Kriselnder Projektentwickler: Bafin kontrolliert die Bilanz von Gateway

Die Aufsicht greift durch und prüft den Halbjahresfinanzbericht 2023 des Immobilienentwicklers Gateway Real Estate. Der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) zufolge gebe es konkrete Anhaltspunkte dafür, dass das Unternehmen gegen Rechnungslegungsvorschriften verstoßen habe. Für die Prüfung setzt die Aufsicht Wirtschaftsprüfer aus dem eigenen Haus ein. Gateway soll eine Liegenschaft überbewertet haben Konkret geht es um eine Liegenschaft, die Gateway zum Stichtag 30. Juni 2023 mit rund 141,5 Millionen Euro bewertet hat. Laut Bafin soll es Hinweise darauf geben, dass „die Liegenschaft möglicherweise in wesentlichem Umfang überbewertet ist“. Nun soll geprüft werden, ob die Taxierung den Anforderungen an eine Bewertung zum beizulegenden Zeitwert entspricht. Nach diesem Modell bewertet das börsennotierte Unternehmen seine gehaltenen Immobilien, so die Bafin. Dabei müssen Unternehmen „Wertrückgänge infolge des veränderten beizulegenden Zeitwerts in der Periode erfolgswirksam erfassen, in der sie entstanden sind“, heißt es weiter in der Mitteilung der Finanzaufsicht. Info Nach Wirecard: Frühere Bilanzkontrollen etabliertUm Bilanzmanipulationen Einhalt zu gebieten, hat die Bafin ihre Regelungen 2021 im Anschluss an den Wirecard-Bilanzskandal mit dem FISG (Gesetz zur Stärkung der Finanzmarktintegrität) verschärft. Mit dem überarbeiteten Gesetz sollen Anhaltspunkte für fehlerhafte Rechnungslegung und damit auch Bilanzmanipulation möglichst früh identifiziert und gegebenenfalls strafrechtlich aufgeklärt werden. Bilanz-Veröffentlichung noch vor Bafin-Bescheid Der Immobilienentwickler hat aufgrund der Zinswende und gestiegener Baukosten wie viele seiner Zunft aktuell mit großen Problemen zu kämpfen. Das führte dazu, dass Gateway die Veröffentlichung des für den 30. April geplanten Konzernabschlusses 2023 in den Mai verschoben hat. Das Immobilienunternehmen will die Verhandlungen über zwei Projekttransaktionen sowie der Verlängerung über eine Projetfinanzierung abwarten. Dass sich dadurch die am 12. April veröffentlichten vorläufigen Geschäftszahlen für 2023 verändern, erwartet Gateway nicht. Die vorläufigen Zahlen zeigen einen Verlust vor Steuern und Zinsen (Ebit) von 142,9 Millionen Euro. Damit verpasst das Unternehmen seine Prognosen deutlich. Gateway rechnete für das Geschäftsjahr mit einem Verlust zwischen 37 Millionen Euro und 27 Millionen Euro. Auch der Vorsteuerverlust von 185,1 Millionen Euro verfehlt ihre Schätzungen deutlich. Der Immobilienentwickler rechnete mit einem negativen Ebit in Höhe von 52 Millionen Euro bis 42 Millionen Euro. Das deutlich über der Prognose liegende Minus wird vom Unternehmen mit „Wertberichtigungen auf Finanzforderungen über 100,5 Millionen Euro“ begründet. Diese wurden vom Vorstand aufgrund der Risikovorsorge beschlossen. Darüber hinaus hat Gateway 29,7 Millionen Euro auf im Vorratsvermögen gehaltene Immobilienprojekte abgeschrieben. Die Immobilienkrise hat auch Gateway gepackt Inwieweit es bei dem Unternehmen mit Hauptsitz in Berlin bereits kriselt, zeigte zuletzt auch der Aktienkurs, der seit dem Höchstwert im April 2022, als die Aktie bei 7,10 Euro je Aktie notierte, auf Talfahrt ging und am am heutigen Dienstag einen neuen Tiefstwert von 0,40 Euro je Aktie erreichte. Bereits im November 2023 musste der deutschlandweit tätige Immobilienentwickler eines ihrer Schlüsselentwicklungsprojekte neubewerten. Ein unabhängiges Wertgutachten ergab, dass der Wert des Projekts, das bisher als Renditeliegenschaft bilanziert wurde, um etwa 42 Millionen Euro und damit 30 Prozent niedriger ist als der bisher angesetzte Bilanzwert. Ob Gateway die Prüfungsanordnung der Bafin akzeptiert, ist derzeit nicht bekannt. Eine FINANCE-Anfrage ließ das Unternehmen bis Veröffentlichung unbeantwortet. Mehr zum Thema Immobilien dominieren das Insolvenzgeschehen Die Zinswende hat in der Immobilienbranche eine veritable Krise losgetreten. Diese dominiert inzwischen das Insolvenzgeschehen, das auf Rekordniveau bleibt, wie das neueste Restrukturierungsbarometer zeigt. Mehr lesen

Wirecard-Ticker: Ex-Wirecard-Chef Markus Braun weiter in Haft

Bund will nach 16 Jahren raus aus der Commerzbank

CFO-News: Dr. Wolff, Hansa Rostock, TK Elevators

Wie Volkswagen aus der Sackgasse kommen will

Kriselnder Projektentwickler: Bafin kontrolliert die Bilanz von Gateway

Aktuelle Artikel

Wie Volkswagen aus der Sackgasse kommen will

Die Rekordjägerin: Rheinmetall-CFO Dagmar Steinert

FINANCE Daily

Weitere Inhalte zum Thema

Die Signa-Krise oder wie es zum Benko-Beben kam

Immobilienkrise: eine Branche am Scheideweg

Standpunkt: Warum mich das Gejammer der Immobilienbranche nervt

Aktuelle FINANCE Multiples

Gefragte Energiebranche

Spezialisierte Food-Anbieter hoch im Kurs

Textil- und Bekleidungsbranche aus der Mode

Nachrichten

Themen

Unternehmen

FINANCE TV

FINANCE Köpfe

FINANCE Podcast

FINANCE Magazin

Research

Multiples

Events

Newsletter

Abonnements

Mediadaten

Redaktion

Stellenmarkt

Partner

Kontakt