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Cash-Drain bei Leoni gewinnt an Schärfe

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Verbrennt weiterhin hin viel Geld: Automobilzulieferer Leoni.
Leoni

Die Probleme des Kabel- und Bordnetzspezialisten Leoni haben sich auch im zweiten Quartal weiter verschärft. Unterm Strich musste das Nürnberger Unternehmen am Mittwoch einen Verlust von 44 Millionen Euro ausweisen, während es im Vorjahreszeitraum noch einen Gewinn von 41 Millionen Euro verbuchen konnte. Das Ebit rutschte mit 30 Millionen Euro in die Verlustzone, nach einem positiven Ergebnis von 62 Millionen im zweiten Quartal 2018. Aufgrund der schwachen Automobilnachfrage sank der Umsatz um 6 Prozent auf 1,25 Milliarden Euro.

Leoni verbrennt fast 400 Millionen Euro

Besonders beunruhigend waren aber die Aussagen zur Cashflow-Entwicklung, auf die der Markt besonders gespannt gewartet hatte, schließlich sehen einige Investoren und Analysten Leoni auf eine Finanzklemme zusteuern. Im zweiten Quartal hat sich der freie Cash-Abfluss gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum auf minus 72 Millionen Euro mehr als verdoppelt.

Für das gesamte erste Halbjahr steht damit ein negativer Free Cashflow von 385 Millionen Euro zu Buche. Da im zweiten Halbjahr bei dieser Kennzahl nach Aussage des Managements ein Plus-Minus-Null-Ergebnis zu erwarten ist, ist nun auf Jahressicht mit einem Cash-Drain von rund 400 Millionen Euro zu rechnen – 100 Millionen Euro mehr als bislang prognostiziert.

Dies ließ zunächst Sorgen vor einer nötigen großen Kapitalerhöhung sprießen. Die Leoni-Aktie, die im laufenden Jahr mit Abstand am schwächsten performende im gesamten SDax, brach im frühen Handel um über 5 Prozent ein. Das Papier machte seine Verluste dann aber wieder wett, als Leoni-Chef Aldo Kamper in einer Telefonkonferenz sagte, dass „der Druck für eine Kapitalerhöhung nicht so hoch“ sei. Allerdings prüfen die Franken seit „alle Optionen, um die langfristige Finanzierungsbasis zu sichern“.

Leoni-Talfahrt findet kein Ende (Jahreschart)

Neue Finanzchefin und Sanierer Ziems gefragt

Ein möglicher Stolperstein für die laufende Restrukturierung des Traditionsunternehmens ist, dass im kommenden März eine Schuldschein-Tranche über 200 Millionen Euro fällig wird. Die Leoni-Führung will den Schuldschein „aus eigenen Mittel“ zurückzahlen, wie Kamper heute sagte.

Allerdings sank die verfügbare Liquidität inklusive freier Kreditlinien, auf die die neue Finanzchefin Ingrid Jägering dafür zurückgreifen könnte, allein in den vergangenen drei Monaten von 740 auf 649 Millionen Euro. Im ersten Halbjahr bediente sich Leoni mit rund 300 Millionen Euro aus den freien Kreditlinien. Die Herausforderung: Im kapitalintensiven Automotive-Geschäft benötigen die Unternehmen immer ein großes Liquiditätspolster für das operative Geschäft. Das Bankhaus Lampe hatte Leoni vor diesem Hintergrund in der vergangenen Woche einen „dringenden Bedarf“ an Liquidität attestiert.

Frisches Geld soll die Abspaltung der Kabelsparte bringen, die Kamper bis Jahresende verselbstständigen will. Durch einen Verkauf oder einen Börsengang, der im kommenden Jahr stattfinden soll, könnten Leoni frische Mittel in Höhe eines dreistelligen Millionenbetrags zufließen. Aber auch dieser Geschäftsteil verzeichnete im zweiten Quartal einen Umsatzrückgang von 6 Prozent.

Deshalb kommt es auch auf den bekannten Sanierer Hans-Joachim Ziems an, dessen Bestellung Kamper heute offiziell bestätigte. Ziems wird sich wohl auch um das Sanierungsprogramm „Value 21“ kümmern, das Leoni einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag pro Jahr einsparen soll. Vor allem ist Ziems aber gefragt, um die Geldgeber bei der Stange zu halten. Im ersten Halbjahr verdoppelten sich Leonis Nettofinanzschulden auf 1,2 Milliarden Euro. Der in sieben Monaten fällig werdende Schuldschein ist nur ein kleiner Teil der finanziellen Lasten, für die Kamper und Jägering zügig eine Lösung finden müssen.

martin.barwitzki[at]finance-magazin.de

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