Seit Wochen liefen die Verhandlungen, nun hat sich Knaus Tabbert mit seinem von der Commerzbank angeführten Bankenkonsortium auf eine Änderungsvereinbarung zum bestehenden Konsortialkreditvertrag geeinigt. Grundlage der Anpassung sei die Mehrjahresplanung für die Jahre 2025 bis 2027, die von der Restrukturierungsberatung FTI Andersch validiert worden war, teilte der kriselnde Wohnmobilhersteller am Dienstagnachmittag mit.
Die Vereinbarung beinhaltet eine Anpassung der Financial Covenants über die Restlaufzeit des Kredits bis Juni 2027. Das Unternehmen darf zudem ohne Genehmigung der Konsortialbanken keine Dividenden oder ähnliche Ausschüttungen an seine Aktionäre zahlen.
Knaus Tabbert schloss Konsortialkredit im Juni 2024 ab
Knaus Tabbert hatte im Juni 2024 einen Konsortialkredit in Höhe von 250 Millionen Euro mit der Commerzbank, NordLB und der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich abgeschlossen. Der Wohnmobilhersteller hatte sich dazu verpflichtet, Financial Covenants einzuhalten, die sich auf das Verhältnis der gesamten Nettoverschuldung zum bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebidta) und die Eigenkapitalquoten bezogen.
Doch Knaus Tabbert konnte die Financial Covenants nicht einhalten und musste schon im Bericht zum 3. Quartal 2024 einräumen, diese gerissen zu haben. Zum Bilanzstichtag am 30. September hätten sowohl das Verhältnis der gesamten Nettoverschuldung zum Ebitda als auch die Eigenkapitalquote außerhalb der mit den Konsortialkreditbanken vereinbarten Zielgrößen gelegen.
Razzien und Entlassungen bei Knaus Tabbert
Mitte November hatte das Unternehmen bekannt gegeben, dass die Produktion in Jandelsbrunn in Niederbayern und in Nagyoroszi in Ungarn bis Ende 2024 ruht. Ziel war es, „die Lagerbestände auf Händlerebene auf ein wirtschaftlich nachhaltiges Niveau zu bringen und eigene Bestände abzubauen“. Der Aktienkurs, der zuvor schon stark unter Druck stand, brach daraufhin weiter ein.
Kurz darauf kam es zu einer staatsanwaltlichen Durchsuchung der Geschäftsräume des Wohnmobilherstellers „aufgrund eines staatlichen Ermittlungsverfahrens gegen einzelne Mitglieder des Managements“. Drei Tatverdächtige kamen zunächst in Haft. COO Werner Vaterl und Chief Sales Officer Gerd Adamietzki wurden daraufhin fristlos entlassen.
CEO Wolfgang Speck hatte das Unternehmen rund einen Monat vorher verlassen, CFO Carolin Schürmann ihren Posten bereits im April nach nur eineinhalb Jahren im Amt niedergelegt. Diesen hatte nach monatelanger Vakanz Anfang Radim Ševčík übernommen.
Knaus Tabbert restrukturiert sich
Knaus Tabbert befindet sich zurzeit in der Restrukturierung. Im Januar konnte das Unternehmen eine Einigung zum Personalabbau am Standort Jandelsbrunn unterzeichnen. Zwischen Oktober 2024 und Februar 2025 sei der Personalbestand wie geplant um rund 15 Prozent verringert worden, teilte das Unternehmen Mitte März mit.
Gleichzeitig wurde der vakante COO-Posten neu besetzt, Jochen Hein soll das Amt zum 1. Mai übernehmen. Für das laufende Geschäftsjahr rechnet der Vorstand mit einem Umsatz von rund 1 Milliarde Euro bei einer Ebidta-Marge von 5 bis 6,5 Prozent.
Falk Sinß ist Redakteur bei FINANCE. Er hat Soziologie, Politologie und Neuere und Mittlere Geschichte in Frankfurt am Main sowie in Mainz Journalismus studiert, wo er auch einen Lehrauftrag inne hatte. Vor seiner Zeit bei FINANCE war Falk Sinß drei Jahre Redakteur der Zeitschrift Versicherungswirtschaft und zehn Jahre für verschiedene Medien des Universum Verlags tätig.