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Refinanzierungskonzept von Leoni in Gefahr

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Herber Rückschlag für Leoni: Der geplante Verkauf der BG AM ist vorerst geplatzt.
Herber Rückschlag für Leoni: Der geplante Verkauf der BG AM ist vorerst geplatzt. Foto: LEONI AG

Herber Rückschlag für Leoni: Der geplante Verkauf der Unternehmenseinheit Business Group Automotive Cable Solutions (BGAM) kommt nicht zustande. Der designierte Käufer, die thailändische Stark Corporation Public Company, will die Kaufvereinbarung nicht erfüllen, teilt der Nürnberger Automobilzulieferer mit.

Stark habe heute unerwartet sehr weitreichende Änderungen des Kaufvertrags verlangt. Trotz großer Kompromissbereitschaft seitens Leoni habe Stark eine Einigung abgelehnt und werde deshalb das Closing nicht vollziehen, heißt es in der Ad-hoc-Mitteilung. Da keine vertragliche Grundlage für die Verweigerung bestehe, verhalte sich Stark nach Ansicht von Leoni vertragsbrüchig. Leoni werde deshalb alle rechtlichen Maßnahmen zur Durchsetzung seiner Rechte gegenüber Stark ergreifen.

Der Verkauf sollte 442 Millionen Euro einbringen

Der Verkauf von BGAM war ein wesentlicher Teil des Refinanzierungskonzepts des angeschlagenen Autozulieferers und sollte einen Nettoerlös von 442 Millionen Euro in die Kassen spülen. Mit diesem Geld sollten Schulden zurückgeführt werden. Durch den gescheiterten Verkauf kann die Restrukturierung zunächst nicht umgesetzt werden und Leoni muss nach einer neuen Lösung suchen.

Immerhin halten die Konsortialbanken Leoni die Treue und werden die zum 31. Dezember fälligen Kreditlinien vorübergehend prolongieren. Für wie lange die Banken die Kredite verlängern, wollte Leoni auf Nachfrage von FINANCE nicht mitteilen. Auch nicht, was nun mit der BGAM passieren soll.  

Dabei schien die Refinanzierung in trockenen Tüchern zu sein. Anfang Juli hatte sich der Nürnberger Mittelständler mit seinen Konsortialbanken auf eine Refinanzierung geeinigt. Das Konzept sieht vor, dass ein Teil der Schulden in Aktien umgewandelt und somit die Finanzverbindlichkeiten um 574 Millionen Euro gesenkt werden sollten. Noch im Sommer erfuhr FINANCE von Unternehmenskenner, dass die Umsetzung des Deals nicht in Frage stehe.

Konsortialbanken verlängern vorübergehend Kreditlinie

Das bringt die finanzielle Stabilität des Unternehmens in Gefahr. Leoni hatte in den vergangenen Jahren finanzielle Schwierigkeiten. Neben hausgemachten Problemen machten dem Konzern die Folgen der Corona-Pandemie zu schaffen. Dank Staatshilfen konnte der Autozulieferer die Finanzierung aufsetzen, die zum Jahreswechsel neu finanziert werden sollte. Der Ukraine-Krieg war ein weiterer Schlag ins Kontor. Leoni hat zwei Produktionsstätten für Kabelbäume in der Ukraine. Zeitweise stockten die Lieferketten.

Der geplante Verkauf der BGAM zum Jahreswechsel war ein zentraler Baustein der Refinanzierung gewesen. Wie diese nun aussehen wird, ist im Moment noch unsicher. Klar ist nur, dass Leoni mit den Konsortialbanken neue Gespräche zur Anpassung des Refinanzierungskonzepts aufnehmen muss. Der Aktienkurs gab nach Bekanntgabe der Meldung erst etwa nach, erholte sich im Laufe des Tages wieder, um ab 16 Uhr wieder zu sinken.

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Falk Sinß ist Redakteur bei FINANCE. Er hat Soziologie, Politologie und Neuere und Mittlere Geschichte in Frankfurt am Main sowie in Mainz Journalismus studiert, wo er auch einen Lehrauftrag inne hatte. Vor seiner Zeit bei FINANCE war Falk Sinß drei Jahre Redakteur der Zeitschrift Versicherungswirtschaft und zehn Jahre für verschiedene Medien des Universum Verlags tätig.