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Preiskapriolen bringen Uniper in Finanzierungsnöte

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Energiekonzern Uniper nimmt einen Kredit bei der KfW auf.
Energiekonzern Uniper nimmt einen Kredit bei der KfW auf. Foto: Uniper

Die massiven Preissteigerungen für Strom und Gas zwingen den Energiekonzern Uniper zu einer deutlichen Ausweitung seiner Finanzierungsmanöver. Wie das Unternehmen aus Düsseldorf mitteilte, hat es sich nicht nur bei seinem finnischen Hauptaktionär Fortum eine Kreditlinie über 8 Milliarden Euro gesichert, sondern auch noch bei der KfW eine zusätzliche Back-up-Linie in Höhe von 2 Milliarden Euro. Eine bereits bestehende Kreditlinie von seinen Kernbanken in Höhe von 1,8 Milliarden Euro hatte der Konzern vor kurzem komplett ausgeschöpft.

Uniper-CFO Tiina Tuomela musste reagieren

Der Grund dafür sind Sicherheiten, die Uniper in Form von Cash für Absicherungsgeschäfte im Strom- und Gashandel hinterlegen muss. Uniper schließt viele seiner Verträge mit einigen Jahren im Voraus ab.

Um diese Geschäfte für sich selbst und die Kunden planbar zu machen, sichert Uniper den vereinbarten Preis in der Zukunft schon jetzt ab. Dieses Geschäftsmodell verlangt aber eine finanzielle Sicherungsleistung des Verkäufers, in diesem Fall Uniper, die im Falle eines Ausbleibens der bestellten Energielieferung fällig wird.

Uniper-CFO Tiina Tuomela
Uniper-CFO Tiina Tuomela. Foto: Uniper

Die Explosion der Großhandelspreise für Strom, vor allem aber der Gaspreise, hat auch zu einem Emporschießen dieser Sicherheitszahlungen geführt. Sobald Uniper wie vereinbart die Energie liefert, erhält der Konzern auch die Cash-Sicherheiten zurück. Aber um in der Zwischenzeit im Geschäft zu bleiben und nicht in Liquiditätsnöte zu geraten, musste die neue Uniper-Finanzchefin Tiina Tuomela nun reagieren.  

Uniper braucht KfW-Linie als Sicherheitsnetz

Die am 22. Dezember vereinbarte 8-Milliarden-Linie von Fortum, die neben Gesellschafterdarlehen auch aus Garantiezusagen besteht, musste Uniper bereits zu einem „signifikanten Teil“ in Anspruch nehmen, wie ein Unternehmenssprecher sagte – in welcher Höhe genau, gibt der Konzern nicht preis. Die Finanzierungskonditionen seien „marktüblich“.

Das Darlehen der KfW über 2 Milliarden Euro dürfte im Moment lediglich als Sicherheitsnetz dienen, schließlich dürften die Preiskapriolen am Energiemarkt auch bei Fortum zu steigenden Liquiditätsanforderungen geführt haben. Die KfW-Linie läuft erst einmal nur bis zum 30. April dieses Jahres und wurde noch nicht in Anspruch genommen.

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„Um zusätzliche Liquidität und finanzielle Flexibilität in künftigen, potenziell extremen Marktsituationen sicherzustellen“, habe sich das Uniper-Management um CFO Tuomela für diese Schritte entschieden, heißt es in einer Pressemitteilung des Unternehmens. Einen Liquiditätsengpass gäbe es aber nicht, versicherte ein Unternehmenssprecher von Uniper dem Magazin „Der Spiegel“. Die Aktienkurse beider Unternehmen gaben im Zuge der Nachricht an der Börse um jeweils rund 3 Prozent nach.

Warum Uniper auf kurzfristige Finanzierung setzt

Eine Deckung des Liquiditätsbedarfs über langfristige Finanzierungen vom Kapitalmarkt, etwa über eine Anleihe, wäre für Uniper keine Option, schließlich ist völlig unklar, wie lange der Liquiditätsdruck anhalten wird. Sollten die Strom- und/oder die Gaspreise in den nächsten Monaten wieder zurückgehen, würde dies auch für den Liquiditätsbedarf gelten. Im Lauf der nächsten Jahre könnte im Fall wieder sinkender Preise aus abgeschlossenen Geschäften sogar deutlich mehr Liquidität an Uniper zurückfließen als die Düsseldorfer für dann fällige neue Absicherungsgeschäfte bereit stellen müssten.

Jetzt die Kassen mit Hilfe eines mehrjährigen Bonds zu füllen, könnte zu einem Überschießen der Konzernliquidität führen – und damit zu nennenswerten Kosten für das Parken dieser Liquidität (Stichwort: Strafzinsen) bei gleichzeitig fällig werdenden Zinszahlungen an die Bondholder.

Wegen ihrer großen Dynamik und ihrer gleichzeitigen Unübersichtlichkeit ist die aktuelle Situation eine ersten großen Bewährungsproben für Finanzchefin Tuomela bei Uniper, die zwar erst im März vergangen Jahres zum Unternehmen stieß, aber dennoch mit den Usancen des Energiegeschäfts vertraut sein dürfte: Sie arbeitete zuvor mehr als 30 Jahre lang für Fortum im finnischen Espoo. Fortum besitzt seit dem Frühjahr 2020 die Mehrheit an Uniper.

jan.schuermann[at]finance-magazin.de

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