Green Finance: Die spannendsten Transaktionen des Jahres 2023

Der Green-Finance-Markt hatte es in den vergangenen Jahren nicht leicht. „Das Jahr 2023 war das zweite Jahr in Folge, in dem der Markt für nachhaltige Finanzierungen rückläufig war“, sagt Gregor Vulturius, Lead Scientist und Berater Climate & Sustainable Finance bei der SEB im aktuellen Green-Bond-Report der Bank. Investoren und auch die Öffentlichkeit schauen inzwischen kritischer auf das Segment. Sind die Ziele auch ambitioniert und die zu finanzierenden Projekte wirklich grün? Deutsche CFOs lassen sich davon aber offenbar nicht abschrecken, denn hierzulande sieht die Lage etwas anders aus. Entgegen dem Trend gab es bei der Realwirtschaft leichtes Wachstum am Green-Finance-Markt. Das waren einige der spannendsten Transaktionen des vergangenen Jahres. Dürr erweitert seinen Baukasten Der Maschinen- und Anlagenbauer Dürr gehört zu den Unternehmen, die den Green-Finance-Markt früh genutzt und mitgestaltet haben. Nun platzierte der Maschinenbauer im Frühjahr einen grünen Schuldschein über 300 Millionen Euro. Mit dem Erlös sollen nachhaltige Produktinnovationen und klimafreundliche Projekte finanziert werden. Abgesehen von dem grünen Verwendungszweck ist auch ein ESG-Link in die Finanzierung eingebaut. Der Zins des Schuldscheins wurde an das Nachhaltigkeitsrating der Agentur ISS gekoppelt. Für Dürr war es das erste Mal, dass der Konzern eine nachhaltige Use-of-Proceeds-Finanzierung abschließt. Bislang setzte Dürr auf Instrumente mit ESG-Link, etwa beim Konsortialkredit. Das Unternehmen war außerdem im Sommer 2019 das Erste überhaupt, das die ESG-Link-Logik am Schuldscheinmarkt einführte. Vossloh koppelt an die Taxonomie Vossloh hat ebenfalls auf einen ESG-Link am Schuldscheinmarkt gesetzt. Im Juli platzierte das Unternehmen einen Schuldschein, der an die EU-Taxonomie gekoppelt ist. Solche Transaktionen mit Link zur Taxonomie sind noch nicht der Standard. Konkret ist der Zinskupon im Rahmen einer Bonus-Malus-Regelung an den Anteil des Taxonomie-konformen Umsatzes geknüpft. Bisher sind das 64 Prozent des Umsatzes von Vossloh. Wenn das Unternehmen im Bereich zwischen 61 und 67 Prozent bleibt, verändert sich der Zins nicht. Fällt er unter die Marke von 61 Prozent, steigt der Kupon um 5 Basispunkte. Der Zinssatz reduziert sich in gleicher Höhe, wenn die Taxonomiekonformität über 67 Prozent liegt. Fresenius legt soziale Ziele fest Im Mai hat der Gesundheitskonzern Fresenius erstmal sein Schuldscheindarlehen mit Nachhaltigkeitsbezug platziert. Insgesamt hat das Darlehen ein Volumen von 850 Millionen Euro und ist in sechs Tranchen mit Laufzeiten von drei, fünf und sieben Jahren aufgeteilt. Die Höhe der Marge des Schuldscheindarlehens hängt von der Erreichung von Nachhaltigkeitszielen ab. Diese beziehen sich zum einen auf die Behandlungsqualität und zum anderen auf die Produktsicherheit. Damit gehört der Konzern zu den Emittenten, die auf soziale Ziele als KPIs in ihren Finanzierungen setzen. Die Mehrheit der ESG-linked Transaktionen legt ökologische Ziele, wie etwa den CO2-Ausstoß, zugrunde. Heidelberg Materials platziert ESG-linked Bond Heidelberg Materials hat in diesem Jahr erstmals auf Sustainability-linked Bonds gesetzt. Der Konzern platzierte im Januar die