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Restrukturierungs-News: Trianon-Turm, Gienanth, Demire

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2020 hat die Deka Bank mitgeteilt, dass sie 2024 nach mehr als 20 Jahren als Hauptmieterin den Trianon Turm verlassen wird. Nun ist die Objektgesellschaft insolvent. Foto: DekaBank
2020 hat die Deka Bank mitgeteilt, dass sie 2024 nach mehr als 20 Jahren als Hauptmieterin den Trianon Turm verlassen wird. Nun ist die Objektgesellschaft insolvent. Foto: DekaBank

Der Hauptsitz der Deka Bank ist insolvent

Die Objektgesellschaft Geschäftshaus am Gendarmenmarkt muss mit ihrem Leuchtturmobjekt Trianon-Turm, welcher auch Hauptsitz der Deka Bank ist, in die Insolvenz. Stephan Laubereau von der Kanzlei Pluta wurde als vorläufiger Insolvenzverwalter eingesetzt und verschafft sich einen Überblick über die Lage, um den Betrieb des Büroturms im Interesse der Mieter fortzuführen.

Es gab bereits erste Hinweise auf die Insolvenz, als die koreanischen Eigentümer ihre Kredite nicht bedienten und kein Käufer gefunden werden konnte. Der Turm, der 2018 noch 670 Millionen Euro wert war, wurde zuletzt zu einem Drittel dieses Preises angeboten. Sanierungsstau und Homeoffice-Trends erschweren die Vermietung.

Gienanth kommt maßgeblich in der Insolvenz voran

Großer Abverkauf bei der Gienanth-Gruppe: Zum einen hat das Unternehmen seine Geschäftsbetriebe in Eisenberg und Kulmbach an die europäische Gießereigruppe Dihag Integrated Foundry Group verkauft. Der Übergang umfasst rund 530 Mitarbeitende in Eisenberg und 80 Mitarbeitende in Kulmbach. Für Dihag ist der Zukauf eigenen Angaben zufolge eine Ergänzung des Portfolios, insbesondere im Bereich Handformguss und Metallbearbeitung. Unterstützt wurde der Verkaufsprozess von Roland Berger und dem Generalbevollmächtigten Jürgen Erbe (Schultze & Braun). Die Eigenverwaltung und der Verkaufsprozess wurden von dem Sachwalter Jan Markus Plathner (Brinkmann & Partner) unterstützt. Die rechtliche Beratung des Verkaufsprozesses übernahm Baker McKenzie.

Zum anderen hat die Gienanth-Gruppe ihre österreichischen und tschechischen Tochtergesellschaften an die NKMS Holding verkauft. Der Verkauf umfasst sämtliche Unternehmensanteile der Gienanth Steyr Guss, Gienanth Steyr MBA und Gienanth Czechia s.r.o. Der Share-Deal steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Gläubiger sowie weiteren aufschiebenden Bedingungen. Der Zukauf ergänzt strategisch die bestehenden Gießerei- und Fertigungsaktivitäten von NKMS, so das Unternehmen. Für die Standorte Fronberg und Chemnitz dauern die Gespräche mit Investoren derzeit noch an.

Insolvenzgefahr bei Demire-Töchtern

Vier Tochtergesellschaften der Objektgesellschaft Demire (Deutsche Mittelstand Real Estate) droht die Insolvenz. Grund dafür ist ein Kredit über 82 Millionen Euro bei der DZ Hyp, der am 30. Juni fällig gewesen wäre. Doch bislang blieben die Verhandlungen mit der Bank, bei welchen auch Demire als Muttergesellschaft partizipierte, über eine Verlängerung erfolglos.

Gleichwohl glaubt Demire, dass es in der bis zur Insolvenzantragsstellung zur Verfügung stehenden Zeit noch möglich sein sollte, die geordnete Rückführung des Kredits außerhalb einer Insolvenz der Objektgesellschaften zu vereinbaren.

Darüber hinaus wird bei Demire bald eine Anleihe fällig: Eine Gruppe von Anleihegläubigern unterstützt die finanzielle Restrukturierung der bis 15. Oktober 2024 laufenden Unternehmensanleihe von 499 Millionen Euro, indem sie begrenzten Änderungen zustimmen: einer zusätzlichen Gebühr von 2 Prozent, falls die Anleihe bis 2026 nicht um 50 Millionen Euro reduziert wird, und einer Erhöhung des PIK-Zinses von 1 auf 3 Prozent im Jahr 2027, wenn die Anleihe nicht bis Ende 2026 zurückgezahlt ist. Demire plant eine Abstimmung gemäß dem deutschen Schuldverschreibungsgesetz und hat aufgrund der laufenden Verhandlungen noch keinen Konzernabschluss für 2023 vorgelegt.

Insolvenzquote treibt Anteil notleidender Kredite in die Höhe

Die Rezession, hohe Inflation und gestiegene Finanzierungszinsen haben seit Anfang 2024 zu einem dramatischen Anstieg der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland geführt, insbesondere bei Firmen mit mehr als 5 Millionen Euro Umsatz. Dies werde die Banken dazu bringen, ihre Kreditvergabe zurückhaltender zu gestalten und die Risikomargen zu erhöhen, was zu einer Kreditklemme führen könnte. Das konstatiert der FCF Zins- & Kreditmonitor der Investmentbank Fox Corporate Finance.

Unternehmen sollten daher proaktiv Anschlussfinanzierungen sichern, um sich gegen die erwartete Verschärfung der Kreditbedingungen abzusichern. Kai Frömert von FCF Fox Corporate Finance empfiehlt frühzeitige Vertragsverlängerungen oder Neuabschlüsse von Finanzierungsverträgen, um die Finanzierungssicherheit zu gewährleisten.

Weitere Insolvenz- und Sanierungsverfahren

Der deutsche Büroimmobilienkonzern Preos muss Insolvenz anmelden. Preos hatte beim Oberlandesgericht in Frankfurt am Main um eine Stundung von fälligen Zinsen gebeten. Der fällige Betrag soll nach Schätzungen der Schutzgemeinschaft für Kapitalanleger (SdK) bei 5 Millionen Euro liegen. Das Gericht hat dieser Stundung jedoch nicht zugestimmt. Damit können die geplanten Beschlüsse zur Restrukturierung der Preos-Wandelanleihe nicht wie geplant umgesetzt werden. Der Immobilienkonzern ist nun vom Gericht angehalten, Insolvenz anzumelden, wie das Unternehmen bekannt gab. 

 

Nachdem die niederländische Muttergesellschaft bereits in die Zahlungsunfähigkeit gesteuert war, musste nun auch die deutsche Tochtergesellschaft von Scotch & Soda in die Insolvenz. Insgesamt sind 40 Standorte und 290 Mitarbeitende in Deutschland betroffen. Der vorläufige Insolvenzverwalter Holger Rhode (Görg) kündigte an, den Geschäftsbetrieb an allen Standorten fortzuführen. Für Scotch & Soda ist es nun die zweite Insolvenz innerhalb von rund einem Jahr. Im März 2023 meldete der Markeninhaber, das amerikanische Private-Equity-Haus Sun Capital, aufgrund von Cashflow-Problemen Insolvenz an. Daraufhin übernahm der US-Investor Bluestar Alliance.

Distressed M&A

Die Gläubigerausschüsse der insolventen Helma Eigenheimbau und Wohnungsbau haben der PRS Family Trust Abschlussexklusivität gewährt. Im Rahmen einer übertragenden Sanierung sollen über 40 Projekte der Helma Wohnungsbau, die Aktivitäten der Helma Eigenheimbau sowie die Belegschaften der beiden Gesellschaften übernommen werden. Der notarielle Vertragsabschluss wird bis Ende Juli erwartet, das Closing soll im August erfolgen.

Die strukturierte Investorensuche, die Mitte März begonnen hatte, verläuft damit schneller als geplant. Ein Verkauf der Hausbau Finanz im Wege eines Management-Buy-outs zeichnet sich ebenfalls ab. Der Investorenprozess für die Helma Ferienimmobilien, die sich noch im vorläufigen Verfahren befindet, ist hingegen noch nicht abgeschlossen, wobei besonderes Interesse am Ostsee-Projekt Port Olpenitz besteht. Insolvenzverwalter ist Manuel Sack (Brinkmann & Partner).

