Esprit schickt Töchter unter den Schutzschirm
Die Modekette Esprit hat für mehrere deutsche Tochtergesellschaften ein Schutzschirmverfahren beantragt. Dieses soll Esprit vor Forderungen der Gläubiger in den kommenden Monaten schützen. „Dies ist der richtige Schritt für Esprit, da die Coronavirus-Pandemie dramatische Auswirkungen auf unser Geschäft hat. Mit diesem Verfahren können wir die Liquidität erhalten und bei Bedarf restrukturieren“, sagte CEO Anders Kristiansen. Im Rahmen des Schutzschirmverfahrens wolle Esprit Verbindlichkeiten und langfristige Mietverträge neu strukturieren.
Heuking Kühn Lüer Wojtek berät das Unternehmen rechtlich (Federführung: Georg Streit und Marc Scheunemann). Eigenverwalter ist Detlef Specovius (Schultze & Braun), als Sachwalter wurde Biner Bähr (White & Case) bestellt. Die Bescheinigungen über Zahlungsfähigkeit und Sanierungsaussichten, die für einen Schutzschirm benötigt werden, erstellten Thomas Bula und Christian Schenk (BBWP). Die Shareholder werden von Baker & McKenzie beraten.
Arwe-Gesellschaften sanieren in Eigenverwaltung
Mehrere Unternehmen des Fahrzeugpflegedienstleisters und Logistikers Arwe Group sollen durch eine Insolvenz in Eigenverwaltung saniert werden. Betroffen sind die Holding sowie Automotive Service, Car Rental Service und Mobility Service. Vorläufiger Sachwalter dieser Gesellschaften ist Paul Abel (Anchor Rechtsanwälte). Die europäischen Tochtergesellschaften der Gruppe sowie Car24 sind nicht betroffen. Dem Unternehmen zufolge hatte sich eine „sich seit längerem abzeichnende schwierige wirtschaftliche Lage in den Kernmärkten“ durch die Auswirkungen des Coronavirus so verschlechtert, dass das Geschäft nicht mehr auf solider finanzieller Basis fortzuführen gewesen sei.
Stefan Proske (Heuking Kühn Lüer Wojtek) und ein Team der Unternehmensberatung Restrukturierungspartner RSP (Leitung: Stefan Weniger) begleiten die Arwe Group bei der Eigenverwaltung. Das Unternehmen gehört seit 2017 den Investoren Luxempart und BIP Investment Partners.
Pluta begleitet Vapiano-Insolvenz
Die Restaurantkette Vapiano hat nach umfassenden Versuchen einer Restrukturierung nun doch die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens wegen Zahlungsunfähigkeit für die Dachgesellschaft Vapiano SE beantragt. Der Konzern unterhält nach eigenen Angaben weltweit 230 Restaurants, in Deutschland sind es 55 Filialen. Weitere 29 Restaurants von Franchisenehmern sind als eigenständige Gesellschaften nicht von dem Antrag betroffen. Aufgrund der Coronakrise sei der Liquiditätsbedarf erneut „signifikant“ gestiegen, sagte Finanzchef Lutz Scharpe. Für den Betrag von noch einmal 36,7 Millionen Euro habe sich keine Lösung mit den finanzierenden Banken und Anteilseignern gefunden. Daher habe Vapiano auch keine Mittel aus staatlichen Hilfsprogrammen beantragen können.
Vapiano
Ruth Rigol von der Kanzlei Pluta wurde zur vorläufigen Insolvenzverwalterin berufen. „Unser Ziel ist es immer, eine Sanierungslösung und damit eine Fortführung des Unternehmens zu erzielen. Derzeit können wir allerdings noch nicht abschätzen, wann der Geschäftsbetrieb bei Vapiano wieder aufgenommen werden kann“, sagte sie in einer ersten Stellungnahme.
Weitere Verfahren und Investorenprozesse
Die Maredo Gaststätten, Betreiber der gleichnamigen Steakhäuser, haben Insolvenzantrag gestellt. Rechtlich beraten wurden sie dabei von Noerr (Federführung: Thomas Hoffmann). Seit Mitte März fehlen der Restaurantkette aufgrund von Schließungen die Einnahmen. Ziel ist eine Sanierung: „Das Verfahren wurde in Eigenverwaltung beantragt, um alle Optionen offen zu halten, sollte die Eröffnung der Restaurants wieder möglich werden“, sagt Hoffmann, Co-Leiter der Praxisgruppe Restrukturierung & Insolvenz bei Noerr.
Für den insolventen Automobilzulieferer WK Plastics aus Beilngries bei Ingolstadt gibt es laut Insolvenzverwalter Matthias Hofmann (Pohlmann Hofmann) mehrere ernsthafte Kaufinteressenten. Der Verkauf solle voraussichtlich im Juni 2020 abgeschlossen werden. „Obwohl aufgrund der Corona-Pandemie einzelne Investoren ihr Interesse wieder zurückgezogen haben, stehen wir nach wie vor mit einer guten Handvoll Investoren im Gespräch“, sagt Hofmann.
