AMS-Osram: Finanzausblick bringt Licht zum Flackern

Bittere Zeit für das Management um CEO Aldo Kamper und CFO Rainer Irle von AMS-Osram. Am vergangenen Freitag hat der Licht- und Sensorik-Spezialist seine Q2-Zahlen vorgelegt. Das Ergebnis: Ein immenser Schuldenberg und Abschreibungen in Milliardenhöhe. „Wir haben eine Aufgabe vor uns, die Demut verlangt“, sagte CEO Kamper bei der Vorlage der Zahlen. Kamper ist erst seit April bei AMS-Osram, davor war er Chef des kriselnden Autozulieferers Leoni und verließ das Unternehmen mitten in der Restrukturierung im März. Finanzchef Irle ist seit Juli an Bord, er war vorher CFO bei Siltronic und übernahm die Aufgaben von Ingo Bank. Licht-Spezialist muss Milliarden abschreiben AMS-Osram musste im ersten Halbjahr einen Verlust von 54 Millionen Euro (Ebitda) verbuchen, in den ersten sechs Monaten 2022 hatte das Ebitda noch bei 37 Millionen Euro gelegen. Im gesamten vergangenen Jahr war der Nettoverlust von 32 auf 444 Millionen Euro gestiegen. Die Verluste ergeben sich vor allem aus Abschreibungen aus dem zweiten Quartal, denn hier musste AMS-Osram zuletzt einen ordentlichen Batzen streichen. Insgesamt ging es um eine Firmenwertabschreibung, also nicht zahlungswirksame Abschreibung, in Höhe von 1,3 Milliarden Euro. „Angesichts der veränderten Konjunkturlage hat die Analyse der Aussichten für die verschiedenen Geschäftsfelder, insbesondere für die weniger erfolgreichen, ergeben, dass deren Prognose neu aufgestellt werden muss“, begründet AMS-Osram die Abschreibung. AMS-Osram hat Schulden über 2 Milliarden Euro Besonders düster ist zudem der hohe Schuldenberg, den der Sensorik-Spezialist aufgetürmt hat. Laut den Quartalszahlen lag die Nettofinanzverschuldung Ende Juni bei mehr als 2 Milliarden Euro, das ist eine Nettoverschuldungsquote (Ebitda) von 2,9x. Dem gegenüber stehen liquide Mittel in Höhe von 841 Millionen Euro. De facto hatte AMS-Osram zum Stichtag Ende Juni fast doppelt so viele Schulden wie Erlöse – der Umsatz im ersten Halbjahr betrug 1,2 Milliarden Euro, im Vorjahreszeitraum lag er bei 1,8 Milliarden Euro. Der Schuldenberg resultiere vor allem aus der Übernahme des Traditionskonzerns Osram durch die kleinere österreichische AMS. AMS und Osram wurden im März 2021 zusammengeschlossen, nachdem sich die Österreicher zuvor mit den US-Finanzinvestoren Bain Capital und Carlyle einen spektakulären Bieterwettkampf geboten hatten. FINANCE Köpfe Rainer Irle Siltronic AG Mehr lesen 2025 muss AMS-Osram refinanzieren Die Lage verschärft sich noch weiter, denn ein großer Teil der Verbindlichkeiten muss 2025 refinanziert werden. Erstens hat der Konzern zwei Anleihen auf dem Markt, eine davon in Höhe von 850 Millionen Euro (Kupon von 6 Prozent) und eine in Höhe von 450 Millionen US-Dollar (Kupon von 7 Prozent). Die Euro-Anleihe rangiert noch bei rund 90 Prozent ihres Nennwerts, die USD-Anleihe bei 88 Prozent. Beide Schuldverschreibungen werden Ende Juli 2025 fällig. Zweitens haben die Österreicher eine Wandelanleihe mit einem Volumen von 450 Millionen Euro, die im März 2025 fällig wird. Und drittens laufen 2025 auch Kreditlinien in Höhe von rund 1 Milliarde Euro aus, die laut Geschäftsbericht Ende 2022 weitestgehend ungezogen waren. „Es wird eine große Herausforderung sein, die Schuldenlast abzubauen“, zitiert das „Handelsblatt“ aus Aufsichtsratskreisen. Zusammengerechnet stehen AMS-Osram dunkle Zeit hervor – der Konzern hat nun weniger als zwei Jahre, um eine Lösung zu finden, wie zusammen rund 1,75 Milliarden Euro refinanziert werden sollen. In der Regel beginnt eine gut gemanagte Refinanzierung spätestens ein Jahr vor Fälligkeit. Bei der Refinanzierung könnte AMS-Osram bei potentiellen Kapitalgebern zwei Minuspunkte haben. Zum einen erzielte das Unternehmen zuletzt einen Free Cashflow von Minus 171 Millionen Euro (erstes Halbjahr). Auch das Rating könnte dabei eine herausfordernde Rolle spielen. Mit einer Bewertung von BB- sowohl bei S&P (Ausblick negativ) als auch bei Fitch (Ausblick positiv) stufen die Ratingagenturen AMS-Osram im spekulativen Bereich ein. Moody’s vergibt das Rating B1 (Ausblick stabil), damit befindet sich der Konzern dort sogar im hochspekulativen Bereich. Alles zum Thema AMS-Osram Um Osram gab es 2019 einen spektakulären Bieterwettkampf. In einem zweiten Versuch konnte das österreichische Unternehmen AMS sich schließlich gegen PE-Investoren durchsetzen. Nun steckt der fusionierte Konzern in einer Restrukturierung und muss Milliarden refinanzieren. Mehr lesen AMS-Osram will Geld durch M&A einsammeln Eine Lösung, um Geld einzusammeln, soll die Abspaltung von Konzernteilen sein. „Wir verabschieden uns von einigen Geschäften, die uns wenig Spaß und Freude bereitet haben“, so Kamper. Die Rede ist dabei von „Bereichen abseits des Kerngeschäfts mit einem Umsatzvolumen von 300 bis 400 Millionen Euro“. Dies entspreche rund 10 Prozent der Gesamterlöse und dürfte vor allem AMS betreffen. AMS-Osram wolle sich schließlich auf intelligente Sensoren und Emitter konzentrieren. Klar ist, das Unternehmen muss dringend die Bilanzstruktur verbessern und das Refinanzierungsrisiko angehen. Auf der Telefonkonferenz zu den Halbjahreszahlen erklärte das Management, dass die Refinanzierungsüberlegungen gute Fortschritte machen. Allerdings könne man noch keine weiteren Details bekanntgeben. Zudem werde ein positiver Free Cashflow im Jahr 2024 angestrebt, was bei Erreichen dieses Ziels für mehr Sicherheit sorgen würde. Angesichts der gestiegenen Zinsen und Finanzierungsbedingungen keine leichte Aufgabe für CFO Irle. In einem am Montag veröffentlichen Research schreibt die UBS, dass sie die Maßnahmen der Geschäftsführung für einen Schritt in die richtige Richtung hält, aber dennoch eine hohe Unsicherheit in Bezug auf die Refinanzierungsoptionen bleibe. Das Ziel „Wiederherstellung der Basis“ werde ein langer Prozess, insbesondere in einem unsicheren makroökonomischen Umfeld.

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