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Nun doch: Brenntag prüft Aufspaltung

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Der Chemikalienhändler Brenntag hat Pläne für seine neue Strategie vorgestellt. Foto: Brenntag
Der Chemikalienhändler Brenntag hat Pläne für seine neue Strategie vorgestellt. Foto: Brenntag

Brenntag will sich neu ausrichten: Dafür hat der Chemikalienhändler eine neue Strategie bis 2026 vorgestellt. Die Pläne sehen vor, das operative Geschäft des Dax-Konzerns in den kommenden Jahren in zwei Bereiche zu teilen, wie die Essener am Dienstag mitteilten.

Dabei sollen die beiden Sparten Brenntag Essentials und Brenntag Specialties künftig jeweils eigenständig und unabhängig voneinander agieren. Brenntag werde für beide Geschäftsbereiche ab Anfang 2024 eigene gesellschaftsrechtliche Strukturen entlang der neuen Organisationsstruktur schaffen, heißt es in der Mitteilung. Das bedeute jedoch noch keine komplette Aufspaltung. Mit einer stärkeren Trennung der Bereiche hält sich die Führungsebene die Option allerdings offen.

Neue Führungsstruktur für Brenntag

Neben der Entflechtung in zwei Geschäftsbereiche wird außerdem die Führungsebene des Konzerns neu strukturiert. Dazu zähle, die Konzernzentrale künftig schlanker aufzustellen und Funktionen sowie Verantwortlichkeiten auf die beiden Divisionen zu verlagern. Dort sollen divisionale CEOs und Executive Committees die Leitung übernehmen.

Mit der Umstellung sollen alle Pharma-Aktivitäten von Brenntag Essentials an Brenntag Specialties übertragen werden. Im Bereich Essentials werden hingegen das Water-Treatment- und das Finished-Lubricants-Geschäft sowie bestimmte Semi-Spezialitätenprodukte aus den Specialties-Segmenten gebündelt.

„Mit der jetzt eingeleiteten Entflechtung kreieren wir Optionalitäten und bereiten Brenntag bis 2026 auf die nächsten strategischen Schritte vor“, kündigte Vorstandschef Christian Kohlpaintner an. Eine Unternehmenssprecherin bestätigte auf FINANCE-Anfrage, dass die Aufspaltung des Konzerns in Zukunft durchaus eine Option sein könnte. Man prüfe jedoch in den kommenden Jahren weitere Optionen für die künftige strategische Ausrichtung. Der Fokus liege aktuell auf einer operativen und rechtlichen Entflechtung sowie der Stärkung der beiden Divisionen.

Brenntag bestätigt Finanzziele

Neben den neuen Zukunftsplänen hat der Brenntag-Vorstand um CEO Kohlpaintner und Finanzchefin Kristin Neumann die bisherigen Finanzziele bestätigt. Der Konzern prognostiziert für das Geschäftsjahr 2023 ein operatives Ebita zwischen 1,3 und 1,4 Milliarden Euro. Mit der neuen Strategie rechnet der Konzern zudem mit einem jährlichen Wachstum des Rohertrags von 4 bis 7 Prozent sowie einem Plus beim operativen Ergebnis (Ebita) von 7 bis 9 Prozent. Brenntag prognostizierte außerdem für die neuen Pläne bis 2027 einen Kostenaufwand zwischen 450 Millionen und 650 Millionen Euro.

„Mit der Umsetzung unserer Strategie werden wir unser organisches Wachstum stärken und unsere Margen steigern, während wir unsere fokussierten M&A-Strategien weiter umsetzen“, sagt CFO Neumann. Die Essener wollen jährlich zwischen 400 und 500 Millionen Euro in strategische Zukäufe investieren, was wiederum einem Wachstumsbeitrag von drei Prozent entsprechen soll.

Brenntag vs. Hedgefonds Primestone

Bislang hatte sich die Brenntag-Führung gegen eine Aufspaltung der Geschäfte positioniert und sich damit gegen den aktivistischen Investor Primestone behauptet. Der Hedgefonds fordert seit längerem, dass sich der Konzern in zwei Geschäftsbereiche aufspaltet.  Im Juni dieses Jahres setzte sich Brenntag gegen Primestone bei der Besetzung der Aufsichtsratsplätze durch. Bereits in der Vergangenheit hatten die Essener eine Aufspaltung zu einem späteren Zeitpunkt jedoch nicht ausgeschlossen.

Im September hatte zudem der Logistikunternehmer und Milliardär Klaus-Michael Kühne seine Anteile an Brenntag aufgestockt. Über seine Holding hat er seine Anteile von 5,2 Prozent auf gut 10 Prozent erhöht und stieg damit zum größten Einzelaktionär bei dem Chemikalienhändler auf.

Jasmin Rehne ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die Themen Controlling, Gehalt und Personal. Sie hat in Marburg Sprache und Kommunikation studiert. Neben ihrem Studium arbeitete Jasmin Rehne bereits als studentische Hilfskraft bei FINANCE.