Baywa-Krise: Der Agrarhändler hat seine Finanzierung überreizt

Schock in München: Die lange als grundsolide bis langweilig geltende Baywa steht vor schweren Finanzierungsherausforderungen. Banken fordern ein Sanierungsgutachten, die Berater von Roland Berger arbeiten seit Tagen emsig daran. Und die genossenschaftlichen Eigentümer, so wird kolportiert, bereiten eine Finanzspritze vor. Besonders die BRB Bayerische Raiffeisen-Beteiligungs-AG und die österreichische Raiffeisen Agrar Invest sind jetzt gefordert, das Überleben des Agrarkonzerns zu sichern. Womöglich fällt den genossenschaftlichen Eigentümern genau die Strategie auf die Füße, die sie in der Vergangenheit immer forciert haben. Statt das Eigenkapital des wachsenden Konzerns mit (aus ihrer Sicht unliebsamen) Kapitalerhöhungen zu stützen, haben sie Baywa sich systematisch mit Fremdkapital vollpumpen lassen – oder auf Eigenkapital-Surrogate gesetzt. So platzierten die Bayern bereits 2017 eine Hybridanleihe, die nach dem Rechnungslegungsstandard IFRS voll dem Eigenkapital zugerechnet wurde. Das war durchaus aufwendig, wie Vertreter der Finanzabteilung damals DerTreasurer, einer Schwesterpublikation von FINANCE, berichteten. Grund: Die Hauptaktionäre scheuten eine Kapitalerhöhung. Die dramatische Lage zeigt eine Hybridanleihe, die 2028 fällig wird, die derzeit lediglich bei 53 Prozent des Nennwerts notiert. Sie konnte sich nach dem tiefen Fall im Juli in die 30er-Region, – was klare Insolvenzgefahr zeigt – erst dann erholen, nachdem Rettungsgerüchte laut wurden. Expansion auf Pump und Zinswende Insgesamt haben die Münchener kurz- und langfristige Schulden in Höhe von rund 6 Milliarden Euro. Die wurden vor allem für die fremdfinanzierte Expansion aufgenommen, die sich jetzt als Fehler erweist. Vor allem der Gang in die erneuerbaren Energien über die Tochter Baywa Re, die Solar- und Windenergieprojekte entwickelt, wird zum Fass ohne Boden. Auch operativ haben die Münchener Probleme. Im ersten Halbjahr ging der Umsatz um 15 Prozent zurück, im zweiten Quartal brach das operative Ergebnis sogar um zwei Drittel ein. Durch den starken Zinsanstieg im vergangenen Jahr fressen nun die stark gestiegenen variablen Zinszahlungen das Ergebnis des Agrarhändlers auf. Große Kreditgeber sind die DZ Bank, die LBBW und die Hypovereinsbank/Unicredit, die unweit des Baywa-Turms in München residiert. Dieser erste Konsortialkredit, mit dem kurzfristige Darlehen abgelöst wurden, muss im kommenden Jahr refinanziert werden. Nun braucht der angeschlagene Konzern eine Rettungslösung. Dafür sollten die Eigentümer sich nicht auf den Staat verlassen können. Sie müssen für die fehlgeschlagene Strategie auf Pump in die eigenen Taschen greifen. Zweifel an der Strategie gab es in Finanzkreisen und bei Investoren schließlich schon länger. Seit Ende 2022 kannte der Aktienkurs nur den Weg nach unten, mit einem herben Absturz im Juli, als die Krise der Bayern offensichtlich wurde.

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