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Wie Innovationen das Factoring beflügeln können

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Plattformen können eine neue Dynamik ins Factoring bringen. Foto: Greenbutterfly - adobestock.com
Plattformen können eine neue Dynamik ins Factoring bringen. Foto: Greenbutterfly - adobestock.com

Factoring erlebt in Zeiten der Krise häufig eine Sonderkonjunktur, so auch in der Corona-Phase. Das zeigen die Zahlen, die der Deutsche Factoring-Verband zum ersten Halbjahr 2021 veröffentlicht hat: Die Umsätze der Mitglieder des Verbands stiegen im ersten Halbjahr auf 146,5 Milliarden Euro, ein Plus von 8,6 Prozent gegenüber dem 1. Halbjahr 2020. Das heißt, dass Unternehmen stärker auf die kurzfristige Finanzierung von Forderungen gesetzt haben.

Warum das der Fall ist, zeigt die neue Studie „Factoring für die neue Zeit“, für die F.A.Z. Business Media | research gemeinsam mit FINANCE und CRX Markets 140 Finanzentscheider aus Unternehmen in Deutschland befragt hat. Die Teilnehmer sind CFOs (21 Prozent), Leiter Treasury und Finanzen (39 Prozent) sowie Mitarbeiter der Treasury-Abteilung (19 Prozent).

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Darum nutzen Mittelständler Factoring

Der Forderungsverkauf via Factoring hat sich in den vergangenen Jahren bei deutschen Unternehmen immer stärker etabliert. Warum nutzen Mittelständler das Instrument? Und welche Alternativen haben Sie vorab geprüft? Eine Umfrage der Universität zu Köln zeigt die Einschätzungen der Unternehmen.

Dabei zeigt sich, dass Factoring als wichtigstes Tool der Absatzfinanzierung den Unternehmen vor allem hilft, ihre Liquidität zu erhöhen und die Bilanz zu optimieren. Die Befragten räumen ihm den Vorzug gegenüber komplexeren Ansätzen wie ABS – und ABCP-Strukturen ein, die eher bei größeren Mittelständlern und Konzernen zum Einsatz kommen. Immerhin 30 Prozent setzen Reverse Factoring ein – eine Art der Lieferanten-Finanzierung, die speziell in der Coronakrise beliebt war, um die Supply Chains zu stützen.

Kosten sind beim Factoring wichtig

Wenig verwunderlich ist, dass die Befragten bei der Auswahl des geeigneten Finanzinstruments besonders auf die Kosten achten. Aber auch die einfache technische Integration in die Unternehmensprozesse und das eigene ERP -System sowie ein sicherer Bilanzabgang sind wichtige Elemente für die Finanzentscheider, zeigen die Studienergebnisse.

Speziell bei den technischen Schnittstellen können sich die Anbieter deutlich vom Wettbewerb abgrenzen, indem sie besonders gute Lösungen bieten. Es zeigt sich: Die Digitalisierung des Factorings spielt eine immer wichtigere Rolle – und das wird in der Zukunft noch weitergehen. 39 Prozent der Befragten erwarten, dass digitale Marktplätze für Factoring in Kombination mit weiteren Finanzinstrumenten künftig eine wichtige Rolle für die Unternehmensfinanzierung spielen werden.

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Neue Anbieter digitalisieren Factoring

Die fortschreitende Digitalisierung wird Folgen für die Anbieterstruktur haben. Derzeit dominieren den deutschen Markt einige klassische Factoring-Gesellschaften wie PB Factoring (Deutsche Bank), Coface Finanz,  Targobank oder BNP Paribas Factor. Daneben haben in den vergangenen Jahre auch Fintechs versucht, den Markt zu erobern – deren Ambition ist inzwischen aber abgeflaut, da die rein digitalen Vertriebsansätze wenig zielführend waren.

Eine andere Art von Finanz-Start-ups könnte aber erfolgreicher sein: die Supply-Chain-Fintechs. Diese bieten neben Dynamic Discounting auch Reverse Factoring an, erste Anbieter wie CRX Markets haben auch klassisches Factoring im Portfolio.

Den Plattformen trauen die befragten CFOs und Treasurer künftig eine wichtige Rolle zu. Allerdings betonen die Befragten, dass es einen höheren Automatisierungsgrad und mehr Standardisierung brauche, damit Unternehmen Factoring noch stärker einsetzen können. Dazu zählt besonders die technische Schnittstelle zum Factoring-Unternehmen. Insgesamt sollte die Automatisierung den Aufwand für die eigene Buchhaltung senken. Eine problemlose Integration in das eigene ERP-System erachten die CFOs und Treasurer als sehr wichtig. Ein Plattformansatz könnte die gewünschte Standardisierung bei der Zusammenarbeit mit spezialisierten Finanzierungspartnern vereinfachen.

Keine Andienungspflicht beim Factoring?

Und noch etwas würde Factoring für manche Finanzentscheider attraktiver machen: Traditionell müssen Nutzer der Factoring-Gesellschaft ihren gesamten Umsatz „andienen“. Aus Sicht der Befragten wären aber Factoring-Lösungen ohne Andienungspflicht wünschenswert , bei denen die Kunden Forderungen für Finanzierungen gezielter auswählen können. Das könnte dem Factoring weiteren Auftrieb verschaffen.

Die Reputationsprobleme der Vergangenheit scheinen jedenfalls endgültig überwunden: So sehen die Befragten Factoring nicht mehr als eine „Last Resort“-Finanzierungsquelle, die nur im Notfall genutzt werden sollte. Kritik kommt überwiegend zu den Kosten – manche finden das Produkt einfach zu teuer.

markus.dentz[at]finance-magazin.de

Info

Markus Dentz ist Chefredakteur von FINANCE und der Fachzeitschrift DerTreasurer. Seine journalistischen Schwerpunktthemen sind Unternehmensfinanzierung, Restrukturierung und Treasury. Nach dem Studium und dem Volontariat beim F.A.Z.-Institut stieß Dentz zur FRANKFURT BUSINESS MEDIA GmbH, einer Tochter der F.A.Z.-Verlagsgruppe und Herausgeberin von DerTreasurer und FINANCE. Mehrfach wurden seine Artikel aus den Bereichen Private Equity und M&A mit Journalistenpreisen ausgezeichnet.