Porsche hat erste Details zu seinem angekündigten Effizienzprogramm veröffentlicht – und vor allem die voraussichtlichen Mehrkosten für das laufende Geschäftsjahr 2025 beziffert. Demnach sollen das operative Ergebnis sowie der Netto-Cashflow im Automobilbereich in diesem Jahr mit insgesamt etwa bis zu 800 Millionen Euro belastet werden.
Laut einer am gestrigen Donnerstagabend veröffentlichten Ad-hoc-Mitteilung des Sportwagenbauers sind „umfangreiche Maßnahmen zur Stärkung der kurz- und mittelfristigen Ertragskraft“ geplant. Dazu zählt vor allem auch eine Kurskorrektur beim Produktportfolio: Porsche hat angekündigt, noch einmal in zusätzliche Fahrzeugmodelle mit Verbrennungsmotor beziehungsweise Plug-in-Hybride investieren zu wollen. Diese strategische Neujustierung kann als ein Eingeständnis gelesen werden, dass die Elektrostrategie gescheitert ist, weil die E-Wende länger auf sich warten lässt als bisher angenommen.
Zudem soll die Sonder- und Exklusivmanufaktur ausgebaut werden, in der Exklusivausstattungen realisiert werden. Hinzu kommen weitere Aufwendungen in der Fahrzeugentwicklung und bei den Batterieaktivitäten. Genannt, aber vom Unternehmen nicht näher definiert, wurden auch Anpassungen in der Unternehmensorganisation.
Porsche rechnet mit anhaltender Absatzschwäche
2025 wird also absehbar finanziell ein weiteres unbefriedigendes Jahr für Porsche werden, in dem sich der Autobauer noch weiter von seinem Langfristziel von 20 Prozent Umsatzrendite entfernt – in der Hoffnung, den Grundstein für weiteres Wachstum in den Folgejahren legen zu können.
Für das laufende Jahr rechnet Porsche aber zunächst mit einer anhaltenden Absatzschwäche und prognostiziert einen stagnierenden Umsatz bei 39 bis 40 Milliarden Euro. Die operative Umsatzrendite soll weiter sinken und 2025 nur noch bei 10 bis 12 Prozent liegen.
Für die Netto-Cashflow-Marge im Automobilbereich wird für 2025 eine Spanne von 7 bis 9 Prozent ausgegeben. Mit 10 Prozent hat diese Kennzahl 2024 die Prognose von 7 bis 8,5 Prozent laut vorläufigen Zahlen übertroffen. Grund dafür waren laut Porsche insbesondere der Bestandsabbau im vierten Quartal sowie Sondereffekte zum Ende des Jahres.
2024 hat Porsche 310.718 Fahrzeuge und damit 3 Prozent weniger ausgeliefert als im Vorjahr, was vor allem an der schwachen Nachfrage in China lag. Hier betrug das Absatzminus satte 28 Prozent. Das schwache China-Geschäft soll auch der Grund sein, wieso Vertriebsvorstand Detlev von Platen seinen Posten räumen soll – ebenso wie der CFO Lutz Meschke.
Porsche-Holding muss Milliarden abschreiben
Trotz der teuren Neujustierung und der mauen Geschäftsaussichten will Porsche seine Dividende stabil halten. Vorbehaltlich der Zustimmung des Aufsichtsrats will der Vorstand für 2024 „eine Dividende in etwa auf Höhe des Vorjahres“ vorschlagen. Für das Jahr 2023 waren 2,31 Euro je Vorzugsaktie ausgeschüttet worden. Das entspricht 40,7 Prozent des Konzernergebnisses nach Steuern. Die Aktie gab aufgrund der hohen Mehrkosten dennoch erst einmal nach und notierte am heutigen Freitagvormittag bei rund 56 Euro und damit mehr als 5 Prozent im Minus.
Grund für den Kursrutsch dürften daneben auch Abschreibungen auf die Buchwerte bei der Holding Porsche SE sein. Auf die Porsche AG werden nun voraussichtlich satte 2,5 bis 3,5 Milliarden Euro abgeschrieben. Zuvor war man von 1 bis 2 Milliarden Euro ausgegangen. Nicht besser sieht es bei der zweiten Kernbeteiligung der Holding, der Volkswagen AG, aus. Hier waren zuvor bereits Milliardenabschreibungen zwischen 7 und 20 Milliarden Euro angekündigt worden – und man wird wohl eher bei 20 Milliarden Euro landen.
Lena Scherer ist Redakteurin bei FINANCE. Sie hat Publizistik, Anglistik und Komparatistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz studiert und nebenbei für verschiedene Redaktionen gearbeitet. Bevor sie zu FINANCE kam, war sie mehr als acht Jahre lang beim Branchen-Fachdienst buchreport aktiv, zuletzt als Co-Chefredakteurin. Dort hat sie unter anderem Marktanalysen vorgenommen sowie die Bereiche Fachinformation, Recht/Wirtschaft/Steuern und Digitales betreut.