Eigentümer zoffen sich um Tele Columbus

Um den Kabel- und Glasfasernetzbetreiber Tele Columbus ist ein handfester Streit ausgebrochen. Mittendrin: die Kernaktionäre United Internet und der von der Investmentbank Morgan Stanley verwaltete Infrastrukturfonds Morgan Stanley Infrastructure (MSI). United Internet und MSI halten über ihre Beteiligungsholding Kublai aktuell rund 95 Prozent der Aktien von Tele Columbus und sind damit die wesentlichen Eigentümer des Netzbetreibers. United Internet, bekannt für Marken wie 1&1 und GMX, will jetzt aber nicht weiter in das Beteiligungsvehikel Kublai investieren. Als Grund nennt der Internetdienstleister „unterschiedliche Auffassungen zwischen MSI und United Internet über die zukünftige Finanzierung“. Überdies will United Internet sogar ein Schiedsgericht einschalten, um den Streitfall prüfen zu lassen. Wurde Tele Columbus zu niedrig bewertet? Anlass des Streits ist eine nach Ansicht von United Internet „deutlich zu niedrige Bewertung“ von Tele Columbus bei einer Kapitalerhöhung von Kublai im ersten Quartal dieses Jahres, bei der Tele Columbus mit frischem Eigenkapital ausgestattet worden war. United Internet hatte sich an der Kapitalerhöhung nicht beteiligt; die Summe von 300 Millionen Euro war komplett von MSI gezeichnet worden. Schon im vergangenen Jahr hatten die beiden Kernaktionäre dem klammen Netzbetreiber mit einem Gesellschafterdarlehen unter die Arme greifen müssen, um den Liquiditätsbedarf bis Ende 2023 zu sichern. Tele Columbus ist dabei, den Umbau vom Kabel- zum Glasfaseranbieter zu vollziehen, und das kostet Geld. United Internet strebt Verwässerungsschutzverfahren an Durch die jüngste Kapitalerhöhung wurden die Anteile von United Internet am Kublai-Stammkapital verwässert – von 40 auf aktuell nur noch rund 5 Prozent. „United Internet ist davon überzeugt, dass die der Kapitalerhöhung zugrunde gelegte Bewertung der Tele Columbus AG deutlich zu niedrig und demzufolge die Verwässerung der von United Internet gehaltenen Anteile zu weitreichend ist“, heißt es jetzt in einer Ad-hoc-Meldung von United Internet. MSI habe die Bewertung festgelegt und mit seiner Stimmenmehrheit auch die Kapitalerhöhung in der Gesellschafterversammlung durchsetzen können. Ein Schiedsgericht soll nun in einem laut United Internet vertraglich vorgesehenen Verwässerungsschutzverfahren die von MSI vorgenommene Bewertung prüfen. „Wenn das Gericht der Auffassung von United Internet auf Basis einer vor der Kapitalerhöhung beauftragten Bewertung folgt, steht United Internet ein Ausgleichsbetrag von circa 300 Millionen Euro zu“, lässt der Internetdienstleister wissen. Morgan Stanley wollte die Vorgänge gegenüber FINANCE nicht kommentieren. United Internet schreibt 185 Millionen Euro ab Im Zuge der Streitigkeiten hat United Internet zudem auf sein Recht verzichtet, bis zum Stichtag am heutigen Montag seinen Kublai-Anteil wieder auf die bisherigen 40 Prozent aufzustocken. Das hätte über einen Erwerb von Geschäftsanteilen von MSI gegen eine Zahlung in Höhe von 120 Millionen Euro passieren können. Diese Entscheidung hat auch bilanzielle Folgen: United Internet wird im kommenden Halbjahresfinanzbericht 2024 eine außerplanmäßige, nicht cashwirksame Wertminderung auf Kublai vornehmen müssen. Die Abschreibung soll rund 185 Millionen Euro betragen. United Internet ist seit 2016 in Tele Columbus investiert. Ende 2020 war dann Morgan Stanley als Investor hinzugekommen. In dem Zuge entstand das Vehikel Kublai, an dem bisher zu 60 Prozent Morgan Stanley und zu 40 Prozent United Internet beteiligt war.

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