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Diese Hindernisse sehen CFOs bei der Transformation

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Was tun, wenn ein Mitarbeiter die Transformation blockiert? Vor dieser Herausforderung stehen derzeit viele CFOs.
Was tun, wenn ein Mitarbeiter die Transformation blockiert? Vor dieser Herausforderung stehen derzeit viele CFOs. Foto: Bavorndej - stock.adobe.com

Digitalisierungs- und Transformationsaufgaben stehen derzeit in vielen Unternehmen weit oben auf der Agenda, zeigen die Ergebnisse des aktuellen FINANCE CFO Panels. Für die Umfrage hat die Redaktion in Kooperation mit Horváth Finanzchefs in Deutschland anonym zu ihrer aktuellen Markteinschätzung befragt, knapp 100 Finanzverantwortliche nahmen teil.

Eine effizientere, stärker automatisiert arbeitende Finanzabteilung ist zurzeit für viele CFOs ein Zielbild: Nach der Bedeutung verschiedener strategischer Herausforderungen in der Finanzabteilung gefragt, stufen 91 Prozent der Teilnehmer die Digitalisierung und Automatisierung der Finanzfunktion als sehr wichtig (46 Prozent) oder wichtig (45 Prozent) ein. Auf Rang zwei folgt die Standardisierung und Bündelung von Prozessen. 73 Prozent geben der Erneuerung ihrer IT-Landschaft beziehungsweise dem Wechsel des ERP-Systems, etwa auf SAP S/4 Hana, hohe Priorität.

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Welcher Weg zur Transformation ist der richtige?

Unter den operativen Schwerpunkten der Finanzvorstände ist das Controlling die am häufigsten genannte Priorität. Jeder zweite Teilnehmer zählt es zu seinen drei wichtigsten Aufgaben im Tagesgeschäft. Insgesamt legen die Finanzchefs aber wieder deutlich mehr Fokus auf die Digitalisierung von Prozessen in der Finanzabteilung. Mehr als 90 Prozent der Teilnehmer stufen die Digitalisierung und Automatisierung der Finanzfunktion zudem als wichtige strategische Herausforderung ein. Gut 31 Prozent zählen die Digitalisierung des Bereichs aktuell zu ihren operativen Top-3-Aufgaben.

Die Finanzabteilung soll sich weiterentwickeln, doch auf dem Weg dahin gehen die CFOs unterschiedlich vor. Vor die Wahl zwischen verschiedenen Ansätzen gestellt, entscheiden sich die meisten Finanzchefs für einen „Use Case“-Fokus, also die Einführung individueller Verbesserungen bei konkreten Anwendungsfällen. Dahinter können sich beispielsweise der Einsatz von Robotics oder Analytics-Anwendungen verbergen. 36 Prozent der Teilnehmer verfolgen diese Strategie zur Weiterentwicklung ihres Finanzbereichs. 32 Prozent setzen auf einen evolutionären Ansatz, der die Transformation in kleinen Schritten angeht. Rund 22 Prozent konzentrieren sich auf den technologischen Aspekt und stellen die Weiterentwicklung der IT-Landschaft und der Datenmodelle in den Fokus.

Nur wenige CFOs haben einheitliches Zielbild

Erstaunlich wenige Finanzchefs gehen die Transformation abgeleitet aus einem visionären Zielbild an – nur 4 Prozent geben an, diesen Ansatz zu verfolgen. „Ein Grund ist sicherlich, dass es aufwendiger ist, eine Digitalisierungsstrategie von einem einheitlichen Zielbild her zu denken. Allein das Zielbild zu erarbeiten ist eine Herausforderung, die das gesamte Unternehmen betrifft“, sagt Achim Wenning, Partner im Competence Center „CFO Strategy & Organization“ bei Horváth.

