Für das Führungsteam von Stada wird die Lage noch ungemütlicher: Neu-CEO Matthias Wiedenfels und CFO Helmut Kraft müssen sich mit einem weiteren aktivistischen Aktionär auseinandersetzen. Der bekannte US-Investor Guy Wyser-Pratte hat laut Informationen des Handelsblatts Aktien des Pharmaunternehmens gekauft. Er gilt als berüchtigter Corporate Raider, der nach unterbewerteten Unternehmen mit seiner Ansicht nach schlechter Führung sucht, die er dann zum Umbau zwingt.
Noch hält er laut dem Bericht weniger als 3 Prozent der Aktien, will jedoch weiter zukaufen. Mit der öffentlichen Kritik der Unternehmensführung hat er bereits begonnen. Stada sei zu klein und zu lokal aufgestellt, teilt er dem Handelsblatt mit. Das Ziel: Stada solle sich mit einem internationalen Player zusammenschließen. Bisher waren alle Übernahmeversuche gescheitert. Zuletzt soll es Medienberichten zufolge Gespräche mit dem Private-Equity-Investor CVC Capital gegeben haben.
Einstieg kurz nach Rückzug von Stada-CEO Helmut Retzlaff
Der Einstieg des US-Investors erfolgt wenige Wochen, nachdem CEO Helmut Retzlaff seinen Posten wegen einer Erkrankung verlassen hat. Der langjährige Stada-Chef war wegen hoher Gehälter und Pensionszusagen in die Kritik geraten. Auch wenn Matthias Wiedenfels und Helmut Kraft jetzt versuchen, die Unternehmensstrategie zu aktualisieren, ist es fraglich, ob das dem durchsetzungsstarken Investor ausreicht.
Guy Wyser-Pratte ist zudem nicht der einzige aktivistische Aktionär, der bei Stada um Einfluss kämpft. Vor wenigen Wochen hatte der Investor Active Ownership 5 Prozent der Anteile gekauft und übt seitdem stetig Druck auf das Management aus. Erstes Ziel der Gruppe war die Neubesetzung des Aufsichtsrats, die nach Ansicht von Active Ownership nicht mehr zu einem global agierenden Unternehmen passt. Stada will dem zuvor kommen, in dem der Konzern nun selbst nach neuen Kandidaten sucht. Im Zuge dessen wurde auch die ursprünglich für den 9. Juni angesetzte Hauptversammlung auf den 26. August verschoben.
Guy Wyser-Pratte drängt auf Fusion mit internationalem Player
Wenn beide aktivistischen Anteilseigner ähnliche Interessen verfolgen, könnte es für das Management von Stada schwerer werden, sich den Ideen der Investoren zu widersetzten. Trotz der brachialen und kriegerischen Sprache des ehemaligen US-Marine Wyser-Pratte sind einige Beobachter der Ansicht, dass seine Ideen dem Unternehmen helfen könnten. Die Hauptversammlung wird eine gute Gelegenheit für die Aktivisten sein, sich zu positionieren und ihre Ideen zur Wahl zu stellen.
Wyser-Pratte hat lange Erfahrung mit der Aufspaltung und Zusammenführung von Unternehmen. Als erfolgreichstes Beispiel in Deutschland seiner Strategie gilt der Roboterbauer Kuka. Der Raider war 2003 in das Vorgängerunternehmen IWKA eingestiegen und zwang das Management im Folgenden, den Mischkonzern zu zerschlagen. Diverse Töchter wurden verkauft, unter anderem an Private-Equity-Investoren wie Odewald, und das verbliebene Kerngeschäft dann in Kuka umbenannt. Weniger erfolgreich war dagegen sein Engagement beim deutschen Handyausrüster Balda.
Info
Stada ist nicht das einzige Unternehmen, dass es mit solchen Anteilseignern aufnehmen muss. Mehr über die Attacken lesen Sie auf der FINANCE-Themenseite zu den aktivistischen Investoren.
Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.