Nur wenige Tage, nachdem der aktivistische Investor Elliott einen kräftigen Zuschlag für sein Stada-Aktienpaket gefordert hat, haben die neuen Eigentümer Bain und Cinven dem Druck nachgegeben. Die Finanzinvestoren wollen dem von Investor Paul Singer kontrollierten Hedgefonds die geforderten 74,40 Euro je Aktie zahlen, um sich Singers Unterstützung für den Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag zu sichern.
Bei der Übernahme von Stada im Wert von 5,4 Milliarden Euro wurden den beiden Investoren knapp 64 Prozent der Anteile angedient, dafür zahlten sie 66,25 Euro je Aktie. Ohne das Aktienpaket von Singer, der rund 15 Prozent an dem Konzern hält, könnten sie bei Stada aber nicht durchregieren. Die Investoren benötigen dafür 75 Prozent. Sollten die Finanzinvestoren nicht den von Singer geforderten Preis zahlen, würde er dem Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag (BGAV) nicht zustimmen, so lautete die Drohung.
Bain und Cinven müssten rund 180 Millionen mehr für Stada zahlen
Der Konfrontation sind Bain und Cinven nun aus dem Weg gegangen: „Bain Capital und Cinven sind fest davon überzeugt, dass Stada, das laufende Geschäft und die Stakeholder von Stada in hohem Maße von der Gewissheit über den Abschluss eines BGAV profitieren würden“, schrieben sie in ihrer aktuellen Pressemitteilung. Obwohl die Investoren glauben, dass die Stada-Aktien nicht so viel wert seien, wie Singer fordert, wollen sie der Forderung zustimmen, „um jegliche Unsicherheit zu beseitigen und eine etwaige Verzögerung des Abschlusses eines BGAV zu verhindern“. Die Stada-Aktie kletterte nach dieser Ankündigung auf über 82 Euro.
Mit dem Zuschlag würde Singer für seine rund 9,4 Millionen Aktien rund 76,2 Millionen Euro mehr als beim alten Preis erhalten. Doch Bain und Cinven müssten nicht nur Singer den neuen Preis je Aktie zahlen, sondern auch allen anderen Aktionären, die ihre Papiere jetzt noch andienen. Bezogen auf die 36 Prozent der Stada-Aktien, die noch ausstehen, müssten die Finanzinvestoren also rund 180 Millionen Euro zusätzlich zahlen.
Bärendienst für andere Private-Equity-Häuser
Auf der Hauptversammlung im kommenden Jahr müssen die Aktionäre diesem Vorschlag noch zustimmen. Wenn Bain, Cinven und Elliott das tun, ist ein Durchwinken des Deals nur noch Formsache. Dann hätten die Private-Equity-Investoren die komplizierte und teure Übernahme des hessischen Pharmakonzerns endlich abgeschlossen. Den ersten Anlauf zur Übernahme hatten sie im Frühjahr gemacht, das öffentliche Übernahmeangebot scheiterte aber zunächst.
Dass nun die Minderheitsaktionäre – von Hedgefonds dominiert – einen deutlich höheren Kaufpreis erhalten als die Aktionäre, die dem Angebot direkt zugestimmt hatten, dürfte aber Folgen weit über Stada hinaus haben. Für öffentliche Übernahmen in Deutschland sind die Ränkespiele bei Stada ein Bärendienst.
Beim nächsten Übernahmeangebot dürften sich viele Aktionäre, insbesondere Investmentfonds, nun noch genauer überlegen, ob sie nicht auch abwarten und auf einen höheren Abfindungspreis spekulieren sollen. Dies dürfte vor allem dann der Fall sein, wenn der Bieter aus dem Private-Equity-Lager kommt. Diese Käufer sind fast zwingend auf einen Beherrschungsvertrag inklusive Squeeze-out angewiesen. Dass man sich dies zu Nutze machen kann, wissen jetzt nicht mehr nur US-amerikanische Hedgefonds.
julia.schmitt[at]finance-magazin.de
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