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Shortseller-Attacke: S&T sieht sich nach Sonderuntersuchung entlastet

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Der Bericht von Deloitte entlastet S&T größtenteils von den Vorwürfen der Shortseller-Attacke von Fraser Perring.
Der Bericht von Deloitte entlastet S&T größtenteils von den Vorwürfen der Shortseller-Attacke von Fraser Perring. Foto: S&T

Im Dezember vergangenen Jahres hatte der Shortsellers Viceroy heftige Vorwürfe gegen S&T erhoben – diese haben sich laut einem Bericht des Sonderprüfers Deloitte als größtenteils unzutreffend erwiesen, wie der österreichische IT-Dienstleister, der auch im SDax notiert, heute bekanntgegeben hat. Deloitte hat damit seine forensische Untersuchung beendet, den Bericht hat S&T veröffentlicht.

Mitte Dezember hatte Viceroy Research, hinter dem der britische Shortseller Fraser Perring steckt, einen Bericht gegen S&T publik gemacht. In diesem warf Perring S&T unter anderem vor, viele der seit 2016 durchgeführten 30 Akquisitionen nicht integriert zu haben und über eine Vielzahl von außerbilanziellen Zweckgesellschaften zu verfügen, welche die Unternehmensstruktur unübersichtlich machen würden.

Das Unternehmen reagierte prompt und bezog noch am selben Tag Stellung mit der Ankündigung, dass eine detaillierte Analyse des Berichts folgen werde. Knapp zwei Wochen später folgte eine ausführlichere Stellungnahme, in der S&T eigenständig die einzelnen Vorwürfe des Shortsellers zu entkräften versuchte. Zusätzlich teilte das Unternehmen damals mit, dass es Deloitte beauftragt habe, eine externe forensische Prüfung der von Viceroy erhobenen wesentlichen Vorwürfe durchzuführen.

Deloitte findet eine Ungereimtheit bei S&T

S&T sieht in den Ergebnissen der Untersuchung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft seine eigene ausführliche Stellungnahme von Ende Dezember nun bestätigt. „Die von Viceroy erhobenen Anschuldigungen erwiesen sich als nahezu vollständig unzutreffend, betrafen sie doch Sachverhalte, die überhaupt nicht die S&T Gruppe betreffen, von Viceroy falsch dargestellt wurden oder immateriell sind“, fasst das das IT-Unternehmen den Bericht von Deloitte zusammen.

Doch nicht in jedem Punkt gab es eine Entlastung: Hierbei handelt es sich um eine von S&T am 22. August 2017 gezeichnete Kapitalerhöhung bei der Funworld GmbH. Diese stellt aus Sicht von Deloitte eine Transaktion mit einer verbundenen Partei dar, welche S&T aber nicht deutlich offengelegt habe. Der Grund war unter anderem, dass der CEO der S&T, Hannes Niederhauser, zum damaligen Zeitpunkt an Funworld beteiligt war.

Laut S&T wäre daher im Konzernabschluss 2017 auf Seite 83 folgende zusätzliche Angabe erforderlich gewesen: „Funworld ist ein der S&T AG nahestehendes Unternehmen und somit stellt auch die Kapitalerhöhung von 280 TEUR eine Transaktion mit einem nahestehenden Unternehmen dar“. Das Unternehmen betont, dass dieser Befund „keinerlei Auswirkungen auf frühere Einzel- oder Konzernabschlüsse“ habe.

S&T wechselte Prüfer EY aus

Damit scheint das Thema für S&T erledigt zu sein. Auch die Aktie, die nach der Shortseller-Attacke eingebrochen war, hat nach der Veröffentlichung von Deloittes Bericht einen Sprung um zeitweise 16 Prozent nach oben gemacht. Analysten der Alster Research haben im Hinblick auf den Deloitte-Bericht inzwischen auch eine Kaufempfehlung ausgesprochen.

Aktienkurs von S&T der vergangenen Woche

So hat S&T den Abschlussprüfer ausgetauscht, ab Geschäftsjahr 2022 soll beim S-Dax-Konzern KPMG den Big-Four-Konkurrenten EY ablösen. Auch will der Aufsichtsrat ein neues Vorstandmitglied an Bord holen, welches in Zukunft für die Themen Recht, Compliance und Corporate Governance verantwortlich sein soll, kündigte das Unternehmen im Dezember an. Auf FINANCE-Anfrage hieß es, der Auswahlprozess des Aufsichtsrats für die Besetzung der neu geschaffenen Position des Chief Compliance Officers laufe noch. Zusätzlich versprach das Unternehmen für mehr Transparenz und weniger Komplexität im Geschäftsmodell zu sorgen.

Viceroy attackierte auch Wirecard

Sollte Perring nicht noch einmal mit Vorwürfen nachlegen – was der Shortseller in vergangenen Fällen durchaus gemacht hat – könnte die Sache für S&T ausgestanden sein. Perring hatte zuletzt stark an Glaubwürdigkeit gewonnen, nachdem sich einige seiner Anschuldigungen zu Wirecard als wahr herausstellten. Er war einer der ersten, der die kriminellen Machenschaften des Zahlungsdienstleisters anprangerte.

Auch ist Viceroy durch Vorwürfe gegen das Leasingunternehmen Grenke sowie im Herbst vergangenen Jahres gegen das Immobilienunternehmen Adler aufgefallen. Während Grenke sich größtenteils von den Vorwürfen befreien konnte, steht bei der Adler Group eine Klärung der Anschuldigungen zu größeren Teilen noch aus.

jan.schuermann[at]finance-magazin.de

Julia Schmitt ist Redaktionsleiterin von FINANCE-Online und Moderatorin bei FINANCE-TV. Nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre und Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz stieg sie 2014 bei F.A.Z. BUSINESS MEDIA ein. Sie betreut die Themenschwerpunkte Wirtschaftsprüfung und Bilanzierung und ist Trägerin des Karl Theodor Vogel Preises der Deutschen Fachpresse.