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Insolvenz-Report: Im Modeeinzelhandel brennt die Hütte

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Die Modebranche befindet sich in einer tiefen Krise. Foto: onlyyouqj- stock-adobe.com
Die Modebranche befindet sich in einer tiefen Krise. Foto: onlyyouqj- stock-adobe.com

Im vierten Quartal 2023 gab es erstmals seit drei Quartalen einen leichten Rückgang bei den Großinsolvenzen. Zum Jahresende ging die Zahl im Vergleich zum Vorquartal von 47 auf 45 Fälle zurück und stoppte damit den Aufwärtstrend seit Anfang des Jahres 2023. Im Vergleich zum Vorjahresquartal stieg die Zahl der Anmeldungen um zwei Fälle.

Das geht aus dem aktuellen Insolvenz-Report hervor, für den die Restrukturierungsberatung Falkensteg exklusiv für FINANCE die Großinsolvenzen von Unternehmen mit einer Umsatzgröße ab 20 Millionen Euro ausgewertet hat. 

„Wir verzeichnen zum Jahresende zwar einen kleinen Abwärtstrend, aber das vierte Quartal gehört zu den vier stärksten seit 2018. Das abgelaufene Jahr zeigte ohnehin viel Schatten und wenig Licht. Rückläufige Produktionszahlen, sinkende Konsumlaune, anhaltend hohe Energiekosten und der Fachkräftemangel setzen den Unternehmen immer weiter zu“, erklärt Studienautor und Falkensteg-Partner Jonas Eckhardt.

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2023 gab es insgesamt 158 Großinsolvenzen

Insgesamt haben im vergangenen Jahr 158 Großunternehmen Insolvenz angemeldet – das sind 22 Prozent mehr als im Jahr 2022 und der zweite Anstieg in Folge. „Die erneut gesenkten Konjunkturprognosen zeigen die weitere Talfahrt der deutschen Wirtschaft und eine Trendwende ist nicht in Sicht“, ergänzt Restrukturierungsexperte Eckhardt.

Vor allem die Branche der Automobilzulieferer hat es zuletzt hart getroffen. In dieser Branche verdoppelte sich die Zahl der Anträge auf insgesamt zehn Insolvenzen – gefolgt von den Herstellern von Metallerzeugnissen (sieben Insolvenzen), dem Einzelhandel (6) und dem Gesundheitswesen (6).

Auffällig ist, dass die Verfahren immer öfter negativ enden. Zum Jahresende sind die erfolgreichen Verfahrensausgänge durch einen Asset Deal oder Insolvenzplan drastisch eingebrochen. So konnten im vierten Quartal nur noch fünfzehn insolvente Unternehmen gerettet werden. Das entspricht einem Minus von 32 Prozent im Vergleich zum Vorquartal und dem niedrigsten Wert im Jahr 2023.

Keine guten Aussichten für Einzelhandel

Jörg Funder, Direktor des Instituts für Internationales Handels- und Distributionsmanagement und Professor an der Hochschule Worms, blickt besonders kritisch auf den Einzelhandel. „Wir gehen auf ein Jahr zu, in dem es quer durch alle Einzelhandelssegmente kräftig ruckeln wird. Der Einzelhandel ist aber keine Krisenbranche, sondern befindet sich in einer längst überfälligen Strukturbereinigung“, so der Branchenexperte.

Am härtesten werde es den Modeeinzelhandel treffen, der sich seit Jahren in einer strukturellen Schwächephase befindet. Im unteren bis mittleren Preissegment würden die Umsätze häufig nur noch 40 bis 60 Prozent des Vorjahresniveaus erreichen. Hier brenne die Hütte.

Mehr Details zu den Verfahrensausgängen, die größten Insolvenzfälle und das gesamte Interview mit Jörg Funder lesen Sie im aktuellen Insolvenz-Report.

Sarah Backhaus ist Redakteurin bei FINANCE und DerTreasurer. Backhaus ist spezialisiert auf die Themen Restrukturierung, Transformation, Zahlungsverkehr und Cash Management. Sie hat Journalismus an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Köln studiert. Sarah Backhaus arbeitete während ihres Studiums unter anderem für Onlinemagazine von Gruner + Jahr und schrieb als freie Journalistin für die Handelszeitung, faz.net und Impulse.

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