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Wenn Künstliche Intelligenz die Steuererklärung übernimmt 

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WTS und die Kanzlei PSP haben ein KI-Joint-Venture gegründet. Foto: photoschmidt - stock.adobe.com
WTS und die Kanzlei PSP haben ein KI-Joint-Venture gegründet. Foto: photoschmidt - stock.adobe.com

Der Siegeszug der Künstlichen Intelligenz (KI) hat spätestens jetzt auch die Steuerberatungen erfasst. Die Steuer- und Unternehmensberatung WTS hat mit der Münchener Kanzlei Peters, Schönberger & Partner (PSP Partner) ein KI-Joint Venture gegründet. Die neue Gesellschaft firmiert unter dem Namen WTS PSP AI und nimmt ihre Arbeit sofort auf. 

WTS PSP AI soll sich zum Beginn auf die Nutzung generativer Sprachmodelle konzentrieren. „KI wird auch die Steuerwelt maßgeblich verändern – davon bin ich überzeugt“, sagt Fritz Esterer, CEO der WTS-Gruppe. Das zeige nicht zuletzt die rasante Entwicklung von generativen Sprachmodellen wie ChatGPT, die zahlreiche steuerliche Anwendungsszenarien böten. „Gemeinsam mit PSP München haben wir es uns zum Ziel gesetzt, dieses Potential zu heben und Methoden der Künstlichen Intelligenz für den Steuerbereich nutzbar zu machen“, ergänzt Esterer. 

Kunden steuern Apps über AI Playground 

Im Zentrum der KI-Aktivitäten des Joint Ventures steht der sogenannte AI Playground, eine selbst programmierte Plattform, die mit verschiedenen Apps bestückt ist. Über diese können Steuerverantwortliche verschiedene KI-Tools bedienen. Zu Beginn werden neben klassischen Features wie Analyse, Transkription und Bearbeitung von Textdokumenten Spezial-Bots zu den Themen Pillar 2, Lohnsteuer, Transitorischen Passiven und Mehrwertsteuer sowie den Grundsätzen zur ordnungsmäßigen Führung und Aufbewahrung von Büchern, Aufzeichnungen und Unterlagen in elektronischer Form sowie Datenzugriff (GoBD) bereitgestellt. All diese Tools können Steuerabteilungen in ihrer täglichen Arbeit unterstützen.  

„Mit unserem AI Playground wollen wir vor allem eines erreichen: KI erlebbar machen. Über die Plattform haben unsere Mandanten Zugriff auf verschiedene Anwendungen, um diese für Use Cases im Steuerbereich einzusetzen“, erklärt Stefan Groß, Partner und Geschäftsführer bei PSP München sowie Gründer von Taxpunk.  

WTS PSP AI will dafür sowohl eine Public-Cloud-Variante als auch ein On-Premises-Modell anbieten. Letzteres soll Unternehmensangaben zufolge speziell für die Nutzung mit sensiblen Daten ausgerichtet sein und ein Höchstmaß an Informationssicherheit und Datenschutz bieten.  

Launch für nächstes Jahr angekündigt 

Der AI Playground ist bereits fertig programmiert und geht nun in eine Testphase mit einem ausgewählten Kundenkreis über, der die Plattform für bestimmte steuerliche Aufgaben anwendet. Auf dieser Basis will WTS PSP AI diese kontinuierlich weiterentwickeln. Anfang des Jahres soll das Produkt dann gelauncht und einem größeren Kreis zur Verfügung gestellt werden.   

Schon heute nutzen WTS und PPS KI-Anwendungen für ihre Arbeit. „Besonders generative Sprachmodelle eigenen sich demnach für die Bewertung von komplexen Sachverhalten, indem die KI eine große Zahl an Dokumenten scannt und die relevanten Punkte herausfiltert“, hebt Michel Braun Partner für KI und Transfer Pricing bei WTS, hervor. Die Digitaleinheit der Steuer- und Unternehmensberatung umfasst aktuell rund 300 Beschäftigte.  

Falk Sinß ist Redakteur bei FINANCE. Er hat Soziologie, Politologie und Neuere und Mittlere Geschichte in Frankfurt am Main sowie in Mainz Journalismus studiert, wo er auch einen Lehrauftrag inne hatte. Vor seiner Zeit bei FINANCE war Falk Sinß drei Jahre Redakteur der Zeitschrift Versicherungswirtschaft und zehn Jahre für verschiedene Medien des Universum Verlags tätig.