Nachdem Veritas vier Jahre mit vereinten Kräften von einem Team um Insolvenzverwalter Jan Markus Plathner (Brinkmann & Partner) sowie einem Team der Kanzlei Taylor Wessing durch die Sanierung geführt wurde, konnten nun Teile des Unternehmens erfolgreich veräußert werden. So übernimmt die weltweit tätige US-amerikanische Gesellschaft HDT Automotive Solutions den Geschäftsbetrieb von Veritas sowie die Anteile an den ausländischen Tochtergesellschaften in Mexiko, Bosnien, Ungarn und Österreich. Eine deutsche Gesellschaft der slowenischen Siliko d.o.o übernimmt hingegen den Geschäftsbetrieb am sächsischen Veritas-Standort Neustadt. Über den zweiten sächsischen Veritas-Standort in Polenz, den thüringischen Standort Benshausen sowie die Auslandsgesellschaften in der Türkei und in China wird derzeit mit gesonderten Interessenten verhandelt.

Auch für Wormland geht es weiter. Die Gläubigerversammlung hat dem Sanierungsplan des Textilhändlers zugestimmt. Damit können neun Wormland-Filialen durch das Osnabrücker Familienunternehmen Lengermann & Trieschmann (L&T) übernommen werden. Als Sachwalter agierte Torsten Gutmann (Pluta). Wormland wurde bei der Eigenverwaltung von Jens-Sören Schröder und Markus Lüdtke (Johlke) beraten. Während des Investorenprozesses standen den L&T Gesellschafter Jens Schmidt und Marion Rodine (Runkel) zur Seite und Wormland wurde von einem Team um Hubertus Bartelheimer (Dr. Wieselhuber & Partner) unterstützt.

Beendete Insolvenz- und Sanierungsverfahren

Vor rund sieben Monaten hat die Hotelgruppe Arcona Insolvenz in Eigenverwaltung für ihre deutschen Betriebe gestellt. Die Gläubiger stimmten nun in allen Verfahren den Insolvenzplänen für die betroffenen Hotels ohne Gegenstimme zu. Im Laufe der Umstrukturierung hatte sich Arcona von insgesamt drei Betrieben auf Rügen, in Thüringen und Österreich getrennt. Die Hotelgruppe hatte den im November 2023 gestellten Insolvenzantrag damit begründet, dass die während der anhaltenden Pandemie getroffenen Investitionsentscheidungen und die rasche Expansion des Unternehmens auf nicht vorhersehbare externe Faktoren gestoßen seien.

Deutlicher Anstieg von Unternehmensinsolvenzen

Die Zahl der Insolvenzen hat sich innerhalb des ersten Halbjahrs 2024 im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Das geht aus einer aktuellen Untersuchung der Wirtschaftsauskunftei Creditreform hervor. Betroffen seien dabei nicht nur große Unternehmen wie Galeria Karstadt Kaufhof, FTI Touristik oder Esprit, sondern auch mittlere Unternehmen sowie kleine Unternehmen.

Insgesamt mussten rund 11.000 Betriebe Insolvenz anmelden – der höchste Stand seit zehn Jahren. Patrick-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung, führt das auf anhaltende Probleme zurück: „Die Unternehmen kämpfen im ersten Halbjahr 2024 weiter gegen die Auswirkungen der Rezession in 2023, anhaltende Krisen und die kraftlose konjunkturelle Entwicklung in diesem Jahr.“

Quelle: Creditreform

Info

Esra Laubach ist Redakteurin bei FINANCE und widmet sich schwerpunktmäßig den Themen Transformation, Restrukturierung und Recht. Sie ist Sprach- und Kommunikationswissenschaftlerin. Vor FINANCE war sie rund fünf Jahre als Legal-Journalistin für den JUVE Verlag in Köln tätig, wo sie auch ihr journalistisches Volontariat absolvierte. Esra Laubach arbeitete während ihres Studiums multimedial u.a. für das ARD-Morgenmagazin, mehrere Zeitungen und moderierte beim Hochschulradio Kölncampus.