Banken verlieren Millionen wegen P&C-Insolvenz

Entscheidender Tag für die insolvente Modekette Peek & Cloppenburg (P&C): Am heutigen Donnerstag haben die Gläubiger den von der Geschäftsführung erarbeiteten Insolvenzplan angenommen. Die P&C KG hat im März 2023 Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet. Der Plan beinhaltet sowohl eine Einigung mit den Gläubigern als auch wesentliche Details zur Neuaufstellung des Unternehmens. Letztere sieht laut P&C eine weitgehende Beschäftigungssicherung und Standortgarantie sowie umfangreiche Investitionszusagen durch die Hauptgesellschafterin (JC Switzerland) vor. Nach Bestätigung des Plans durch das Amtsgericht ist die Aufhebung des Insolvenzverfahrens bis Herbst 2023 möglich. „Nach einer Zeit der Unsicherheit, ist die Freude und Erleichterung bei unseren Kollegen sehr groß. Die bereits im Unternehmen umgesetzten operativen Sanierungsmaßnahmen greifen und wir sind uns sicher, dass wir unser Unternehmen wieder auf Erfolgskurs bringen werden“, so Thomas Freude, Geschäftsführer der Peek & Cloppenburg KG, Düsseldorf. P&C hatte Verbindlichkeiten über 380 Millionen Euro So zuversichtlich das P&C-Management um Restrukturierungsgeschäftsführer Dirk Andres die Situation auch malt: Das Rettungskonzept produziert auch viele Verlierer – vor allem auf Seiten der Gläubiger, die dem Deal letztlich wohl nur zähneknirschend und aus Mangel an Alternativen zugestimmt haben dürften: Bei Ablehnung des Insolvenzplans wären sie dem Vernehmen nach komplett leer ausgegangen. Wegen der Pleite der Modekette verlieren die Gläubiger in toto einen dreistelligen Millionenbetrag. Insgesamt hatte P&C bei der Insolvenzanmeldung Verbindlichkeiten in Höhe von 380 Millionen Euro im Feuer stehen, wie FINANCE von einer mit der Sache vertrauten Person erfahren hat. P&C wollte das gegenüber FINANCE nicht kommentieren. Banken gewährten P&C Kredit von 300 Millionen Euro Der größte Verlierer ist ein Konsortium aus elf Banken. FINANCE-Informationen zufolge haben die Banken P&C einen Kredit über 300 Millionen Euro gewährt. Laut einem Bericht der „Wirtschaftswoche“ gehören zu dem Konsortium unter anderem die Stadtsparkasse Düsseldorf, die Deutsche Bank, die Commerzbank, die Agricultural Bank of China sowie indirekt als Darlehensbürgin die staatseigene Förderbank KfW. Die KfW-gedeckten Kredite sollen ein Volumen von 187,5 Millionen Euro haben. FINANCE hat bei der Deutsche Bank und Commerzbank angefragt, beide Banken wollten sich dazu nicht äußern. Besonders ärgerlich ist, dass die Millionendarlehen dem Vernehmen nach ohne zusätzliche Sicherheiten vergeben wurden. Laut der „Wirtschaftswoche“ sollen die Banken unbesicherte Kredite vergeben haben, weil P&C als solider Schuldner galt und man darauf vertraut hatte, dass die Eigentümerfamilie um Patrick Cloppenburg im Zweifel Geld beisteuern würde. Bankdarlehen liegen zwischen 5 und 60 Millionen Euro Die fehlende Sicherheit wird den Banken nun zum Verhängnis – ihnen gehen Millionen durch die Lappen. Wie FINANCE aus Unternehmenskreisen erfahren hat, wurde den Gläubigern der P&C KG zunächst im beim Gericht eingereichten Plan eine Einmalzahlung von 35 Millionen Euro angeboten, was einer Insolvenzquote von rund 9,2 Prozent entspräche. Zwischenzeitlich habe der Investor sein Angebot zur Finanzierung