„Man kann schwerlich zu einem ganzheitlichen Zielbild kommen, wenn Führungskräfte und Beschäftigte stark in Silos denken.“

Achim Wenning, Horváth

Ein Problem liegt dabei auch in der internen Zusammenarbeit: „Man kann schwerlich zu einem ganzheitlichen Zielbild kommen, wenn die Führungskräfte und Beschäftigten noch stark in Silos denken und ihre bestehenden Bereiche gegen Veränderungen verteidigen wollen“, sagt Wenning. Doch genau diese Schwierigkeit müssen viele Finanzchefs derzeit meistern: Bei der Umsetzung ihrer Transformationsinitiativen sehen 81 Prozent der CFOs die Schwierigkeit, dass Mitarbeiter eine Verteidigungshaltung zu bestehenden Kompetenzbereichen einnehmen. 23 Prozent stimmen voll zu, weitere 58 Prozent halten dies tendenziell für ein Problem. Insgesamt 78 Prozent sehen eine Fokussierung auf klassische Strukturen und „Silo-Denken“ als Herausforderung an.

CFOs müssen Transformation aktiv vertreten

„Die Befragung zeigt, dass es bei klassischen Mindset-Themen die größten Herausforderungen zu meistern gilt – Verteidigung von Zuständigkeiten, Fokussierung auf bestehende Strukturen, aber auch mangelnde Veränderungsbereitschaft sind offenbar weitverbreitet“, sagt Kai Grönke, Partner im Competence Center Controlling & Finance von Horváth.

„Bei Transformationsinitiativen ist das Top-Management gefragt.“

Kai Grönke, Horváth

Eine Lösung könnte es aus seiner Sicht sein, Veränderungsprozesse stärker zu dezentralisieren und Kollegen aus unterschiedlichen Abteilungen gezielt mit ins Boot zu holen. Letztlich sieht er aber die Unternehmensspitze in der Verantwortung: „Bei Transformationsinitiativen ist das Top-Management gefragt. Es muss hinter der Strategie stehen und diese mit allen Konsequenzen mittragen und auch umsetzen – notfalls auch gegen Widerstände.“

Auch die befragten Finanzchefs sehen neben den technologischen Aspekten der Transformation die Teams stark im Fokus: Die gesteigerten Anforderungen an die Kompetenzen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Finanzbereich stufen 80 Prozent der teilnehmenden CFOs als wichtige oder sehr wichtige strategische Herausforderung ein. Bei der Frage danach, welche konkreten Maßnahmen auf ihrer Agenda stehen, geben 74 Prozent an, einen Kompetenzaufbau durch Mitarbeiterentwicklung und Recruiting vollständig oder tendenziell angehen zu wollen.

Wie die Finanzabteilung künftig arbeitet

Wie genau die Zusammenarbeit in den Finanzabteilungen künftig ablaufen wird, ist allerdings noch offen. Die Corona-Pandemie hat viele Prozesse ins Home Office verlagert, inzwischen wird vielerorts über das Wann und Wie der Rückkehr ins Büro diskutiert. Jeder vierte Finanzchef gibt an, dass die Mitarbeiter seiner Finanzabteilung derzeit nahezu vollständig im Büro arbeiten. Ein weiteres Viertel sieht seine Mitarbeiter zu 75 Prozent der Arbeitszeit im Büro, den Rest leisten sie remote ab. In etwa einem Drittel der Unternehmen ist die Arbeitszeit hälftig geteilt, beim Rest überwiegt der Anteil der Remote-Arbeit.

Die Wunschvorstellung der meisten CFOs ist die überwiegende Heimarbeit nicht – sie möchten, dass die Mitarbeiter den Großteil der Zeit im Büro sind. Eine vollständige Präsenz ist allerdings auch nicht das vorherrschende Zielbild: Nur knapp 17 Prozent wünschen sich künftig eine fast ausschließliche Arbeit in Präsenz. Fast jeder Zweite findet eine Mischung aus 75 Prozent Büroarbeit und 25 Prozent Remote Work ideal. Klar ist aber auch: Der komplette Rückzug ins Home Office kommt für die wenigsten Finanzchefs in Frage. Nur 5 Prozent fänden einen Remote-Anteil von 75 Prozent und mehr in ihrem Team ideal.