Das Rettungspaket für Uniper ist noch nicht einmal genehmigt, doch schon jetzt scheint klar, dass es offenbar nicht reichen wird. „Aufgrund der gestiegenen Unsicherheiten im operativen Umfeld“ prüfen der Gasimporteur und die Bundesregierung nun „auch alternative Lösungen, unter anderem eine direkte Kapitalerhöhung, die zu einer signifikanten Mehrheitsbeteiligung des Bundes an Uniper führen würde“, hat Uniper in einer Pflichtmitteilung bekanntgegeben.
Damit würde sich der größte Gasimporteur Deutschlands auf dem Weg zu einer Verstaatlichung befinden. Es seien allerdings noch keine Entscheidungen getroffen worden, die über die bislang getroffenen Vereinbarungen hinausgehen, betont das Unternehmen.
Lage bei Uniper spitzt sich von Monat zu Monat zu
Der Bund und Uniper hatten sich eigentlich erst im Juli auf ein Stabilisierungspaket geeinigt. Die Düsseldorfer waren ins Straucheln gekommen, seitdem Russland im Zuge des Ukraine-Kriegs nicht mehr die versprochenen Mengen an Gas liefert. Uniper muss Gas stattdessen teuer am Markt zukaufen und zu den ursprünglich vereinbarten Preisen günstiger an seine Kunden verkaufen. Das führt zu Milliardenverlusten.
Das milliardenschwere Paket aus dem Juli beinhaltete bereits unter anderem eine geplante Beteiligung des Bundes in Höhe von 30 Prozent. Aktuell hält die finnische Fortum etwa drei Viertel der Anteile. Das Rettungspaket muss allerdings noch abgeschlossen und von der EU-Kommission genehmigt werden.
„Seit der Unterzeichnung der Stabilisierungsvereinbarung hat sich die europäische Energiekrise weiter verschärft, da derzeit keine russischen Gasmengen durch Nord Stream 1 geliefert werden und sowohl die Gas- als auch die Strompreise sehr hoch und volatil sind“, schreibt Uniper nun. Infolgedessen hätten sich seit Juli die finanziellen Verluste deutlich erhöht, heißt es weiter.
Zum ersten Halbjahr 2022 vermeldeten die Düsseldorfer bereits einen Verlust von mehr als 12 Milliarden Euro. Im August wurde bekannt, dass Uniper seine bestehende Kreditlinie in Höhe von 9 Milliarden Euro vollständig ausgeschöpft hat und weitere 4 Milliarden Euro bei der KfW beantragen muss.
Julia Schmitt ist Redaktionsleiterin von FINANCE-Online und Moderatorin bei FINANCE-TV. Nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre und Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz stieg sie 2014 bei F.A.Z. BUSINESS MEDIA ein. Sie betreut die Themenschwerpunkte Wirtschaftsprüfung und Bilanzierung und ist Trägerin des Karl Theodor Vogel Preises der Deutschen Fachpresse.