Immer mehr Absolventen wollen zur Commerzbank

Banken werden als potentieller Arbeitgeber für Absolventen der Wirtschaftswissenschaften scheinbar wieder attraktiver, gleichwohl sinkt die Zahl der Geldhäuser in den Top 120 der beliebtesten Arbeitgeber im Vergleich zum Vorjahr von 13 auf 11. Zu diesem Ergebnis kommt das Marktforschungsinstitut Trendence, das jährlich Universitätsabsolventen der Wirtschaftswissenschaften nach ihren bevorzugten Arbeitgebern befragt. Demnach konnten Banken in der Branchen-Beliebtheit um 2,7 Prozentpunkte zulegen; nur die Automobilbranche, die traditionell die beliebteste unter den Wiwi-Absolventen ist, konnte diesen Wert erreichen. Zuwächse in der Beliebtheit konnten ansonsten nur noch die Konsumgüter-Branche sowie der Anlagen- und Maschinenbau verzeichnen. Für Banken ist noch keine Trendwende in Sicht „Vor allem Investmentbanken haben in diesem Jahr in unserem Ranking kräftig zugelegt. Ein Grund dafür ist sicherlich, dass einige Banken allein schon aus der Notwendigkeit heraus, neues Personal einstellen zu müssen, mehr in ihre Sichtbarkeit als Arbeitgeber investieren“, so Robindro Ullah, Geschäftsführer von Trendence. Dafür spricht, dass es erneut kein Bankhaus unter die Top 20 geschafft hat. Allein aufgrund der ungünstigen Altersstruktur sei der Einstellungsbedarf in den nächsten zehn Jahren hoch. „Experten schätzen, dass in diesem Zeitraum rund 30 Prozent der Mitarbeitenden in den Ruhestand gehen und ersetzt werden müssen – trotz Automatisierung“, sagt Ullah. Andere Branchen hätten hingegen zuletzt Einstellungen runtergefahren oder Personal abgebaut. „Die Phase haben viele Banken bereits hinter sich.“ Von einer Trendwende möchte Ullah allerdings nicht reden, auch wenn eine Verbesserung spürbar sei. Die relative Branchenbeliebtheit trüge. „Es sind mittlerweile nur noch 43 Prozent der Studierenden, die sich überhaupt auf eine bestimmte Branche festlegen. Die anderen haben keine ausgewiesene Branchenpräferenz und können sich Quereinstiege in unterschiedliche Branchen gut vorstellen.“ US-Banken schlagen deutsche Banken Die beliebteste Bank ist wie im Vorjahr Goldman Sachs, verpasste den Sprung in die Top 20 jedoch knapp. Das US-amerikanische Bankhaus, das hierzulande vor allem im Investmentbanking aktiv ist, konnte dabei sieben Plätze gut machen und landet auf dem 21. Rang. Direkt dahinter platzierte sich JP Morgan, die einen gewaltigen Sprung nach vorne machten. Im Vorjahr war das US-amerikanische Geldhaus noch auf den 39. Platz abgerutscht. JP Morgan verbesserte seinen Zustimmungswert um einen Prozentpunkt – die höchste Zunahme aller im Ranking vertretenen Banken. Das bedeute nicht, dass Goldman Sachs oder Morgan Stanley ein besseres Employer Branding als ihre deutsche Konkurrenz betreibe. Im Gegenteil: „Studierende nehmen Investmentbanken nicht sonderlich engagiert durch intensive Arbeitgeberkommunikation wahr“, so Ullah. Allerdings komme der generelle Aufschwung der Bankenbranche durch die Zinswende den bekannten Namen eher zugute: „So werden sie auch wieder bei Absolventen attraktiver, denen vor allem hohes Einkommen und herausragende Karrierechancen wichtig sind.“ Die beliebteste deutsche Bank unter Uni-Absolventen bleibt weiterhin die Deutsche Bank, die sich im Vergleich zum Vorjahr um sechs Plätze steigern konnte und den 28. Rang erreichte. Den Platz teilt sie sich mit der Europäischen Zentralbank, die fünf Plätze besser als 2023 abschnitt. Commerzbank punktet mit Arbeitgeberkampagne Den größten Sprung nach vorne machte die Commerzbank. Die besonders im deutschen Mittelstand stark verankerte Bank verbesserte sich im Trendence-Ranking um 20 Plätze und landete auf Rang 39. Im Vorjahr hatte es nur für Platz 59 gereicht. Dort seien die Bemühungen im Employer Branding spürbar, sagt Ullah. „Die Commerzbank hat sich durch eine neue Arbeitgeberkampagne hervorgetan. Deren Claim griff die Marktsituation im Recruiting auf und lautet: ‚Wir bewerben uns bei dir‘. Diese Kampagne hat offensichtlich erste Früchte getragen und einen messbaren Erfolg bei den Rankings erzielt.“ Die beliebtesten Arbeitgeber bei Absolventen der Wirtschaftswissenschaften Top-ArbeitgeberRang 2023Rang 2022Goldman Sachs2128J.P. Morgan2239Deutsche Bank2836Europäische Zentralbank2833Commerzbank3959Morgan Stanley6170Sparkassen-Finanzgruppe6852Volksbanken Raiffeisenbanken7289KfW Bankengruppe8694N269270DZ Bank110102Trendence 2024 Zwischen der Commerzbank und der nächstfolgenden Bank ist der Abstand groß. Das US-amerikanische Bankhaus Morgan Stanley verbesserte sich auf Platz 61. Im Vorjahr hatte es nur zu Rang 70 gelangt. Deutlich an Beliebtheit verlor dagegen die Sparkassen-Finanzgruppe, die um 16 Plätze auf Rang 52 abstürzte. Besser lief es derweil für die Volksbanken Raiffeisenbanken, die 17 Plätze gutmachten und sich immerhin als Nummer 72 im Ranking platzierten. Beinahe stabil präsentierte sich die staatliche KfW-Bankengruppe. Sie verbesserte ihren Beliebtheitswert um 0,1 Prozentpunkte und landete auf dem 86. Platz. N26 stürzt im Ranking ab Deutlich schlechter lief es für die Neobank N26, die sich mit dem 92. Rang 22 Plätze schlechter platzierte als im Vorjahr. Dabei könnte das vergangene, durchaus turbulente Geschäftsjahr eine Rolle gespielt haben. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht Bafin hatte bei N26 schwere Mängel bei der Prävention von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung festgestellt. Die Aufsicht verhängte daraufhin ein Neukundenverbot und setzte einen Sonderbeauftragten ein. Im Mai musste N26 zudem eine Geldbuße in Höhe von 9,2 Millionen Euro bezahlen. Am schlechtesten schnitt die DZ Bank ab, die auf Platz 110 landete – acht Ränge schlechter als im Vorjahr. ING und DKB, die sich im Vorjahr noch den 113. Platz geteilt hatten, schafften es dieses Mal nicht ins Ranking.

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