Kion stellt die finanziellen Weichen für die Nach-Corona-Zeit. Wie der Gabelstaplerhersteller am heutigen Donnerstagmorgen mitteilte, plant er eine Kapitalerhöhung um 11 Prozent, die einen Umfang von rund 850 Millionen Euro erreichen dürfte. Finanzchefin Anke Groth schöpft damit den von der Hauptversammlung genehmigten Kapitalrahmen nahezu vollständig aus.
Der mit 45 Prozent beteiligte größte Aktionär, der chinesische Industriekonzern Weichai, wird gemäß seiner Beteiligung bei der Kapitalmaßnahme mitziehen. Die übrigen 7,2 Millionen neuen Aktien sollen den übrigen Aktionären angeboten werden. Papiere, die sie nicht zeichnen, gehen an institutionelle Investoren.
Kions Beweggründe für die Kapitalerhöhung
Mit dem frischen Kapital will die 2018 von E.on zu Kion gekommene, 49 Jahre alte Finanzchefin Anke Groth den KfW-Notkredit zurückführen, den sie Kion im Mai gesichert hatte. Diese Kreditlinie umfasst 1 Milliarde Euro und stammt zu 80 Prozent von der KfW. Die übrigen 20 Prozent teilen sich die Kion-Hausbanken unter der Führung von BNP Paribas, Commerzbank und Unicredit. Die Kreditlinie läuft noch bis Mai nächsten Jahres, allerdings hätte Kion sie um bis zu ein Jahr verlängern können.
Kion-Chef Gordon Riske bezeichnet den jetzt angekündigten Schritt als Mittel zur „Festigung unserer Bilanz“. Die Kapitalerhöhung soll es ermöglichen, „das profitable Wachstum auf einer noch stärkeren Basis umzusetzen“. Zu Riskes Plänen gehören eine Expansion in China, die Entwicklung neuer Produkte und der Ausbau des Software-Geschäfts. CFO Groth sekundiert ihrem CEO und lässt sich damit zitieren, dass es bei der aktuellen Transaktion darum gehe, „unser zukünftiges Wachstum frühzeitig aktiv vorzubereiten“.
Allerdings relativiert sich Riskes Aussage von „einer noch stärkeren Basis“ beim Blick in die Bilanz. Laut ersten Berechnungen der Analysten von Warburg Research dürfte die Kapitalerhöhung Kions Nettoverschuldung im Industriebereich zwar wieder von 1,3x auf 1,0x Ebitda zurückgehen lassen. Inklusive Pensionslasten läge der Leverage aber auch dann immer noch bei mehr als 3x Ebitda und damit in etwa auf dem Niveau des Jahresanfangs.
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Ein wichtiger Beweggrund bei der Entscheidung zur Refinanzierung dürfte es daher auch gewesen sein, die Entscheidungshoheit in Finanzfragen wieder zurückzugewinnen. Der KfW-Kredit legt Kion gewisse Beschränkungen auf, etwa bei der Ausschüttung einer Dividende.
Kapitalerhöhung lässt Kion-Aktie abstürzen
Im Mai, als sich der MDax-Konzern den KfW-Kredit gesichert hatte, notierte die Kion-Aktie bei 47 Euro. Seitdem stieg sie kontinuierlich an und erreichte Mitte Oktober wieder nahezu die 80-Euro-Marke. Doch seitdem hat die Dynamik nachgelassen. Die Pläne zur Erhöhung des Kapitals haben den Aktienkurs nun deutlich unter Druck gesetzt: Im frühen heutigen Handel verliert er fast 10 Prozent auf Kurse um 65 Euro.
Info
Mehr zu Vita und Karriere-Highlights der Kion-Finanzchefin finden Sie im FINANCE-Köpfe-Profil von Anke Groth.