Meyer Burger kämpft ums Überleben. Bei dem Schweizer Solarmodulhersteller klafft eine Finanzierungslücke in hoher zweistelliger Millionenzahl, nachdem das Unternehmen im September die geplante Solarzellenfertigung im US-amerikanischen Colorado Springs wegen fehlender Drittfinanzierungen gestoppt hatte. Dadurch sind erhebliche Anfangsinvestitionen verloren gegangen. Zugleich sind laut Meyer Burger weitere Investitionen für die Fertigstellung des Modulwerkes in Goodyear erforderlich.
Der Solarmodulhersteller steckt seit geraumer Zeit in der Krise. Angesichts der kritischen Lage wurde zuletzt die Restrukturierungsberatung FTI Andersch mit der Erstellung eines Sanierungsgutachtens beauftragt. „Diese Stellungnahme und das dazugehörige Gutachten sollen Meyer Burgers Fähigkeit bescheinigen, ihre Geschäftstätigkeit sowie ihre externen Verbindlichkeiten umzustrukturieren, vorausgesetzt, die verbleibende Finanzierungslücke kann geschlossen werden“, teilte das Unternehmen nun bei der Vorlage des Halbjahresberichts mit.
Durch diese harte Zeit der Restrukturierung geht Meyer Burger auch noch ohne CFO. Dieser hatte seinen Posten zu Ende September geräumt. Eine Nachbesetzung ist nicht geplant, die Aufgaben sollen intern abgefangen werden.
Meyer Burger setzt Hoffnung in Wandelanleihe-Inhaber
Hoffnung setzt Meyer Burger nun in seine Wandelanleihe-Inhaber. Demnach befindet sich der Verwaltungsrat in „fortgeschrittenen Verhandlungen“ mit einer Gruppe von Inhabern der bestehenden Wandelschuldverschreibungen, die in den Jahren 2027 und 2029 fällig werden. Diese hätten „grundsätzliche Bereitschaft“ signalisiert, frisches Kapital bereitzustellen, um die bestehenden Verbindlichkeiten unter den Wandelanleihen umzustrukturieren.
Ob sich rechtzeitig eine Lösung finden lässt, ist unklar. Angesichts der Verschuldung in Gesamthöhe von aktuell 545,6 Millionen Euro und des Cash-Burns müssten die Restrukturierung und die Finanzierung „in sehr kurzer Frist“ geschehen, so die alarmierenden Worte des Solarmodulherstellers. Auch betont Meyer Burger, dass es keine Garantie gebe, „dass dies zu Bedingungen, die für Meyer Burger und ihre Aktionäre attraktiv sind“ möglich sei.
Zusätzliche Liquidität soll zwischenzeitlich auch durch den Verkauf von Solarmodulen aus bestehenden Lagerbeständen beschafft werden. Zudem sollen nicht mehr benötigte Vermögenswerte verkauft werden, um den operativen Betrieb finanziell zu stützen.
Meyer Burger mit Umsatz- und Ergebniseinbruch
Die Halbjahreszahlen zeichnen indes ein düsteres Bild. Nachdem der Geschäftsschwerpunkt von Deutschland in die USA verlagert wurde, ist der Umsatz wie erwartet eingebrochen. Im ersten Halbjahr schlugen hier 48,7 Millionen Schweizer Franken zu Buche, im ersten Halbjahr 2023 waren es noch 96,9 Millionen Schweizer Franken gewesen. Der Nettoverlust summierte sich auf 317,3 Millionen Schweizer Franken. Im Vorjahr lag das Minus bei 64,8 Millionen Schweizer Franken. Bis zum angepeilten Ziel des stabilen und profitablen Geschäftsbetriebs im Jahr 2026 ist es somit ein weiter Weg für Meyer Burger.
Lena Scherer ist Redakteurin bei FINANCE. Sie hat Publizistik, Anglistik und Komparatistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz studiert und nebenbei für verschiedene Redaktionen gearbeitet. Bevor sie zu FINANCE kam, war sie mehr als acht Jahre lang beim Branchen-Fachdienst buchreport aktiv, zuletzt als Co-Chefredakteurin. Dort hat sie unter anderem Marktanalysen vorgenommen sowie die Bereiche Fachinformation, Recht/Wirtschaft/Steuern und Digitales betreut.