietechnikhersteller mit insgesamt 15 Milliarden Euro durch Banken und anderen Stakeholdern gestützt werden, wie sowohl Siemens Energy als auch das Bundeswirtschaftsministerium mitteilten.
Siemens Energy: Keine Boni für den Vorstand
Der Bund greift damit dem Dax-Konzern mit einer Bürgschaft von 7,5 Milliarden Euro unter die Arme. „Die Zusage der Bundesregierung erfolgt unter der Voraussetzung, dass die Beiträge der anderen Stakeholder erbracht werden“, heißt es in einer Mitteilung des Ministeriums. Während der Laufzeit der Bürgschaft darf das Unternehmen keine Dividenden an die Aktionäre und keine Boni an den Vorstand ausschütten.
Konkret gewähren private Banken Siemens Energy in dem Hilfspaket eine Garantielinie in Höhe von insgesamt 12 Milliarden Euro. Für eine Garantielinie von 11 Milliarden Euro übernimmt die Bundesregierung anteilig eine Bürgschaft von 7,5 Milliarden Euro. Sowohl die Bundesregierung als auch die Banken erhalten im Gegenzug eine „marktübliche Gebühr“ von Siemens Energy. Ein Bankenkonsortium übernimmt weitere 3,5 Milliarden Euro der Garantielinie.
Siemens bürgt für 1 Milliarde Euro
Eine Milliarde Euro wird darüber hinaus von einem Bankenkonsortium unter der Führung der Deutschen Bank bereitgestellt – ohne Bürgschaft der Regierung. Diese Summe ist über eine Erstverlusttranche durch den Mutterkonzern Siemens abgesichert. Diese werde im Schadensfall vorrangig herangezogen. Die verbliebenen 3 Milliarden Euro des Pakets sollen dabei von anderen Beteiligten kommen, erklärte das Bundeswirtschaftsministerium am Mittwoch.
Die Garantien sollen sicherstellen, dass Siemens Energy seine Großprojekte weiterhin langfristig finanzieren kann. Angesichts des steigenden Auftragsbestands kann Siemens Energy die Garantien gut gebrauchen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr lag der Auftragseingang mit gut 50 Milliarden Euro knapp 34 Prozent höher als im Jahr 2022. Der Auftragsbestand stieg sogar auf 112 Milliarden Euro.
Teilverkauf des Indien-Geschäfts
Neben den Milliardengarantien hat Siemens Energy außerdem mit seinem größten Anteilseigner Siemens Details zum Indien-Deal geklärt, der dem Energiekonzern zusätzlich 2,1 Milliarden Euro in die Kassen spülen soll. Siemens Energy wird 18 Prozent seiner Anteile an der indischen Gesellschaft Siemens Limited an den Mutterkonzern Siemens verkaufen. Bislang hält Siemens Energy noch rund 24 Prozent an dem indischen Unternehme, Siemens 51 Prozent der Anteile.
Der Teilverkauf habe jedoch keine Auswirkungen auf das Indiengeschäft, teilte Siemens Energy mit. Diese würden im Rahmen einer Zusatzvereinbarung im gleichen Umfang wie bisher weitergeführt. „Der Verkauf, zusammen mit unserer Nettoverschuldung, die niedriger ist als erwartet, und unserem umsichtigen Cashflow-Management, zeigt unser Engagement für ein Investment-Grade-Rating“, sagt Finanzchefin Maria Ferraro.
Siemens Energy schreibt Milliardenverlust
Trotz des Erfolges bezüglich der Garantien muss Siemens Energy einen hohen Verlust für das abgelaufenen Geschäftsjahr 2023, das am 30. September endete, verkraften. So hat der Konzern für einen Milliarden- und Rekordverlust bekanntgegeben. Das Ergebnis belief sich auf ein Minus von rund 2,8 Milliarden Euro vor Sondereffekten – der Verlust nach Steuern lag sogar bei knapp 4,6 Milliarden Euro.
Der Grund dafür war wieder einmal das Geschäft der Windkrafttochter Siemens Gamesa. „In einem äußerst herausfordernden Jahr für Siemens Energy wachsen zwei Drittel unserer Geschäfte profitabel und haben ihre Jahresziele erreicht oder übertroffen. Anders in unserem schwachen Windgeschäft. Hier sind alle Anstrengungen auf Kostenreduzierung, Selektivität bei den Verträgen und Produktivitätssteigerung gerichtet, während wir parallel an der Behebung der Probleme arbeiten“, kommentierte CEO Christian Bruch die Geschäftszahlen. Der Break-Even bei Siemens Gamesa wird für das Geschäftsjahr 2026 erwartet.
Siemens Energy stellt Gewinn in Aussicht
Trotz des hohen Verlusts zeigt sich Siemens Energy optimistisch: Im Geschäftsjahr 2024, dass seit Oktober läuft, rechnet Siemens Energy vor allem wegen vor allem wegen des Teilverkaufs der Indienbeteiligung an Siemens mit einem Gewinn von bis zu einer Milliarde Euro. Siemens Energy erwartet in der Windkraftsparte für 2024 vor Sondereffekten einen Verlust von rund zwei Milliarden Euro.
Darüber hinaus will der Energietechnik-Konzern sein Trench-Geschäft, die Sparte mit Hochspannungskomponenten, an den Finanzinvestor Triton verkaufen. Der Abschluss des Deals wird für die erste Hälfte des Jahres 2024 erwartet. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.
Die bevorstehenden Verkäufe sollen für das Jahr 2024 Erlöse von 2,5 Milliarden bis 3 Milliarden Euro in die Kasse spülen, wie Vorstandsvorsitzender Bruch in einer Pressekonferenz zu den Geschäftszahlen 2023 in Aussicht stellte.
Jasmin Rehne ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die Themen Controlling, Gehalt und Personal. Sie hat in Marburg Sprache und Kommunikation studiert. Neben ihrem Studium arbeitete Jasmin Rehne bereits als studentische Hilfskraft bei FINANCE.