erste Anleihe dieser Art, im November folgte die nächste Transaktion. Die Transaktion ist spannend, weil Heidelberg Materials als Zementhersteller zu den größten CO2-Emittenten des Landes gehört. Der Konzern befindet sich deshalb derzeit auf einem Transformationspfad, um bei der Zementherstellung weniger CO2 zu emittieren und arbeitet zudem an CCUS-Projekten (Carbon Capture, Utilization and Storage). CFO René Aldach sprach im Interview mit FINANCE über die Pläne des Konzerns. BMW erteilt Green Finance eine Absage Ebenfalls spannend ist, welche Konzern dem Green-Finance Markt weiterhin fernbleiben: Der Automobilkonzern BMW erteilt dem Markt weiterhin eine Absage. Bei einer neuen syndizierten Kreditlinie über 8 Milliarden Euro verzichtet das Unternehmen weiterhin bewusst auf eine Koppelung an Nachhaltigkeitsfaktoren. „Wir stehen dem ,Green Labeling‘ weiterhin kritisch gegenüber“, betonte Fredrik Altmann, Leiter Corporate Finance von BMW im Gespräch mit der FINANCE-Schwesterpublikation DerTreasurer. Er ging sogar noch einen Schritt weiter: „Ich gehe davon aus, dass sich das Thema Labels in ein, zwei Jahren erübrigt.“ Auch ohne grünes Label will sich der Konzern in der Finanzabteilung und in den Bankgesprächen noch intensiver mit dem Thema Nachhaltigkeit befassen. Hierfür haben die Bayern im Rahmen der Kreditsyndizierung eine ESG-Bestandsaufnahme eingeführt. Dazu zählt auch ein umfangreicher Fragebogen an die beteiligten Banken, um die Einschätzungen der Geldgeber zur Nachhaltigkeitsstrategie von BMW zu erhalten. Porsche definiert Kernbanken mit ESG-linked Loan Ebenfalls zu den spannendsten Transaktionen zählt die nächste große Finanztransaktion der Porsche AG nach dem milliardenschweren Börsengang im Jahr 2022. Im Juni schloss der Sportwagenhersteller eine revolvierende Kreditlinie über 2,5 Milliarden Euro ab. Insgesamt haben sich 21 Banken aus Europa, Amerika und Asien an der Transaktion beteiligt. Diese Geldhäuser bilden künftig den strategischen Kernbankenkreis von Porsche. Lutz Meschke, CFO und stellvertretender Vorstandsvorsitzender, erklärte den Schritt: „Nach dem Börsengang 2022 erweitern wir mit der neuen Kreditlinie unsere Eigenständigkeit und diversifizieren den Zugang zu Finanzierungsquellen.“ Der Autokonzern hat in den„Revolver“ eine Nachhaltigkeitskomponente integriert. Die Finanzierungskosten sind nun an die Entwicklung des Anteils der ausgelieferten, rein elektrischen Fahrzeuge am Gesamtabsatz geknüpft. Porsche zielt darauf ab, 2030 weltweit mehr als 80 Prozent der Neufahrzeuge als rein elektrische Modelle auszuliefern. Ergänzt wurde der Syndizierungsprozess durch einen Dialog zwischen den beteiligten Banken und den Nachhaltigkeitsexperten von Porsche, die die Strategie und Pläne zur nachhaltigen Transformation von Porsche erläuterten. Was bringt 2024 für den Green-Finance-Markt? Auch im neuen Jahr dürfte es interessante und innovative Sustainable-Finance-Transaktionen geben, denn der Markt entwickelt sich stetig weiter. Auch die Chancen für neues globales Wachstum stehen nicht schlecht. SEB-Experte Gregor Vulturius glaubt, „dass das Jahr 2024 diesen Abwärtstrend durchbrechen wird, wenn auch nur mit einem marginalen Wachstum von etwa 10 Prozent“.

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