Von Antidepressiva bis Putzmittel: So investieren die Fußballstars

Neuer, Kimmich, Kroos, Müller – gut möglich, dass sie das Rückgrat der deutschen Nationalmannschaft bei der anstehenden EM bilden werden. Neben ihren unbestrittenen Qualitäten auf dem Platz eint die vier Starkicker noch ein weiterer Punkt: Alle sind in den vergangenen Jahren als Investoren in Erscheinung getreten. Im Fall von Manuel Neuer wurde etwa Anfang 2023 bekannt, dass er sich an der Gründung der Marburger Putzmittelfirma Deutsche Reinigungswerke beteiligt hat. 120.000 Euro steuerte der Torwart des FC Bayern München über sein persönliches Investmentvehikel, die MN Business GmbH, bei. Start-ups sind beliebt bei Kroos und Co. Thomas Müller scheint sich derweil mehr für den aufstrebenden Vegan-Sektor begeistern zu können: Er investierte im vergangenen Jahr in das Foodtech-Start-up Organic Garden. Finanzielle Details des Deals wurden nicht veröffentlicht – selbiges gilt für Joshua Kimmich, der 2022 in das auf digitale Fanartikel spezialisierte Metaverse-Start-up The Football Company investierte. Der umtriebigste Investor unter den genannten Spielern ist aber wohl Toni Kroos: Er hat sich in der jüngeren Vergangenheit an diversen Unternehmensgründungen beteiligt. Dazu zählen unter anderem das Berliner Mietwagen-Start-up Duke, das Münchener Antidepressiva-Biotech HMNC, das Aschaffenburger Panzerfolien-Unternehmen Green Mnky sowie das Hannoveraner Gesundheits-Start-up Rebirth Activ. Bei den drei letztgenannten Unternehmen ist wohlgemerkt auch Carsten Maschmeyer („Die Höhle der Löwen“) investiert. Laut Christian Mees, Mitgründer und Geschäftsführer von Venture League, sind die vier Einzelfälle letztlich repräsentativ für die gesamte Zunft der Profisportler: „Wir sehen hier absolut einen Trend, dass Profis sich immer mehr für Innovationen, Start-ups und die Karriere nach der Karriere interessieren.“ Auch Profi-Fußballer müssen Lehrgeld zahlen Selbstläufer sind die Engagements deshalb aber nicht, und so mancher Profifußballer musste bereits Lehrgeld zahlen. Das vielleicht prominenteste Beispiel ist Philipp Lahm: Mehrere seiner Investments gerieten in den vergangenen Jahren in Schieflage, darunter die Traditionsmarken Schneekoppe und Sixtus sowie die Start-ups Danova und Fanmiles. Inzwischen haftet Lahm sogar der wenig schmeichelhafte Ruf als „Business-Pechvogel“ an. Dabei gehören Rückschläge zum Dasein als Investor – ebenso wie als Sportler – dazu: „Gerade bei jungen, noch nicht etablierten Unternehmen ist ein Ausfallrisiko natürlich immer vorhanden. Spieler sollten daher möglichst stark diversifizieren“, empfiehlt Mees, der vor diesem Hintergrund auch das Beteiligungsvehikel PlayersTech gegründet hat. Professionelle Sportler sollen hier gemeinsam mit erfahrenen Unternehmern und Branchenexperten in vorab geprüfte Start-ups investieren können. Der Fokus sollte auf Kapitalerhalt liegen Die Tickets sollten dabei in einer Größenordnung von 50.000 Euro liegen: „Alles darüber wäre für ein Einzelinvestment schlicht irrational“, so Mees. Überhaupt rät er Profis, den Löwenanteil ihres Geldes in sichere Assetklassen zu stecken: „95 Prozent der Anlagestrategie sollten im Zeichen des Kapitalerhalts stehen. Maximal 5 Prozent sollten in Hochrisikoklassen wie Start-up-Beteiligungen fließen.“ Diese Grundsätze sollten nach Ansicht von Mees auch diejenigen Spieler beherzigen, die bei der EM dabei sind und somit typischerweise in die Kategorie Großverdiener fallen: „Denen stehen möglicherweise 500.000 Euro für die Assetklasse Start-up zur Verfügung – aber dann bitte in zehn Start-ups à 50.000 Euro.“ Hier gelte es, in den nächsten Jahren noch Aufklärungsarbeit zu leisten: „Oft investiert ein Fußballer noch zu hohe Summen in einzelne Start-ups. Hinzu kommt, dass sie sich in der Regel viel zu wenig Zeit nehmen, um das Start-up vorab zu bewerten, auch ein Branchenexperte wird meist nicht hinzugezogen“, berichtet Mees. Kein Investment ohne vorherige Prüfung Entsprechend kenne er einige Sportler, die mit Investments in das falsche Start-up viel Geld verloren hätten. Weiter sei man da zum Beispiel bereits in den USA: „Dort investieren viele Athleten sehr überlegt, denken Sie nur an den Basketballer Kevin Durant, der mit seinem Vehikel Thirty Five Ventures schon einige erfolgreiche Exits verzeichnen konnte“, erzählt Mees. Neben monetären Gründen sei mehr Sorgfalt auch noch aus einem anderen Grund geboten: „Ein Pleite gegangenes Start-up, das in Verbindung mit einem Spieler gebracht wird, kann ganz schnell an dessen Reputation nagen“, so Mees. Er rät daher auch von Mischformen wie „Media for Equity“ ab, bei denen Sportler Anteile an Unternehmen geschenkt bekommen, wenn sie im Gegenzug ihre Reichweite einsetzen. „Das klappt nur in ganz seltenen Fällen.“ WM-Held Mario Götze als umtriebiger Investor Am besten sei es, wenn Spieler zunächst anonym in ein Start-up investierten und dieses dann erst einmal nach und nach seine Umsätze steigere. Sobald eine gewisse Marktdurchdringung erreicht werde, könne der Spieler schließlich sein Investment öffentlich machen: „Diese anfängliche Anonymität hat nochmal einen viel stärkeren Effekt“, so Mees. Mario Götze gilt in der Branche als jemand, der dafür ein besonders gutes Händchen hat. Für die anstehende EM wurde der WM-Siegtorschütze von 2014 nicht nominiert. Immerhin läuft seine „Karriere nach der Karriere“ bestens: Sein Portfolio soll sich inzwischen auf über 20 Start-ups weltweit belaufen.

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