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Esprit wird endgültig dichtgemacht

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Für alle 56 Filialen des Modehändlers Esprit ist Schluss. Das Ende der zweiten Insolvenz wird durch einen Markenverkauf besiegelt. Foto: HJBC - stock.adobe.com
Für alle 56 Filialen des Modehändlers Esprit ist Schluss. Das Ende der zweiten Insolvenz wird durch einen Markenverkauf besiegelt. Foto: HJBC - stock.adobe.com

Der Modehändler Esprit ist seiner Insolvenz erlegen. Mitte Mai hatte der Modekonzern für seine deutschen Gesellschaften zum zweiten Mal Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet. Nun ist eine Entscheidung über die Zukunft gefallen: Der Esprit-Gläubigerausschuss hat sich einstimmig für das Angebot des britischen Private-Equity-Investors Alteri Partners entschieden, teilte Esprit am heutigen Freitag mit.

Zuletzt war über zwei Angebote spekuliert worden. Neben Alteri soll auch Peek & Cloppenburg Interesse an Esprit bekundet haben. Alteri fokussiert sich auf den europäischen Retailsektor und ist bereits seit 2018 in die deutsche CBR Fashion Group investiert, zu der etwa die Marken Cecil und Street one gehören.

Für die rund 1.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Esprit ist das ein bitterer Deal. Denn der Geschäftsbetrieb wird nicht weitergeführt. Die Briten übernehmen ausschließlich die Esprit-Markenrechte für Europa sowie weitere immaterielle Vermögenswerte für einen möglichen späteren Relaunch der Marke, so der Konzern. Was der Investor sich den Deal hat kosten lassen, ist nicht bekannt.

Die Holding mit Sitz in Hongkong hat dem Deal laut Esprit bereits zugestimmt. Nach der ersten Insolvenz von Esprit hatte das Family Office der Hongkonger Milliardärin Karen Lo, die North Point Talent Limited, das Modeunternehmen aus Ratingen vollständig übernommen.

CBR trotzt der Modeflaute mit Umsatzplus

Hat der Umsatz der Interessenten den Ausschlag für die Gläubigerentscheidung gegeben? Das Konzernergebnis des Alteri-Portfoliounternehmens CBR Fashion Group könnte maßgeblich zur Entscheidung beigetragen haben. Peek & Cloppenburg hat selbst erst eine Insolvenz hinter sich und überarbeitet zurzeit das Markenportfolio.

Die CBR Group konnte ihren Umsatz 2023 um 4,5 Prozent auf 671 Millionen Euro steigern. Besonders gut habe sich laut Unternehmensangaben das Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Zu- und Abschreibungen (Ebitda) mit 11 Prozent auf 151,4 Millionen Euro entwickelt.

Das ist ein Erfolg für CBR-Chef Jim Nowak. Und ein Hoffnungsschimmer für die Markenliebhaber von Esprit. Denn Nowak kennt das Modeunternehmen bereits. Er wechselte 2016 von Esprit, wo er als Global Business Manager tätig war, als Geschäftsführer zu Street One und wurde 2019 CEO der gesamten CBR Gruppe. Nowak kennt die Schwierigkeiten der Modebranche und hat zuletzt auf den eigenen Retail sowie Outlets und E-Commerce gesetzt, um den Umsatz zu steigern. Das berichtete er dem Branchenmagazin „Textilwirtschaft“.

Esprit-Umsatz brach 2023 massiv ein

Entgegen der Entwicklung von CBR befindet sich die Textil- und Bekleidungsbranche derzeit im Krisenmodus. Wie der gesamte Einzelhandel kämpfen auch die Modeanbieter mit der gesunkenen Konsumlust.

Das machte auch Esprit zu schaffen. Der Jahresabschluss 2023 von Esprit hat die kritische Lage des Unternehmens bereits aufgezeigt. Von „erheblichen Zweifel“ an der Fortführung des Geschäfts war im Bericht die Rede, hauptsächlich bedingt durch einen massiven Umsatz- und Ergebniseinbruch. Der Umsatz sank um 16 Prozent auf knapp 700 Millionen Euro bei einem Nettoverlust von 276 Millionen Euro.

Esra Laubach ist Redakteurin bei FINANCE und widmet sich schwerpunktmäßig den Themen Transformation, Restrukturierung und Recht. Sie ist Sprach- und Kommunikationswissenschaftlerin. Vor FINANCE war sie rund fünf Jahre als Legal-Journalistin für den JUVE Verlag in Köln tätig, wo sie auch ihr journalistisches Volontariat absolvierte. Esra Laubach arbeitete während ihres Studiums multimedial u.a. für das ARD-Morgenmagazin, mehrere Zeitungen und moderierte beim Hochschulradio Kölncampus.