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Mitten in Restrukturierung: ZF kappt Umsatzprognose

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ZF Friedrichshafen kassiert seine Umsatzprognose für 2024. Die schwache Nachfrage ist nicht die einzige Baustelle. Der Automobilzulieferer befindet sich mitten in einer umfangreichen Restrukturierung. Zuletzt wurde ein umfangreicher Stellenabbau in Deutschland angekündigt. Foto: ZF
ZF Friedrichshafen kassiert seine Umsatzprognose für 2024. Die schwache Nachfrage ist nicht die einzige Baustelle. Der Automobilzulieferer befindet sich mitten in einer umfangreichen Restrukturierung. Zuletzt wurde ein umfangreicher Stellenabbau in Deutschland angekündigt. Foto: ZF

ZF Friedrichshafen kassiert seine Umsatzprognose für 2024. Der Automobilzulieferer befindet sich mitten in einer umfangreichen Restrukturierung mit M&A-Deals, Carve-out und weitreichendem Stellenabbau im deutschen Heimatmarkt.

Die Friedrichshafener hatten schon zum Jahresanfang mit einer weiterhin mauen Konjunktur und vor allem einer niedrigeren Nachfrage nach rein elektrischen Fahrzeugen gerechnet. Nun rechnet ZF mit einer weiteren Eintrübung in der zweiten Jahreshälfte. Deshalb und weil sich auch die Kundenabrufe bei dem Zulieferer schwächer entwickeln, erwartet der ZF-Vorstand jetzt nur noch einen Jahresumsatz von 42,5 Milliarden bis 43,5 Milliarden Euro – für Konzernchef Holger Klein eine „konservative Umsatzprognose“.

Ursprünglich hatte man mit 45 Milliarden Euro gerechnet, nach 46,6 Milliarden Euro Umsatz im Vorjahr. Organisch hätte diese Guidance einem Wachstum von 5 Prozent entsprochen.  

ZF vertraut auf Effizienzprogramm 

An der für 2024 in Aussicht gestellten bereinigten Ebit-Marge zwischen 4,9 und 5,4 Prozent sowie dem um Unternehmenstransaktionen bereinigten Free Cashflow von mehr als 800 Millionen Euro hält der Vorstand dagegen fest. Er setzt darauf, dass das Performanceprogramm in der zweiten Jahreshälfte verstärkt greift und auf Jahressicht dem Rückgang im operativen Geschäft entgegenwirkt.

Im ersten Halbjahr fielen die Zahlen schlechter aus als im Vorjahr. ZF Friedrichshafen setzte in den ersten sechs Monaten knapp 22 Milliarden Euro um, 2023 waren es noch 23,3 Milliarden Euro gewesen. Allerdings schlägt sich im Umsatzrückgang auch der Abschluss des neu gegründeten Joint Ventures mit Foxconn für Pkw-Fahrwerksysteme nieder. Darum und um Wechselkurs-Effekte bereinigt, war der Halbjahresumsatz mit einem Minus von 0,1 Prozent nur leicht rückläufig.  

Hohe Transformationskosten belasten das Ergebnis 

Der bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) blieb im ersten Halbjahr mit 780 Millionen deutlich unter dem Vorjahreswert von 941 Millionen Euro. Das entspricht einer bereinigten Ebit-Marge von 3,5 Prozent nach 4,0 Prozent im 1. Halbjahr 2023. Das heißt auch: Im zweiten Halbjahr muss sich das Ebit deutlich verbessern, damit ZF sein Margen-Jahresziel von 4,9 bis 5,4 Prozent erreichen kann.  

Der Rückgang der Ebit-Marge im ersten Halbjahr hat mehrere Gründe. Der Automobilzulieferer muss einerseits weiterhin viel Geld in Forschung und Entwicklung stecken, die es für die Transformation braucht. 2024 soll laut Finanzvorstand Michael Frick bei ZF zu einem Spitzenjahr in Sachen Investitionen werden. Insgesamt sollen von 2024 bis 2026 insgesamt 18 Milliarden Euro investiert werden. Allein im ersten Halbjahr 2024 beliefen sich die Entwicklungskosten auf 1,8 Milliarden Euro. Belastend kommen andererseits auch Fixkosten für den Anlauf neuer Werke und Produkte sowie rückläufige Volumina hinzu.  

