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FINANCE-Multiples 03/2021: Sonderkonjunktur für die Pharmabranche

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Liebe Leserinnen und Leser,

gleich drei Faktoren tragen dazu bei, dass die M&A-Aktivitäten in der Pharmabranche zunehmen: Die Corona-Pandemie, steigende Lebenserwartungen und die erhöhte Nachfrage nach Produkten zur Behandlung von chronischen Krankheiten. Speziell im Bereich Biotech kaufen in massiver Weise Konzerne zu, um ihre Medikamenten-Pipelines oder Kompetenzfelder zu vergrößern. Darüber hinaus hält auch unter Pharmakonzernen der Trend an, Randbereiche über Carve-outs abzustoßen.

Diese rege Transaktionsaktivität spiegelt sich auch in den aktuellen FINANCE-Multiples wider: Mittelgroße Pharmaunternehmen wechseln derzeit im Schnitt für 10,5x Ebit den Besitzer. Damit liegen die Multiples in diesem Segment nun wieder über dem Vorjahreswert von 10x Ebit. Auch kleine Pharmafirmen sind mit einer aktuellen Bewertung von durchschnittlich 9,3x Ebit am M&A-Markt mehr wert als noch vor einem Jahr, als die Multiples bei 8,8x Ebit lagen. Gleiches gilt für Großkonzerne: Im Vorjahresvergleich sind die Multiples hier im Durchschnitt von 11,5x auf 12,3x gestiegen.

Dass die FINANCE-Multiples ihr Vorkrisenniveau überwunden haben, zeigt sich auch auf breiter Front: Vergleicht man die aktuellen Werte mit denen aus dem Vorjahr, sind die Multiples für mittelgroße Unternehmen im Durchschnitt von 8,1x auf 8,6 Ebit gestiegen.

EBIT- und Umsatzmultiplikatoren für den Unternehmenswert, Mai 2021

* Small-Cap: Unternehmensumsatz unter 50 Mio. Euro; Mid-Cap: 50-250 Mio. Euro; Large-Cap: über 250 Mio. Euro; Pfeile zeigen niedrigeren/gestiegenen Wert gegenüber vorherigem Wert; 

FINANCE-Expertenpanel

Besteht aus Professionals folgender Institutionen:  Aquin & CieBaker TillyC.H. Reynolds Corporate Finance, Clairfield International,  DZ BankHübner Schlösser & CieIMAP M&A Consultants, Interfinanz, Ipontix Corporate Finance, Kern Unternehmensnachfolge, Mayerhöfer & Co, Mayland, MCF Corporate Finance, Network Corporate Finance, Proventis Partners, SBCF & Cie.Steinbeis Consulting Mergers & AcquisitionsSigma Corporate Finance, Sonntag Corporate Finance, Warth & Klein Grant Thornton

Schwerpunktbranche Pharma:

Sonderkonjunktur durch Corona-Pandemie verstärkt Trend zu hohen Bewertungen in der Branche

Die Corona-Pandemie, die steigende Lebenserwartung in vielen Ländern sowie chronische Krankheiten lassen die Nachfrage nach Pharmaprodukten steigen. Die M&A-Aktivität ist nach einem kurzen Corona-bedingten Stopp schnell wieder angesprungen, und Verkäufer können attraktive Bewertungen erzielen. Auch in den kommenden Monaten dürften sich die Bewertungen nach Einschätzung von Experten seitwärts oder sogar noch etwas nach oben bewegen. 

Die Transaktionstätigkeit ist gerade im Biotech-Segment rege. Wenn große Unternehmen selbst nur wenige neue Arzneimittel entwickeln, gleichen sie diesen Mangel gern durch Zukäufe aus. Für kleine Unternehmen kann ein Verkauf ein Weg sein, vielversprechende Produkte durch einen finanzstarken Käufer zur Marktreife bringen zu lassen.

Auf der anderen Seite stoßen Konzerne Segmente außerhalb ihres Kernbereichs ab. Im Bereich der Generika und bei der Produktion von pharmazeutischen Wirkstoffen führt zudem Druck auf die Medikamentenpreise zu einer Konsolidierung. Andere Unternehmen versuchen, über strategische Allianzen die Forschungs- und Entwicklungskosten partnerschaftlich zu teilen. 

Besonders hohe Kaufpreise lassen sich derzeit für Markenprodukte und rezeptfreie Arzneimittel („Over the Counter“-Produkte, OTC) erzielen. Ganz besonders gesucht sind dabei alle Produkte zur Bekämpfung von Covid-19. Zudem schauen Pharmaunternehmen immer öfter über den Tellerrand und kaufen etwa Tech-Unternehmen zu, um ihre Angebote zu digitalisieren. Schwer zu verkaufen sind Unternehmen mit stark externalisierten Wertschöpfungsketten und einer hohen Abhängigkeit von Drittfirmen – die Coronakrise hat die negativen Folgen solcher Aufstellungen deutlich gezeigt. Auch Unternehmen mit Produkten, deren Patentschutz in absehbarer Zeit ausläuft, sind wenig gefragt.

Ausgehend von einem niedrigen Niveau, steigt nach Einschätzungen von Beobachtern der Anteil von Private-Equity-Investoren an Pharma-Deals. So hat beispielsweise CVC Capital Partners eine Mehrheitsbeteiligung an der Genetic Group übernommen. Doch auch Strategen waren am Markt aktiv: Astra-zeneca sicherte sich im Dezember für mehr als 39 Milliarden US-Dollar den auf seltene Erkrankungen und Immunologie spezialisierten Anbieter Alexion, und Bayer schlug im Oktober bei dem US-Unternehmen Asklepios Biopharmaceuticals zu, das auf die Entwicklung von Gentherapien spezialisiert ist.

Quellen: C.H. Reynolds Corporate Finance, DZ Bank, Mayland, Sonntag Corporate Finance

EBIT und Umsatz-Multiples Pharma Mid-Cap im Rückblick

Die Multiples

Die FINANCE-Multiples basieren auf Markteinschätzungen von Experten aus M&A-Beratungshäusern. Insgesamt werden Korridore für die EBIT- und Umsatzmultiplikatoren von 16 Branchen abgefragt und gemittelt. Sechsmal jährlich werden die Zahlen aktualisiert.

Weitere Angaben zu den Multiples finden Sie unter www.finance-magazin.de/research/multiples.

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