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Ex-Siemens-Tochter Gigaset ist pleite

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Der Schnurlostelefonhersteller Gigaset ist insolvent. Foto: mobilise248 – stock.adobe.com
Der Schnurlostelefonhersteller Gigaset ist insolvent. Foto: mobilise248 – stock.adobe.com

Gigaset, die frühere Telefonsparte des Siemens-Konzerns, muss in die Insolvenz. Wie die Bocholter mitteilten, habe der Vorstand beschlossen, wegen Zahlungsunfähigkeit einen Antrag auf Eröffnung eines Regelinsolvenzverfahrens für die Gigaset AG sowie einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung für deren mittelbare Tochtergesellschaft Gigaset Communications GmbH beim zuständigen Amtsgericht Münster zu stellen.

Die Entwicklungs-, Produktions- und Vertriebstätigkeiten des Telefonherstellers würden unverändert fortgeführt, hieß es. Ziel sei die nachhaltige Restrukturierung der wirtschaftlichen Basis des Telekommunikationsunternehmens.

Gigaset denkbar schlecht ins Halbjahr gestartet

Gigaset schiebt die Pleite auf einen unerwarteten und erheblichen Umsatzrückgang im gerade erst angefangenen zweiten Halbjahr 2023. Dadurch liege der Konzern deutlich unter den selbstgesteckten Zielen. Die Nachfrage nach Gigaset-Produkten sei nachhaltig schwach.

Gigaset hat noch keine Zahlen für das erste Halbjahr veröffentlicht. Vor zwei Wochen musste Gigaset jedoch seine Prognosen deutlich kappen. Der Umsatz und das operative Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) sollten demnach im laufenden Jahr anders als erwartet deutlich unter dem Vorjahresniveau liegen. 2022 hatte Gigaset 241,3 Millionen Euro umgesetzt und ein Ebitda von 17,9 Millionen Euro erwirtschaftet.

Verhandlungen mit Kreditgebern scheiterten

Mit Kapitalgebern geführte Verhandlungen für neues Eigen- oder Fremdkapital hätten sich bis zuletzt nicht ausreichend konkretisiert, um den „notwendigen Finanzmittelzufluss zur Fortführung der Gigaset außerhalb eines Insolvenzverfahrens abzusichern“.

„Gigaset ist es während der letzten Jahre nicht gelungen, den Rückgang im Kerngeschäft mit DECT-Schnurlostelefonen durch die richtigen Weichenstellungen in den neuen Geschäftsbereichen zu kompensieren“, kommentiert Gigaset-Chef Magnus Ekerot die Insolvenzmeldung. „Diese ungesunde und einseitige Geschäftsausrichtung und der nunmehr eingetretene unerwartete und erhebliche Umsatzrückgang im zweiten Halbjahr 2023 haben zur aktuellen Lage geführt.“

CFO Thomas Schuchardt hat das Unternehmen im Mai dieses Jahres verlassen. Seitdem agiert Ekerot als Alleinvorstand.

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Restrukturierung

Sparprogramme, Verlagerungen, Bilanzsanierung: Kaum ein Unternehmen kommt über die Jahre ohne eine Restrukturierung aus. Für Sanierungsberater ist das ein gutes Geschäft.

Der Insolvenzantrag eröffne Gigaset die Möglichkeit einer grundlegenden Restrukturierung, so Ekerot. „Dieser nun notwendige Schritt ermöglicht uns, das Unternehmen von Grund auf neu zu strukturieren und auf eine solide wirtschaftliche Basis zu stellen.“

Der CEO wird gemeinsam mit dem einzusetzenden Sachwalter unter Einbindung des Gläubigerausschusses die weiteren Maßnahmen zur Fortführung des operativen Geschäftsbetriebs umsetzen. Der Fokus der nächsten Wochen liege auf der Umsetzung des Restrukturierungskonzeptes.

Gigaset war in PE-Hand

Siemens hatte seine Tochter 2008 an den Finanzinvestor Arques verkauft. Ein Streit mit Siemens wegen ausstehender Zahlungen sowie Garantien endete einige Jahre später mit einem Vergleich. Gigaset gehört seit 2014 über dessen Investmentfirma Goldin Financial Holdings mehrheitlich dem chinesischen Investor Pan Sutong. Zuletzt hielt er laut Geschäftsbericht 72,3 Prozent der Anteile.

Jakob Eich ist Chef vom Dienst des Printmagazins FINANCE und arbeitet parallel für das Schwestermedium DerTreasurer. Beide Publikationen gehören zum Fachverlag F.A.Z Business Media, bei dem der gebürtige Schleswig-Holsteiner auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Erste journalistische Erfahrungen sammelte der Journalist in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost.