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Löwen-Investment The Social Chain insolvent

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In der TV-Show „Die Höhle der Löwen“ konnte etwa Lemonist das Investoren-Duo überzeugen. Doch Georg Kofler und Ralf Dümmel müssen nun selbst eine bittere Zitrone für ihr eigenes Unternehmen schlucken. Foto: RTL/Michael Maurer
In der TV-Show „Die Höhle der Löwen“ konnte etwa Lemonist das Investoren-Duo überzeugen. Doch Georg Kofler und Ralf Dümmel müssen nun selbst eine bittere Zitrone für ihr eigenes Unternehmen schlucken. Foto: RTL/Michael Maurer

Keine zwei Wochen ist es her, da machte The Social Chain mit einer Bafin-Rüge Schlagzeilen: Knapp 60 Millionen Euro hatte der Konzern im Jahr 2021 an der falschen Stelle in der Bilanz einsortiert.

Nun verkündet das Unternehmen den „Wegfall der positiven Fortbestehensprognose“. The Social Chain will Insolvenz in Eigenverwaltung beantragen. Der Vorstand bereite einen entsprechenden Antrag beim zuständigen Insolvenzgericht vor, da er die entsprechenden Voraussetzungen als gegeben ansehe.

CEO Kofler und COO Kiwit verlassen sinkendes Schiff

Allerdings besteht dieser Vorstand nurmehr aus einer einzigen Person. Der erst zum 15. Juni frisch ernannte Chief Operating Officer Stefan Kiwit hat sein Amt am heutigen Montag „vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen mit sofortiger Wirkung“ niederlegt.

Länger im Amt – und im wahrsten Sinne des Wortes mit mehr Aktien im Spiel – war CEO Georg Kofler. Der bekannte Investor aus der TV-Show „Die Höhle der Löwen“ hat den Vorstandsvorsitz ebenfalls mit sofortiger Wirkung abgegeben. Allerdings hält er 36,01 Prozent der 15,75 Millionen Aktien – die mittlerweile zum Pennystock geworden sind.

Einzig CFO Andreas Schneider hält – noch – die Stellung an der Spitze. Er verantwortet seit dem Frühjahr 2022 die Finanzen der Berliner. Die von der Bafin monierten Bilanzierungsfehler fallen folglich in die Zeit seines Vorgängers Christian Senitz.

Kapitalerhöhung ist geplatzt

Grund für den bevorstehenden Insolvenzantrag ist nach Unternehmensangaben die „nicht erfolgte Einzahlung von vertraglich unwiderruflich zugesicherten Zeichnungsbeträgen durch einen Investor“. Dies hatte eine Ende Juni beschlossene Kapitalerhöhung verzögert.

Von den 4,5 Millionen angebotenen neuen Aktien der Gesellschaft wurden insgesamt 2,5 Millionen (Sachkapitalerhöhungsaktien) von der Gruppe Georg Kofler als einbringendem Aktionär durch Sacheinlage ihrer Rückzahlungsforderungen aus den der Gesellschaft gewährten Gesellschafterdarlehen bezogen.

Keine 2 Prozent der anderen Aktionäre, die an der Kapitalerhöhung verhältniswahrend und zum gleichen Bezugspreis gegen Bareinlage teilnehmen konnten, hatten die ihnen zustehenden Bezugsrechte ausgeübt.

Säumige Zahlung von Aktionärsinvestor sorgt für Insolvenz

Im Vorfeld der Kapitalerhöhung hatten sich bestimmte Investoren, darunter auch bestehende Aktionäre der Gesellschaft – die Backstop-Investoren – verbindlich dazu verpflichtet, sämtliche Restaktien, die nicht im Rahmen des Bezugsangebots und der Rumpfplatzierung erworben wurden, zum Bezugspreis zu erwerben.

Da sich aber die Zahlung eines Backstop-Investors verzögerte, konnte die Kapitalerhöhung nicht abgeschlossen werden. Daraufhin habe der Vorstand an der Erfüllung der Backstop-Vereinbarung gearbeitet.  Doch der säumige Investor sei seinen Zahlungspflichten nicht nachgekommen. Gleichzeitig hatte der Vorstand nach eigenen Angaben versucht, Investoren zu weiteren Finanzspritzen zu bewegen – jedoch ohne Erfolg.

Deshalb gehe der Vorstand davon aus, „dass keine hinreichende Wahrscheinlichkeit mehr besteht, dass der kurzfristige Finanzbedarf der Gesellschaft gedeckt werden kann.“ Die im Juni 2023 beschlossene Kapitalerhöhung wurde abgesagt.

Die DS Holding und ihre Tochtergesellschaften sowie die Drtv Agency sind nicht von dem Insolvenzantrag betroffen, ihr Geschäftsbetrieb gehe uneingeschränkt weiter, teilte das Unternehmen mit. Inwiefern die Geschäftsbetriebe der weiteren Beteiligungsgesellschaften weiterlaufen, soll laut The Social Chain „kurzfristig“ entschieden werden.

Erika von Bassewitz ist Redakteurin bei FINANCE. Sie hat Philosophie und Französisch an der Humboldt-Universität in Berlin sowie an der Université de Genève studiert und mit einem Magister Artium abgeschlossen. Vor FINANCE war sie mehr als acht Jahre Redakteurin in der Multimediaredaktion des Medienhauses der EKHN. Davor war sie unter anderem Redakteurin beim HR-Magazin von monster, freie Autorin bei Deutsche Welle TV und freie Mitarbeiterin bei der Westdeutschen Zeitung.

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