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„Lex Uniper“: Rettungsplan für Gashändler fast fertig

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Die Hilfe von der Bundesrepublik für den Gashändler Uniper scheint in Berlin in den letzten Zügen zu liegen. Foto: Uniper
Die Hilfe von der Bundesrepublik für den Gashändler Uniper scheint in Berlin in den letzten Zügen zu liegen. Foto: Uniper

Die unter Hochdruck voranschreitenden Bemühungen, Deutschlands größten Gashändler Uniper mit Staatshilfen zu retten, stehen laut einem Bericht des „Handelsblatts“ kurz vor Abschluss. Uniper hatte vor einer Woche Berlin um Hilfe gerufen, weil die rückläufigen Gaslieferungen aus Russland den Konzern in schwere Bedrängnis bringen. Uniper muss das aus Russland nicht mehr ankommende Gas zu Höchstpreisen durch Käufe am Spotmarkt ersetzen, kann es aber nur zu den in der Vergangenheit vereinbarten, viel niedrigeren Preisen an seine Kunden weitergeben.

Laut Analystenschätzungen verliert Uniper dadurch jeden Tag bis zu 40 Millionen Euro an Cash. Es wird befürchtet, die Ex-Eon-Tochter könne finanziell „ausbluten“, sofern sie nicht schnell Finanzspritzen vom Bund bekommt. „Wir haben Instrumente entwickelt, die es dafür braucht und sind mit allen im Gespräch“, antwortete Bundeskanzler Olaf Scholz am gestrigen Dienstagabend auf Fragen rund um Uniper.

Wie viele Milliarden braucht Uniper?

Nun zeichnet sich ab, dass die Rettungsaktion von Uniper jener der Lufthansa während des ersten Corona-Lockdowns ähneln könnte. Dem „Handelsblatt“ zufolge soll ein Beteiligungsvehikel gegründet werden, das wie der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) funktioniert, der unter anderem die Lufthansa mit Kapitalerhöhungen und stillen Beteiligungen über Wasser hielt – eine „Lex Uniper“, wie es in Regierungskreisen heißt.

Dieser neue Fonds könnte Uniper eine stille Beteiligung zwischen 3 und 5 Milliarden Euro zur Verfügung stellen, abgesichert durch eine Sperrminorität von rund 25 Prozent. Ähnlich wie bei der Lufthansa würde der Bund diesen Anteil aber nicht zu Preisen rund um den aktuellen Börsenkurs, sondern zum Nennwert der Aktien aufbauen. Dieser beträgt bei Uniper 1,70 Euro, während die Aktie aktuell rund 10 Euro wert ist. Das Aktieninvestment des Bundes würde in etwa 150 Millionen Euro erreichen.

Wie schon bei der Lufthansa sollen auch Uniper Anreize gesetzt werden, die stille Beteiligung so schnell wie möglich zurückzuführen, damit der Bund im nächsten Schritt dann auch seine Direktbeteiligung mit Gewinn wieder am Markt verkaufen könnte. Unipers finnischer Großaktionär Fortum (Anteil: 78 Prozent) unterstützt dem Vernehmen nach dieses Rettungskonzept.

KfW-Linie für Uniper könnte aufgestockt werden

Mit der konkreten Umsetzung des Rettungsplans muss aber wahrscheinlich noch gewartet werden, bis der Bund das Energiesicherungsgesetz überarbeitet hat. Dort soll unter anderem geregelt werden, in welchem Tempo und in welchem Ausmaß Uniper künftig die explodierten Beschaffungspreise an seine Kunden – hauptsächlich Industriebetriebe und Stadtwerke – weitergeben darf. Dies sei entscheidend für die Höhe der Finanzlücke, die bei Uniper geschlossen werden müsse, heißt es in Regierungskreisen.

Nachdem Fortum Uniper bereits 8 Milliarden Euro an Liquidität zur Verfügung gestellt hat, steht den Düsseldorfern derzeit auch noch eine KfW-Kreditlinie von 2 Milliarden Euro zur Verfügung. Sollte sich die Liquiditätslage zuspitzen, bevor die gesetzlichen Voraussetzungen für eine Uniper-Rettung geschaffen werden konnten, könnte die KfW-Linie kurzfristig um mehrere Milliarden Euro aufgestockt werden, heißt es in dem Pressebericht.

Der Aktienkurs von Uniper ist hoch volatil. Anfang Juni, bevor Russland den Gasfluss durch die Pipeline Nord Stream 1 drosselte, notierte die Aktie noch bei über 20 Euro. Als der Konzern vergangene Woche Staatshilfe ins Gespräch brachte, ging der Kurs von 16 auf 14 Euro zurück. Am Montagabend eskalierte die Situation dann mit einem Kurseinbruch von 15 auf 11 Euro. Der „Handelsblatt“-Bericht über einen bevorstehenden Staatseinstieg zum Nennwert der Aktien drückte Uniper dann unter die 10-Euro-Marke.     

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