des Plans um 7 Millionen Euro auf 42 Millionen Euro erhöht. Dies würde zu einer Quote von 11,1 Prozent führen. Zusätzlich soll es eine Besserungsvereinbarung bezogen auf die Unternehmensergebnisse 2024 und 2025 geben. Wie viel Geld die einzelnen Banken P&C geliehen haben, ist nicht bekannt. Auch das wollten weder P&C noch Deutsche Bank und Commerzbank kommentieren. Nach FINANCE-Informationen sollen sich die Anteile je Institut an dem 300-Millionen-Euro-Gesamtkreditpaket auf mindestens 5, zum Teil aber auch auf über 60 Millionen Euro belaufen. Das heißt also, dass die Bank mit dem kleinsten Kreditanteil (5 Millionen Euro) bei einer Insolvenzquote von 11,1 Prozent mindestens 4,4 Millionen Euro verlieren würde, zuzüglich Zinsen. Die Bank mit dem größten Anteil (60 Millionen Euro) müsste mindestens rund satte 53,3 Millionen Euro abschreiben. KfW mit dem größten Exposure – und Verlust Den mit Abstand größten Verlust hat derweil die KfW zu tragen: Von ihren Darlehensbürgschaften in Höhe von 187,5 Millionen Euro wird sie gemäß Insolvenzquote und der Tatsache, dass das Ausfallrisiko zu 80 Prozent bei der KfW liegt, lediglich rund 16,7 Millionen Euro wiedersehen. Zum Hintergrund: Anders als bei klassischen KfW-Förderkrediten, deren Ausfallrisiko zu 100 Prozent bei den weiterleitenden Geschäftsbanken liegt, verbleibt das Risiko bei den KfW-Corona-Hilfen typischerweise zu etwa 80 Prozent bei der staatlichen Förderbank. Hintergrund dafür war der politische Wille zu Beginn der Corona-Pandemie, betroffene Unternehmen eher über Bankkredite denn Direktzahlungen stützen zu wollen. Hinzu kommen laut einem Bericht des „Spiegel“ Mittel in Höhe von rund 50 Millionen Euro im Rahmen der Überbrückungshilfe III. Der zuletzt veröffentlichte Jahresabschluss 2021 bestätigt das. Diese Corona-bedingten Fixkostenzuschüsse kamen nach FINANCE-Informationen aber nicht von der KfW, sondern direkt vom Staat. Gegenüber FINANCE teilte P&C mit, dass es sich hierbei um in Anspruch genommene Zuschüsse handle, die nicht zurückgezahlt werden müssten. Das kolportierte Volumen von 50 Millionen bestätigte P&C indes nicht. P&C hat auch Schuldschein ausgegeben Für die Banken also ein bitterer Deal. Und sie sind nicht die einzige Gläubigergruppe, die herbe Verluste hinnehmen muss. Wie aus dem Jahresabschluss 2021 hervorgeht, hatte P&C einen Schuldschein von über 50 Millionen Euro platziert. Dem Vernehmen nach war der Schuldschein zum Zeitpunkt der Insolvenz noch aktiv. Die Schuldscheingläubiger werden gleichrangig zu den weiteren Gläubigern bezahlt – bei einer Insolvenzquote von 11,1 Prozent bleibt ihnen also nur 5,5 Millionen Euro. Für viele Restrukturierungsexperten kam die P&C-Insolvenz überraschend, wie FINANCE in mehreren Gesprächen erfahren hat. Sicherlich auch für die Gläubiger, die nach der Meldung mehrere Alternativen geprüft haben. Nach Informationen von FINANCE wurde vonseiten der Gläubiger auch ein Verkauf von P&C geprüft. Die dafür beauftragte Beratung Roland Berger ermittelte jedoch einen „hoch negativen Unternehmenswert“, weshalb ein ernsthafter Kaufinteressent nicht gefunden werden konnte. Nun können die Gläubiger nur noch auf den Besserungsschein hoffen – und darauf, dass die Modekette bald wieder Gewinne abwirft.

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