Könnte Baywa der nächste große Starug-Fall werden?

Prüft Baywa die Anwendung des Starug-Verfahrens? Wie das „Handelsblatt“ aus Branchenkreisen erfahren haben will, soll sich der kriselnde Agrarkonzern derzeit damit auseinandersetzen. Nötig sein könnte das aus folgendem Grund: Bislang sind noch nicht alle Gläubiger auf das Rettungsboot aufgesprungen. Rückblick: Ende September bescheinigte ein erster Entwurf des Sanierungsgutachtens dem kriselnden Agrarkonzern die Sanierungsfähigkeit – zumindest unter bestimmten Voraussetzungen. Zudem stellten die Gläubigerbanken dem Unternehmen frisches Kapital und mehr Zeit für ein umfassendes Sanierungskonzept zur Verfügung. Baywa zufolge haben nun zwar bereits mehr als 95 Prozent der Gläubiger und damit die überwiegende Mehrheit dem Sanierungskonzept zugestimmt. Doch ein kleiner Teil der insgesamt mehr als 300 Finanzgläubiger ist weiterhin skeptisch. Um auch noch diesen Teil mit an Bord zu holen, könnte das Starug-Verfahren behilflich sein. Denn dabei müssen nicht zwingend alle Gläubiger beziehungsweise Gläubigergruppen einbezogen werden. Grob gesprochen sind also übergreifende Mehrheitsentscheidungen möglich. Baywa hält Plan B bereit Ob derzeit an einem Starug-Plan gearbeitet wird, wollte Baywa auf Nachfrage von FINANCE nicht kommentieren. Doch der Agrarkonzern feilt durchaus an einem Notfallplan, der nach dem Starug klingt. Wie das Unternehmen auf FINANCE-Anfrage mitteilte, führt es aktuell „mit einzelnen wenigen Finanzgläubigern, die bis jetzt noch nicht dem Standstill beigetreten sind“ Gespräche, um eine „konsensuale Lösung“ zu finden, die von allen mitgetragen wird. Für den Fall, dass die verbliebenen Gläubiger dem Stillhalteabkommen nicht zustimmen, wird Baywa „alle zur Verfügung stehenden Mittel einsetzen, um eine Gleichbehandlung der Finanzgläubiger zu gewährleisten“, teilte der Konzern weiter mit. Schließlich will Baywa „unbedingt vermeiden, dass das umfassende Finanzierungs- und Entschuldungskonzept gefährdet wird“. Dafür gebe es einen „Plan B“, um die „Finanzierer, die sich noch schwertun, nicht zurückzuführen“. Das Unternehmen könnte die letzten skeptischen Gläubiger also dazu zwingen, sich an der Restrukturierung zu beteiligen. Wie dieser Plan B im Detail aussieht, führte Baywa nicht aus. Der Agrarkonzern betont aber: „Selbstverständlich wünschen wir uns, diesen Weg einvernehmlich mit allen Finanzgläubigern zu gehen.“ Kommt es bei Baywa zu einem „Starug-light“? Dem „Handelsblatt“-Bericht zufolge soll Baywa allerdings weder einen Schuldenschnitt noch den Ausschluss der Kleinaktionäre planen. Im Raum steht laut dem Bericht eine abgeschwächte Variante des Verfahrens: Der Fokus soll darauf liegen, dass die Tilgung der Kredite bis 2027 ausgesetzt wird. Aktionäre sollen bei dem geplanten Rettungspaket ihre Anteile behalten und die Gläubiger ihre in dem Rahmen festgelegten Forderungen. Darüber hinaus ist es auch möglich, dass Baywa ein Starug-Verfahren als eine Art Drohgebärde verwendet, um noch unschlüssige Gläubiger doch noch von dem aktuellen Sanierungskonzept zu überzeugen. Sollte der Agrarkonzern das Starug tatsächlich anwenden, käme das bisher recht umstrittene Verfahren einmal mehr zum Einsatz. Das Starug soll Unternehmen, die ein im Kern ein funktionierendes Geschäftsmodell haben, vor einer drohenden Insolvenz bewahren. Umstritten ist das Verfahren deswegen, weil damit Gläubigergruppen im Rahmen eines Sanierungsplans ausgeschlossen werden können – so geschehen bei dem Automobilzulieferer Leoni und dem Batteriespezialisten Varta. Sanierungskonzept muss bis Ende 2024 stehen Baywa hat nun bis Ende 2024 Zeit, das finale Sanierungskonzept vorzulegen. Mit dem ersten Rettungspaket, auf das sich der Konzern zuvor geeinigt hat, soll Baywa bis 2027 durchfinanziert sein. Die Banken haben dafür nochmal 500 Millionen Euro an frischem Kapital zur Verfügung gestellt und ein Stillhalteabkommen, das die Aussetzung fälliger Darlehensrückzahlungen vorsieht, bis zum Jahresende verlängert.

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