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Leoni-Gläubiger machen Weg frei für Sanierungskonzept – und Stefan Pierer

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Leoni-Aufsichtsratschef Klaus Rinnerberger soll den Vorstandsvorsitz des Autozulieferers übernehmen. Foto: LEONI AG
Leoni-Aufsichtsratschef Klaus Rinnerberger soll den Vorstandsvorsitz des Autozulieferers übernehmen. Foto: LEONI AG

Finaler Befreiungsschlag für Leoni? Der kriselnde Automobilzulieferer hat eine Mehrheit seiner Gläubiger von dem in der vergangenen Woche vorgestellten Sanierungskonzept überzeugen können. Das gab der schwer angeschlagene Automobilzulieferer am heutigen Montagnachmittag bekannt.

Konkret haben laut Unternehmensangaben „sämtliche Konsortialdarlehensgeber, wesentliche Schuldscheindarlehensgläubiger und Stefan Pierer als strategischer Investor unter Beteiligung der Leoni AG“ eine entsprechende Einigung erzielt. Die zur Umsetzung der Sanierung erforderliche Mehrheit sei damit bereits gesichert, der Aufsichtsrat sowie die Bürgen (Länder NRW, Niedersachsen, Bayern sowie der Bund) hätten ebenfalls grünes Licht gegeben.

Als Berater bei der Restrukturierung mandatiert sind unter anderem Roland Berger (Erstellung des Sanierungsgutachtens), Latham & Watkins und Gleiss Lutz (Rechtsberatung) sowie Herter & Co. (Financial Advisory). Die engagierten Banken werden von Freshfields und Kirkland & Ellis unterstützt, die Schuldscheingläubiger von Dentons.

Leoni nutzt Starug zur Sanierung

Besagtes Sanierungskonzept sieht Leonis Rettung mit Hilfe des Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetzes (Starug) vor. Das vor gut zwei Jahren in Kraft getretene Gesetz schafft die rechtliche Grundlage für eine präventive Sanierung – der laut Leoni „einzig verbleibenden Lösung“. Das Verfahren bietet Krisenunternehmen insbesondere den Vorteil, dass nicht sämtliche Gläubiger dem Plan zur Restrukturierung zustimmen müssen. Es reicht das Organisieren einer Mehrheit – was Leoni nun gelungen ist. Die Krux: Es gibt noch keinen Präzedenzfall, denn bislang kam das Starug erst bei einer Handvoll kleinerer Verfahren zum Einsatz – Leoni ist der erstere größere Case.

Im Kern sieht der Deal wie folgt aus: Die Gesellschaft von Großaktionär Pierer schießt Leoni frisches Kapital über 150 Millionen Euro zu und wird dadurch neue Alleingesellschafterin – die Börsennotierung Leonis endet im Gegenzug. Leidtragende sind die Bestandsaktionäre von Leoni, die bei diesem Delisting leer ausgehen.

Leoni-Gläubiger werden an Gewinnen beteiligt

Differenzierter ist die Perspektive für Banken und Schuldscheingläubiger von Leoni: Sie erklären sich zunächst zum Verzicht auf Forderungen in Höhe 708 Millionen Euro bereit – sollen im Gegenzug aber durch ein sogenanntes Wertaufholungsinstrument an Gewinnen der Gesellschaft beteiligt werden. Laut Mitteilung wird Leoni durch die Beiträge der Finanzgläubiger um etwa die Hälfte seiner Finanzverbindlichkeiten entlastet.

Neu bekannt wurde zudem folgendes Detail der Transaktion: Ein Teil der finanzierenden Banken gewährt für die Umsetzung des Konzepts eine Brückenfinanzierung in Höhe von bis zu 60 Millionen Euro, die aus den durch die Barkapitalerhöhung zufließenden Mitteln zurückzuzahlen ist.

Pierer-Vertrauter Klaus Rinnerberger wird Leoni-CEO

Und last but not least geht mit der heute erzielten Einigung auch eine wichtige personelle Veränderung an der Unternehmensspitze einher: Klaus Rinnerberger, bisheriger Aufsichtsratschef von Leoni, wird neuer CEO von Leoni. Der Chefsessel war nach dem überraschenden Wechsel von Aldo Kamper zu AMS Osram per Ende März frei geworden.

Rinnerberger, der als enger Vertrauter Pierers gilt und von diesem auch im Aufsichtsrat installiert wurde, soll Leoni nach der fusionskontrollrechtlichen Freigabe also zurück in die Erfolgspur führen. Wann diese Freigabe erfolgt, ist indes unklar. Bis zu Rinnerbergers Amtsantritt wird daher Hans-Joachim Ziems die CEO-Aufgaben zusätzlich zu seiner Funktion als CRO übernehmen.

Kurios reagierte derweil die Aktie von Leoni: Trotz der mauen Aussichten für Anteilseigner legte das Papier am Nachmittag kräftig zu und notiert am späten Nachmittag bei rund 60 Cent.

Philipp Hafner ist Redakteur bei FINANCE. Er hat Volkswirtschaftslehre an der Universität Bayreuth sowie an der University of Amsterdam studiert. Vor FINANCE arbeitete Philipp Hafner mehr als sechs Jahre bei der Verlagsgruppe Knapp/Richardi, zunächst als Volontär, anschließend dann als Redakteur für die Fachzeitschrift „Immobilien & Finanzierung“.

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