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Massiver Gewinneinbruch bei Leoni 

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Leoni hat 2022 einen erheblichen Gewinneinbruch erlitten
Leoni hat 2022 einen erheblichen Gewinneinbruch erlitten. Foto: Leoni AG

Leoni hat im vergangenen Jahr deutlich weniger verdient. Der um Einmaleffekte bereinigte operative Gewinn (Ebit) brach um fast 120 Millionen Euro auf 11 Millionen Euro ein. Im Vorjahr hatte das Ebit noch 130 Millionen Euro betragen. Das geht aus den vorläufigen, ungeprüften Geschäftszahlen hervor, die der Autozulieferer veröffentlicht hat.  

Der Umsatz lag demnach nahezu unverändert bei 5,1 Milliarden Euro. Der Verkauf der Geschäftseinheit Business Group Industrial Solutions (BG IN) in Höhe von 278 Millionen Euro hob den Free Cashflow auf 126 Millionen Euro, nachdem er im Vorjahr minus 12 Millionen Euro betragen hatte. 

Restrukturierung führt zu Wertberichtigungen 

Leoni befindet sich inmitten einer Restrukturierung. Das Unternehmen rechnet damit, dass deshalb ein erheblicher Wertberichtigungsbedarf entstehen wird. Dieser lasse sich aktuell nicht konkret beziffern. Leoni schließt nicht aus, dass es sich um einen niedrigen bis mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Betrag handeln könnte. Dieser Wertberichtigungsbedarf werde den operativen Gewinn belasten.  

In den vorläufigen Zahlen sei auch der Geschäftsbereich Business Group Automotive Cable Solutions (BG AM) enthalten, weshalb die Prognose aus dem November 2022 deutlich übertroffen würde. Die BG AM sollte ursprünglich an die thailändische Stark-Gruppe verkauft werden, die Mitte Dezember jedoch überraschend von dem Kauf zurücktrat. Der Deal war ein zentraler Teil von Leonis ursprünglichem Refinanzierungskonzept, mit dem geplanten Erlös von 442 Millionen Euro sollte ein Teil der Schulden zurückgezahlt werden. 

Ein Kapitalschnitt soll Leoni retten 

Aktuell hängt Leoni am Tropf der Konsortialbanken, die die ursprünglich zum 31. Dezember fälligen Kreditlinien prolongiert hatten. Der scheidende Unternehmenschef Aldo Kamper hatte gegenüber dem „Handelsblatt“ gesagt, die Banken würden bis Mitte des Jahres stillhalten. Dies bestätigten auch gut informierte Beobachter gegenüber FINANCE.  

Ein Kapitalschnitt der Aktionäre soll nun die Rettung bringen. Die langfristige Fortführung Leonis sei nur möglich, wenn Finanzverbindlichkeiten zur Entschuldung der Leoni-Gruppe in Eigenkapital mittels Debt-to-Equity-Swap oder etwa in nachrangige Besserungsscheine umgewandelt würden, hatte der Autozulieferer Anfang Februar mitgeteilt. 

Wegen der laufenden „konstruktiven, aber sehr anspruchsvollen Verhandlungen“ sei mit einer Verzögerung bei der Aufstellung des Jahres- und Konzernabschlusses 2022 und somit auch des Termins der Hauptversammlung zu rechnen 

Leoni hat sich mit Sanierungsexperte Ziems verstärkt 

Leoni steckt seit Jahren in finanziellen Schwierigkeiten. Zu hausgemachten Problemen kamen die Folgen der Corona-Pandemie hinzu. Staatshilfen sicherten damals die Finanzierung, die zum Jahreswechsel refinanziert werden sollte. Der Ukraine-Krieg war ein weiterer Schlag ins Kontor. Leoni hat dort zwei Produktionsstätten für Kabelbäume, teilweise waren die Lieferketten unterbrochen. Anfang des Jahres hatte Leoni den bekannten Sanierungsexperten Hans-Joachim Ziems als Chief Restructuring Officer (CRO) in den Vorstand berufen.  

Für das laufende Geschäftsjahr erwartet Leoni einen Umsatz von 5,5 Milliarden Euro, ein Ebit vor Sondereffekten im hohen zweistelligen Millionenbereich sowie einen ausgeglichenen Free Cashflow. Der Autozulieferer geht dabei von einer operativen Verbesserung gegenüber dem Vorjahr aus, verursacht unter anderem durch ein optimiertes Working Capital – vorausgesetzt die Verhandlungen mit den Gläubigern können erfolgreich zum Abschluss gebracht werden.  

Falk Sinß ist Redakteur bei FINANCE. Er hat Soziologie, Politologie und Neuere und Mittlere Geschichte in Frankfurt am Main sowie in Mainz Journalismus studiert, wo er auch einen Lehrauftrag inne hatte. Vor seiner Zeit bei FINANCE war Falk Sinß drei Jahre Redakteur der Zeitschrift Versicherungswirtschaft und zehn Jahre für verschiedene Medien des Universum Verlags tätig.

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