Das Unternehmen Arlington Germany, ein Hersteller von Thermostaten für die Automobilindustrie, hat einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt. Vorläufiger Sachwalter ist Holger Leichtle (Schultze & Braun). Christian Stoffler als CRO und Christian Schmitt als Generalbevollmächtigter unterstützen die Geschäftsführung, beide gehören zur Kanzlei Gerloff Liebler. Das Unternehmen ist seit einem Jahr eine 100-prozentige Tochter der britischen Arlington Industries, die nach der Übernahme bereits Personal abgebaut hat. Das deutsche Werk in Oberboihingen musste wegen der Coronakrise vorübergehend schließen.
Galeria Kaufhof
Infolge der Coronakrise hat Galerie Karstadt Kaufhof ein Schutzschirmverfahren beantragt. Die Warenhauskette verlor aufgrund von Geschäftsschließungen nach eigenen Angaben zuletzt rund 80 Millionen Euro Umsatz in der Woche. Das Unternehmen hatte sich um staatliche Hilfen bemüht, allerdings bemängelte CFO Miguel Müllenbach den bürokratischen Prozess. Gespräche mit den Hausbanken hätten zudem gezeigt, dass der Ausgang ungewiss sei. Frank Kebekus (Kebekus et Zimmermann) wurde zum vorläufigen Sachwalter bestellt, Arndt Geiwitz von SGP Schneider Geiwitz unterstützt die Geschäftsführung als Generalbevollmächtigter.
Für das insolvente Textilunternehmen Roland Sauer läuft die Suche nach Investoren. Das Unternehmen betreibt unter anderem die Eigenmarke „Jado“ für Herrenwäsche. Insolvenzverwalter des Unternehmens ist Reinhard Klose (Handschumacher & Partner). Das Unternehmen könne ohne Einstieg eines Investors nicht dauerhaft weitergeführt werden, teilte er mit.
Der traditionsreiche Porzellanhersteller Kahla hat Insolvenz angemeldet. Als Grund wurde ein gescheitertes Großprojekt genannt. Demnach sollte das Unternehmen für einen großen Hersteller Geschirr fertigen und investierte in den zurückliegenden zwei Jahren einen Millionenbetrag in die Fertigung. Wegen anfänglicher technischer Probleme mit den neuen Maschinen habe der Kunde den Auftrag dann aber gekündigt. Die Sanierung soll in Eigenverwaltung erfolgen. Rechtsanwalt Kai Dellit von der Kanzlei hww Hermann Wienberg Wilhelm wurde zum vorläufigen Sachwalter bestellt.
FINANCE-TV
Für die insolventen deutschen Fintyre-Gesellschaften gibt es offenbar erste Interessenten. Laut Angaben von Insolvenzverwalter Miguel Grosser (Jaffé) gebe es indikative Angebote „für die Geschäftsbetriebe der Gruppe oder Teile davon“, auf deren Basis nun weiter verhandelt werde. Das Insolvenzverfahren ist seit Anfang April für sieben der insgesamt 16 Gesellschaften eröffnet.
Das baden-württembergische Druckunternehmen Metzgerdruck hat Antrag auf ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung gestellt. Zum vorläufigen Sachwalter bestellte das Gericht Patric Naumann von der Mannheimer Kanzlei Pabst, Lorenz und Partner. Unterstützt wird das Verfahren von Dirk Adam und Henrik Schmoll (beide Wellensiek).
Das Service-Unternehmen für Zahnärzte Bauer & Reif Dental hat Insolvenzantrag gestellt, vorläufiger Insolvenzverwalter ist Michael Jaffé (Jaffé Rechtsanwälte). Das Unternehmen erzielte zuletzt einen Umsatz von gut 20 Millionen Euro Euro. Es war durch den Insolvenzantrag der Alleingesellschafterin Pluradent in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Mit Pluradent hatte zuvor eine Cash-Pooling-Vereinbarung bestanden. Für Bauer & Reif Dental sollen nun Gespräche mit möglichen Übernahmeinteressenten geführt werden.
Der Leuchtenhersteller Lunux will sich durch eine Insolvenz in Eigenverwaltung sanieren. Parc-Philippe Hornung (Schilling, Zutt & Anschütz) erweitert die Geschäftsführung während des Prozesses. Zum vorläufigen Sachwalter wurde Silvio Höfer (Anchor Rechtsanwälte) bestellt.
Der Aachener Elektroautomobilhersteller E.go Mobile muss saniert werden. Biner Bähr (White & Case) ist als vorläufiger Sachwalter eingesetzt. Das 2015 gegründete Unternehmen brauche „als Start-Up allerdings noch weiteres Venture Capital. Dies werden wir in den kommenden Monaten finden müssen“, so sein erstes Fazit. Rechtlich beraten wird das Unternehmen von der Kanzlei Fink Rinckens Heerma. Paul Fink ergänzt den Vorstand als Generalbevollmächtigter.
Distressed M&A-Deals
Der Elektroroller-Hersteller Govecs hat den Fahrraddienstleister Livecycle im Rahmen eines Asset Deals übernommen. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Livecycle befand sich seit Jahresanfang in einem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung, in dem Ivo-Meinert Willrodt und Hans-Christian Källner (beide Pluta) die Geschäftsführung begleitet hatten. Um das Insolvenzverfahren abzuschließen, wurde die Eigenverwaltung in eine Regelinsolvenz überführt. Insolvenzverwalter ist Matthias Hofmann (Pohlmann Hofmann), der das Verfahren zuvor als vorläufiger Sachwalter begleitete.
Das dänische Textilunternehmen DK Company ist als Investor bei dem Textilportal meinemarkenmode.de eingestiegen. Details dazu, in welchem Umfang sich DK beteiligt, wurden nicht genannt. Das Portal meinemarkenmode.de hatte im Mai 2019 beim Amtsgericht Münster den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahren gestellt, der Rechtsanwalt Michael Mönig (Mönig Wirtschaftskanzlei) wurde zum Insolvenzverwalter bestellt. Den Insolvenzplan erarbeiteten die Kanzleien Mönig und Michels Wilmes. Die Unternehmensberatung Burk übernahm während der Insolvenz hauptverantwortlich das Controlling. Der Investor DK Company war bislang Hauptlieferant von meinemarkenmode.de.
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Beendete Insolvenz- und Sanierungsverfahren
Die Gläubiger des Markthaus-Recycling Kaufhaus Mannheim verzichten im Rahmen des von Insolvenzverwalter Thomas Oberle (SZA Schilling, Zutt & Anschütz) erarbeiteten Insolvenzplans vollständig auf ihre Forderungen. Das Insolvenzverfahren soll nun kurzfristig beendet werden. Die Stadt Mannheim, der Kommunalverband für Jugend und Soziales und die Gemeinde Edingen-Neckarhausen unterstützen das Inklusionsprojekt, das Mitarbeiter mit körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen beschäftigt, künftig finanziell. Neue Gesellschafterin wird eine Tochter der Mannheimer Wohnungsbaugesellschaft.
Das Amtsgericht Nürnberg hat das Insolvenzverfahren über das Vermögen der Dolzer Maßkonfektionäre (DMK) aufgehoben. Damit ist das Insolvenzplanverfahrens zur Entschuldung der Gesellschaft beendet. Begleitet wurde das Unternehmen von Sachwalter Christian Graf Brockdorff (BBL Bernsau Brockdorff) und Sanierungsgeschäftsführer York Zieren (Brödermann Jahn). 18 eigenständig organisierte Filialtochtergesellschaften befinden sich unverändert im Regelinsolvenzverfahren.
Gerry Weber
Bei dem westfälischen Modekonzern Gerry Weber ist nun auch das Insolvenzverfahren der 100-prozentigen Tochter Gerry Weber Retail beendet. Das Eigenverwaltungsverfahren der Mutter war bereits zum Jahreswechsel aufgehoben worden. Die operative Restrukturierung soll noch bis 2023 andauern.
Der Hersteller von Kunststoffrohrsystemen Omniplast Deutschland muss den Geschäftsbetrieb einstellen. Laut Insolvenzverwalter Michael Lojowsky (Schultze & Braun) habe die Investorensuche „keine ernsthaften Interessenten“ zu Tage gefördert. Aufgrund hoher operativer Verluste im Millionenbereich sei eine weitere Fortführung im Insolvenzverfahren nicht möglich. Omniplast Deutschland hatte am 20. Januar 2020 zunächst ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt und ging Ende März ins Regelinsolvenzverfahren. Omniplast wurde von Buchalik Brömmekamp beraten.
Die neuesten Restrukturierer-Personalien
Ralf Coenen hat die Position des Chief Restructuring Officers des Technologieunternehmens Kern-Liebers übernommen. Der vorherige CRO Rolf Rickmeyer hatte das Unternehmen Ende November 2019 nach nur drei Monaten im Amt wieder verlassen. Coenen soll nun für voraussichtlich zwölf Monate an Bord bleiben.
Florian Dausend, Derik Evertz und Henning von Kottwitz haben gemeinsam die Treuhandgesellschaft für das Unternehmen Atlantik Advisors gegründet. Dausend hat zuletzt als doppelnütziger Treuhänder Restrukturierungen in verschiedenen Branchen begleitet, zuvor war er mehrere Jahre für die Commerzbank im Bereich Corporates & Markets tätig. Evertz war zuletzt Partner und Leiter der deutschen Restrukturierungspraxis von PwC sowie CRO. Von Kottwitz war unter anderem bei Qvartz, Prespartners und BCG für Strategie- und Transformationsprojekte verantwortlich. Als aktive Gesellschafter von Atlantik Advisors sind einer Unternehmensmitteilung zufolge die Restrukturierungsjuristen Jan Markus Plathner, Christoph Morgen, Manuel Sack und Tobias Brinkmann von der Kanzlei Brinkmann & Partner an Bord.
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