Unter dem Strich steht im ersten Halbjahr ein Minus. Der bereinigte Free Cashflow wird mit -494 Millionen Euro ausgewiesen. Im Vorjahr lag das Minus bei 525 Millionen Euro.  

ZF baut in Deutschland bis zu 14.000 Stellen ab 

Bereits vor der Veröffentlichung der Halbjahreszahlen war ein massiver Jobabbau im Rahmen eines strengen Sparprogramms angekündigt worden: In Deutschland sollen bis 2028 bis zu 14.000 Stellen wegfallen. Das wäre jeder vierte der derzeit 54.000 Arbeitsplätze hierzulande.

Entstehen sollen mehrere Standortverbünde mit schlankeren Strukturen. ZF-CEO Holger Klein sprach von einer „sehr fragmentierten Werkslandschaft in Deutschland“, die auch durch Zukäufe entstanden war und „an vielen Stellen ineffizient und gerade an kleineren Standorten wenig flexibel“ sei. Damit droht auch die Schließung weiterer Werke. Das Aus für die Standorte in Gelsenkirchen und Eitorf war bereits länger beschlossen. 

Konzernumbau mit Carve-out und M&A  

Daneben schreitet auch der Konzernumbau voran. Der Carve-out von ZF Lifetec, der die Division Passive Sicherheitstechnik umfasst, ist laut CFO Frick in den finalen Zügen. Denkbar sei dafür sowohl ein M&A-Deal als auch ein IPO.  

Der Carve-out ist ein Teil einer größeren Portfoliobereinigung und Umstrukturierung. Unter anderem wurde zuletzt ein Joint Venture mit Foxconn gegründet, in welches das Pkw-Achsmontagegeschäft eingebracht wurde. Das Geschäft mit selbstfahrenden Shuttle-Fahrzeugen dagegen wurde in einen ZF-eigenen Engineering-Dienstleister überführt, nachdem kein externer Investor dafür gefunden worden war.  

ZF-CFO Frick aktiv bei der Finanzierung 

Recht aktiv war ZF-Finanzvorstand Michael Frick zuletzt auch in Finanzierungsfragen. So wurden im ersten Halbjahr zwei neue grüne Anleihen begeben. Der Euro-Bond hat ein Volumen von 800 Millionen Euro, der US-Bond kommt auf 1,5 Milliarden US-Dollar (rund 1,4 Milliarden Euro). Zudem wurde die noch nicht in Anspruch genommene revolvierende Kreditlinie in Höhe von 3,5 Milliarden Euro bis 2029 verlängert. Insgesamt lag der Liquiditätsspielraum Ende Juni bei ordentlichen 7,5 Milliarden Euro. 

Die Nettoverbindlichkeiten betrugen dabei 10,5 Milliarden Euro und damit etwa eine Milliarde weniger als zum Vorjahreszeitpunkt. Der Leverage liegt damit jetzt bei 2,67x. Auch über den Stichtag hinaus war CFO Frick aktiv und hat sowohl zwei Förderkredite eingeworben als auch einen Schuldschein platziert. Weitere Details enthält die folgende Übersicht.  

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„Mit diesen Finanztransaktionen haben wir für die nächsten Jahre Planungssicherheit geschaffen“, betont Finanzvorstand Frick, der damit auch Fälligkeiten im Jahr 2025 vorgezogen hat.  

Derzeit werden Rückzahlungen von Schulden fällig, die durch frühere M&A-Aktivität entstanden waren. Darunter befindet sich eine im April 2025 fällige US-Anleihe über 1,077 Milliarden US-Dollar, die für den TRW-Kauf im Jahr 2015 begeben worden war. Hinzu kommen zwei im Oktober 2024 und zwei im Januar 2025 fällige Schuldscheintranchen über insgesamt 660 Millionen Euro. 

Lena Scherer ist Redakteurin bei FINANCE. Sie hat Publizistik, Anglistik und Komparatistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz studiert und nebenbei für verschiedene Redaktionen gearbeitet. Bevor sie zu FINANCE kam, war sie mehr als acht Jahre lang beim Branchen-Fachdienst buchreport aktiv, zuletzt als Co-Chefredakteurin. Dort hat sie unter anderem Marktanalysen vorgenommen sowie die Bereiche Fachinformation, Recht/Wirtschaft/Steuern und Digitales betreut.