Die Schwächen der Green Asset Ratio

Wer beurteilen will, wie stark Banken im Geschäft mit ihren Kunden auf Nachhaltigkeit setzen, der kommt um eine zentrale Kennzahl nicht mehr herum – die sogenannte Green Asset Ratio, kurz GAR. Mancher könnte aber behaupten, diese Kennzahl sei „GAR“ nicht mal so aussagekräftig. Seit Jahresbeginn müssen Banken die Green Asset Ratio in ihrer Berichterstattung ausweisen. Sie soll den Anteil an ihrer Geschäftsbilanz aufzeigen, der ökologisch-nachhaltige Kriterien erfüllt. Die neue Messgröße soll anhand der Summe der Geschäfte eines Kreditinstituts dessen Nachhaltigkeitsprofil ableiten und so Anlegern und Investoren eine Orientierung bieten. GAR erfasst nur Taxonomie-konformes Geschäft Doch es gibt auch Kritik an der neuen Kennzahl, berichtet Christoph Betz. Der KPMG-Partner und ESG-Experte berät mit seinem Team Banken zum Thema Nachhaltigkeit. So werden von der Green Asset Ratio bislang nur jene Finanzierungen der Banken erfasst, die mit Unternehmen abgeschlossen wurden, die berichtspflichtig im Sinne der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) sind und deren Geschäft taxonomie-konform ist. Dies sind in der Regel kapitalmarktorientierte Großunternehmen sowie bestimmte Kreditinstitute und Versicherer. Deren Finanzabteilungen müssen den Banken die zur Bewertung notwendigen qualifizierten Daten liefern. Was zunächst einfach klingt, ist in der Praxis selbst für erfahrene CFOs und Treasurer oft keine leichte Übung. Das weiß auch KPMG-Experte Betz. „Die Vorbereitung auf die Einführung der Kennzahlen zur Einhaltung der EU-Taxonomie ist für Banken und deren Unternehmenskunden sehr zeitintensiv und aufwändig“, erläutert er. Info Jetzt noch anmelden! Am 19. März findet die „Green-FINANCE“-Digitalkonferenz statt. Alles rund um Sustainable Finance und ESG in der Finanzabteilung kompakt an einem Tag. Hier geht es zu Programm und Anmeldung. Green Asset Ratio ist Initialzündung Neben der Bewertung, ob eine Geschäftstätigkeit Taxonomie-konform ist, stellt sich nämlich zunächst die Frage, ob sie überhaupt davon abgedeckt ist. „Insgesamt deckt die EU-Taxonomie in ihrer aktuellen Form lediglich 30 Prozent der Wirtschaft ab“, erläutert Betz den wohl größten Schwachpunkt der GAR. „Allerdings lassen viele bei ihrer Kritik auch außer Acht, dass wir mit der verbindlichen Einführung der Green Asset Ratio immerhin einen ersten Richtwert bekommen haben, um die Nachhaltigkeitsbestrebungen der Finanzinstitute vergleichen zu können“, ergänzt Lisa Ertl, Senior Managerin im Bereich Financial Services von KPMG. Sie sieht die GAR damit als Initialzündung, die dafür gesorgt hat, dass sich viele der Geldhäuser erst richtig damit befassen, welche Teile ihres Geschäfts tatsächlich grün sind. Alles zum Thema Green Finance Grüne Anleihen, Schuldscheine und Kredite – der Markt für Green Finance entwickelt sich weiter. Die jüngsten Trends und Transaktionen finden Sie auf dieser Themenseite. Mehr lesen Neue Kennzahl für nichtberichtspflichtige Unternehmen Um ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten sichtbar zu machen, könnten Banken künftig auf eine andere Kennzahl setzen: die Banking Book Taxonomy Alignment Ratio – kurz BTAR. „Die BTAR ist im Grunde die gleiche Kennzahl wie die GAR, umfasst aber zusätzlich auch die nichtberichtspflichtigen Unternehmen sowie Nicht-EU-Forderungen“, erläutert Betz. Mit ihrer Einführung im Juni 2024 erhalten die Finanzinstitute eine weitere, aussagekräftigere Kennzahl, die zeigt, ob und wie genau die Berichte der Banken mit den geforderten IFRS-Standards übereinstimmen. Damit erweitere die BTAR aufgrund der größeren Zahl einbezogener Gegenparteien die GAR um einen deutlich differenzierteren Blick auf die nachhaltigen Assets der Banken und liefere dadurch vergleichbarere Ergebnisse, sind sich die beiden ESG-Spezialisten einig. Damit dürfte das Thema ESG spätestens mit Einführung der BTAR im Juni auch jene Finanzentscheider von kleinen und mittelständischen Unternehmen erreichen, die sich bislang noch nicht mit der Erfassung der notwendigen ESG-Daten beschäftigen mussten.

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