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Insolvenz-Report: Großinsolvenzen im langfristigen Aufwärtstrend

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In diesem Jahr erwarten die Experten mehr Insolvenzen. Foto: bluedesign - stock.adobe.com
In diesem Jahr erwarten die Experten mehr Insolvenzen. Foto: bluedesign - stock.adobe.com

Zum Jahresauftakt gab es weniger Großinsolvenzen als in den drei Monaten zuvor. Demnach haben 43 Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 20 Millionen Euro im ersten Quartal einen Insolvenzantrag gestellt. Das sind knapp 16 Prozent weniger als im Vorquartal.

Das geht aus dem aktuellen Insolvenz-Report hervor, für den die Restrukturierungsberatung Falkensteg exklusiv für FINANCE die Großinsolvenzen von Unternehmen mit einer Umsatzgröße ab 20 Millionen Euro ausgewertet hat. 

Der Rückgang ist laut Studienautor und Falkensteg-Partner Jonas Eckhardt typisch für den Jahresbeginn. „Der Rückgang der Insolvenzzahlen wird nur von kurzer Dauer sein, denn zum Jahresanfang gibt es immer diesen Sägezahnverlauf. Wir gehen viel mehr von einem deutlichen Anstieg in diesem Jahr aus.“

Vor allem das anhaltende Null-Wachstum und die hohen Finanzierungskosten setzten die Wirtschaft unter Druck. „Bei vielen Unternehmen laufen die noch günstigen Kreditkonditionen aus und es stehen teure Refinanzierungen an. Diese Mehrkosten werden einige Geschäftsmodelle nicht mehr erwirtschaften können oder die Unternehmen bekommen erst gar keinen Finanzierungsrahmen zur Verfügung gestellt“, prognostiziert der Sanierungsexperte.

Mehr Großinsolvenzen als in Q1 2023

Im Langzeitverlauf zeigen die Insolvenzzahlen dagegen deutlich nach oben. Im Vergleich zum Vorjahresquartal stieg die Zahl der Insolvenzen von 27 auf 43 – ein Plus von 60 Prozent. Gleichzeitig übertrifft der Q1-Wert den Fünfjahresdurchschnitt um neun Fälle.

In der Branchenauswertung liegt die Immobilienbranche mit neun Verfahren an der Spitze. Es folgen die Hersteller von Metallwaren (sechs Fälle), der Einzelhandel und das Gesundheitswesen mit jeweils fünf Insolvenzen. Insbesondere die Kliniken und Pflegeheime haben sich seit rund einem Jahr in der Spitzengruppe etabliert.

Harry Gatterer: Unternehmen sind nicht vorbereitet

Einen weiteren Grund nennt Harry Gatterer, Geschäftsführer des Zukunftsinstituts. Er ist der Ansicht, dass die Unternehmen auf die neue Welt nicht vorbereitet sind. „Deutschland versucht, dem globalen Wandel mit Überregulierung zu begegnen. Dabei bräuchten die Unternehmen gerade jetzt mehr Freiräume, um auf die Dynamik des Welthandels reagieren zu können“, so Gatterer. Der Forscher vermisst in vielen Unternehmen ein Lagebild der komplexen Situation und sieht einen Führungsstil, der nach wie vor auf Beständigkeit ausgerichtet ist. Dagegen müssten gerade jetzt die Adaptionsfähigkeit und die Technologieaffinität gesteigert werden.

Das gesamte Interview und mehr Details zu den Insolvenzzahlen lesen Sie im aktuellen Insolvenz-Report.

Sarah Backhaus ist Redakteurin bei FINANCE und DerTreasurer. Backhaus ist spezialisiert auf die Themen Restrukturierung, Transformation, Zahlungsverkehr und Cash Management. Sie hat Journalismus an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Köln studiert. Sarah Backhaus arbeitete während ihres Studiums unter anderem für Onlinemagazine von Gruner + Jahr und schrieb als freie Journalistin für die Handelszeitung, faz.net und Impulse.

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