Nach wochenlangen Verhandlungen ist nun klar: Uniper wird verstaatlicht. Das Gashändler befindet sich in „abschließenden Gesprächen“ mit dem Bund und Fortum über eine Änderung des Stabilisierungspakets, das im Juli geschlossen worden, teilte Uniper am gestrigen Dienstagnachmittag mit.
Wie hoch die Beteiligung ausfallen soll, teilte Uniper zu dem Zeitpunkt nicht mit. Aber: Der neue Rettungsplan für Uniper sieht vor, dass der bisherige Mehrheitseigner Fortum seine Uniper-Anteile an den Bund verkauft. Die Finnen halten derzeit fast 78 Prozent der Anteile an Uniper.
Zusätzlich soll Uniper von der Bundesregierung eine Kapitalspritze in Höhe von 8 Milliarden Euro erhalten. Mit diesem Geld sollen einem Bloomberg-Bericht zufolge von Fortum gewährte Darlehen zurückgezahlt werden.
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Update 21.09.2022, 8.42 Uhr
Der Bund, Uniper und Fortum haben die Änderung des ursprünglichen Rettungspakets unterzeichnet, wie Uniper am heutigen Mittwochmorgen bekanntgab. Demnach werden die Aktien – im Rahmen der Kapitalerhöhung über 8 Milliarden Euro – zu einem Preis von je 1,70 Euro ausgeben. Diese Kapitalerhöhung wird ausschließlich vom Bund gezeichnet, somit kommt der deutsche Staat auf eine Uniper-Beteiligung in Höhe von 93 Prozent. Zusätzlich wird der Bund von Fortum gehaltenen Uniper-Aktien für 1,70 Euro je Aktie erwerben, womit die Beteiligung des Bundes auf rund 99 Prozent steigen wird.
Die KfW wird Uniper außerdem Finanzmittel „entsprechend ihrem Liquiditätsbedarf“ zur Verfügung stellen, teilte das Unternehmen mit. Dies schließt die Ablösung eines von Fortum gewährten Kredits, bestehend aus einem Gesellschafterdarlehen von 4 Milliarden und einer Garantielinie von 4 Milliarden Euro, ein.
Die Stabilisierungsmaßnahmen stehen unter anderem unter dem Vorbehalt der Rücknahme der Klage von Uniper gegen die Niederlande im Zusammenhang mit dem Energiecharta-Vertrag sowie behördlicher Genehmigungen in verschiedenen Jurisdiktionen.
Ein weiterer Teil der angepassten Vereinbarung ist ein bis zum 31. Dezember 2026 zeitlich limitiertes Recht von Fortum, ein erstes Angebot abgeben zu dürfen, falls Uniper sich entscheiden sollte, das schwedische Wasserkraft- oder das Kernenergie-Geschäft – oder Teile davon – zu veräußern.
Situation bei Uniper drastisch verschlechtert
Schon vergangene Woche war durchgesickert, dass Uniper eine Mehrheitsbeteiligung des Bundes bevorstehen könnte. Der Agentur Reuters zufolge sei die Verstaatlichung die einzige verbliebene Möglichkeit gewesen.
Bereits im Juli hatten sich der Bund, Uniper und Fortum auf ein Milliarden-Rettungspaket für den kriselnden Energiekonzern geeinigt. Dieses sah jedoch eine Staatsbeteiligung in Höhe von 30 Prozent vor. In der Zwischenzeit verschlechterte sich die Situation des Gaskonzerns drastisch, was unter anderem daran liegt, dass Russland die Gaslieferungen über Nord Stream 1 erst reduzierte und schließlich vollständig einstellte.
Um die gestiegenen Kosten – in Folge der ausbleibenden Gaslieferungen – zu kompensieren, hatte Uniper bereits einen Kredit in Höhe von 9 Milliarden Euro komplett gezogen. Eine Erhöhung des Kredits um 4 Milliarden Euro war kürzlich bewilligt worden. Schon bevor die Gaslieferungen vollständig eingestellt wurden, meldete der Düsseldorfer Konzern zum ersten Halbjahr 2022 einen Verlust von mehr als 12 Milliarden Euro.
Eva Brendel ist Redakteurin bei FINANCE und DerTreasurer. Sie hat Kommunikationswissenschaft, VWL und Politik in Bamberg und Jena studiert. Neben dem Studium arbeitete Eva Brendel als freie Nachrichtenmoderatorin bei einem Lokalsender und moderierte eine eigene Podcast-Reihe.