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Finanzierungsdrama: Kapitalschnitt soll Leoni retten 

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Ein Kapitalschnitt soll Leoni retten. Foto: Postmodern Studio - adobe.stock.com
Ein Kapitalschnitt soll Leoni retten. Foto: Postmodern Studio - adobe.stock.com

Leoni will mit einem Kapitalschnitt der Aktionäre seine Refinanzierung retten. Die laufenden Verhandlungen mit Konsortialbanken und Schuldscheingläubigern ließen erwarten, dass es ohne eine derartige Transaktion keine Rettung geben werde, teilte der angeschlagene Autozulieferer heute mit.  

Die langfristige Fortführung Leonis sei nur möglich, wenn Finanzverbindlichkeiten zur Entschuldung der Leoni-Gruppe in Eigenkapital mittels Debt-to-Equity-Swap oder etwa in nachrangige Besserungsscheine umgewandelt würden.

Kapitalschnitt mindert Wert der Leoni-Anteile 

Es sei davon auszugehen, dass die Voraussetzung der Refinanzierungslösung eine Kapitalherabsetzung mit einer nachfolgenden Kapitalerhöhung sein werde. Dieser Schritt würde dazu führen, dass sich der Wert der Anteile für Aktionäre verringern würde.  

Der Autozulieferer habe Gespräche mit seinem Großaktionär, der Pierer-Gruppe, aufgenommen. Die österreichische Industrieholding hatte in den vergangenen Jahren ihre Anteile an Leoni peu à peu aufgestockt. Diese sei unter bestimmten Voraussetzungen bereit, einen deutlichen Sanierungsbeitrag im Rahmen der Eigenkapitalzuführung leisten zu wollen. Die genaue Ausgestaltung sei jedoch noch offen, teilt Leoni weiterhin mit.  

Der Schritt war notwendig geworden, nachdem die thailändische Stark Corporation im Dezember den Vollzug des im Mai 2022 abgeschlossenen Kaufs der Leoni-Sparte Business Group Automotive Cable Solutions (BG AM) verweigert hatte und damit die Restrukturierung von Leonis Verbindlichkeiten in Gefahr brachte. Der Deal war ein zentraler Aspekt von Leonis ursprünglichem Refinanzierungskonzept. Mit dem Erlös in Höhe von 442 Millionen Euro sollte ein Teil der getilgt werden.

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Konsortialbanken: Kredite bis Sommer verlängert 

Aktuell hängt Leoni am Tropf der Konsortialbanken, die die ursprünglich zum 31. Dezember fälligen Kreditlinien prolongiert hatten. Der scheidende Unternehmenschef Aldo Kamper hatte gegenüber dem „Handelsblatt“ gesagt, die Banken würden bis Mitte des Jahres stillhalten. Dies bestätigten auch gut informierte Beobachter gegenüber FINANCE. 

Leoni steckt seit Jahren in finanziellen Schwierigkeiten. Zu hausgemachten Problemen kamen die Folgen der Corona-Pandemie hinzu. Staatshilfen sicherten damals die Finanzierung, die zum Jahreswechsel refinanziert werden sollte. Der Ukraine-Krieg war ein weiterer Schlag ins Kontor. Leoni hat dort zwei Produktionsstätten für Kabelbäume, teilweise waren die Lieferketten unterbrochen. 

Anfang des Jahres hatte Leoni den bekannten Sanierungsexperten Hans-Joachim Ziems als Chief Restructuring Officer (CRO) in den Vorstand berufen. Er soll die erforderliche Anpassung des Refinanzierungskonzepts und dessen Umsetzung vorantreiben. Ein erster Schritt dahin scheint damit getan, weitere werden folgen müssen.  

Falk Sinß ist Redakteur bei FINANCE. Er hat Soziologie, Politologie und Neuere und Mittlere Geschichte in Frankfurt am Main sowie in Mainz Journalismus studiert, wo er auch einen Lehrauftrag inne hatte. Vor seiner Zeit bei FINANCE war Falk Sinß drei Jahre Redakteur der Zeitschrift Versicherungswirtschaft und zehn Jahre für verschiedene Medien des Universum Verlags tätig.

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